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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ahnen, was euch die Zukunft bringen wird? Ihr werdet ebenso rat- und hilflos sein, wie ich es wäre, wenn man mich plötzlich auf einen anderen Stern versetzte.
    »Seine Exzellenz«, sagte Mendez-Castillo neben ihm, »läßt es sich zur besonderen Ehre gereichen, Eure Exzellenz mit großem Zeremoniell zu empfangen.«
    »Seine Exzellenz ist außerordentlich gütig«, erwiderte Hornblower. Es kostete ihn Mühe, sich wieder auf die Pflichten zu besinnen, die ihm der Augenblick auferlegte, und er mußte sich richtig zusammenreißen, um auf spanisch die passenden Worte zu finden. Jetzt wurde die Pinne hart übergelegt, das Boot glitt scharf um eine Ecke, hinter der eine hellerleuchtete Brücke in Sicht kam. Von der Brücke führte ein kurzes Stück Wegs zu einem massiven steinernen Torweg. Das Boot ging an der Brücke längsseit, ein halbes Dutzend Uniformierter nahm militärische Haltung an, während die kleine Gesellschaft an Land ging. »Dorthin, Eure Exzellenz«, murmelte Mendez-Castillo. Durch den Torweg gelangten sie in einen Hof, in dem Dutzende von Laternen brannten. In ihrem Schein standen zwei Abteilungen Soldaten, die in drei Gliedern angetreten waren.
    Als Hornblower im Hof erschien, präsentierten sie auf ein lautes Kommando hin die Gewehre, im gleichen Augenblick setzte eine Kapelle mit klingender Marschmusik ein. Sobald das taktfeste Geschmetter der Trompeten an Hornblowers tontaube Ohren drang, machte er halt und stand, die Rechte grüßend am Zweispitz, in militärischer Haltung still. Seine Offiziere folgten rechts und links von ihm seinem Beispiel. Sie rührten kein Glied, bis der ohrenbetäubende Lärm, der von den umliegenden Mauern zurückgeworfen und vervielfacht wurde, sein Ende fand. »Ihre Truppe macht einen ausgezeichneten Eindruck«, sagte Hornblower zu Mendez-Castillo, während er die tadellos ausgerichteten Glieder der Soldaten musterte, die schneeweiße, gekreuzte Schulterriemen und Koppel trugen. »Eure Exzellenz sind die Güte selbst. Darf ich Eure Exzellenz bitten, durch das Eingangstor geradeaus weiterzugehen?«
    Über eine mächtige Freitreppe, die zu beiden Seiten von Männern in Uniform gesäumt war, gelangten sie in einen riesigen Saal. Hier gab es zunächst eine längere, geflüsterte Unterredung zwischen Mendez-Castillo und einem Bediensteten an der Tür, dann hörten sie, wie ihre Namen in klingendem Spanisch verkündet wurden - Hornblower hatte längst die Hoffnung aufgegeben, seinen Namen in einer fremden Zunge so ausgesprochen zu hören, daß man ihn wirklich verstand.
    Jetzt erhob sich die Hauptperson im Saal von ihrem Sitz, der fast einem Thron glich, um den britischen Oberbefehlshaber stehend zu empfangen. Der Mann war viel jünger, als Hornblower erwartet hatte, er mochte noch in den dreißiger Jahren stehen, hatte einen dunklen Teint und ein schmales Gesicht, dessen humorvoller Ausdruck zu der hochfahrend gebogenen Nase in seltsamem Gegensatz stand. Seine Uniform blitzte nur so von Goldstickerei, auf der Brust trug er den Orden vom Goldenen Vlies. Mendez-Castillo stellte die Gäste vor. Die Engländer verbeugten sich tief vor dem Vertreter Seiner Allerkatholischsten Majestät, und dieser dankte jedem von ihnen mit einer höflichen Verneigung.
    Mendez-Castillo verstieg sich bei der Vorstellung dazu, Hornblower die Titel des Gastgebers zuzuwispern, was nach dessen Ansicht bestimmt ein Verstoß gegen die Etikette war, da man doch wohl annehmen durfte, daß ein Gast wußte, von wem er empfangen wurde. »Seine Exzellenz, der Marquis de Ayora, Generalkapitän Seiner Allerkatholischsten Majestät Domäne Puerto Rico.«
    Ayora hieß ihn lächelnd willkommen. »Ich weiß, daß Sie Spanisch sprechen, Exzellenz«, sagte er, »ich hatte schon einmal das Vergnügen, Sie sprechen zu hören.«
    »Exzellenz überraschen mich...«
    »Ja, zur Zeit des Angriffs auf Rosas war ich Major bei den Miqueletes unter Claros und hatte damals die Ehre, an der Seite Eurer Exzellenz zu dienen. Ich erinnere mich noch sehr genau, aber Eure Exzellenz werden sich meiner wohl nicht mehr entsinnen.«
    Da es allzu unglaubhaft gewesen wäre, das Gegenteil zu behaupten, suchte Hornblower vergebens nach einer passenden Antwort und half sich mit einer neuen stummen Verbeugung aus der Verlegenheit.
    »Darf ich mir die Bemerkung erlauben«, fuhr Ayora fort, »daß sich Eure Exzellenz seit jenen Tagen sehr wenig verändert haben. Seither sind immerhin schon elf Jahre vergangen.«
    »Eure Exzellenz sind zu gütig.«

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