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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Wenn es um den Austausch von Höflichkeiten ging, war das eine der nützlichsten Wendungen.
    Ayora richtete noch ein freundliches Wort an Fell - er lobte das Aussehen seines Schiffes - und bedachte die jüngeren Offiziere mit einem liebenswürdigen Lächeln. Dann nahm sich sogleich Mendez-Castillo ihrer an, als ob er längst auf diesen Augenblick gewartet hätte.
    »Die Herren legen gewiß Wert darauf, den Damen der Gesellschaft vorgestellt zu werden«, sagte er. Dabei sah er über Hornblower und Fell hinweg und faßte nur die Leutnants und den Fähnrich ins Auge. Hornblower übersetzte ihnen, was er gesagt hatte, und sah, wie sie sich unter Mendez-Castillos Geleit etwas scheu und nervös im Gedränge verloren.
    Ungeachtet aller Etikette und seiner spanischen Erziehung kam Ayora ohne Umschweife zur Sache, als er sich mit Hornblower und Fell allein sah.
    »Ich habe heute Ihre Jagd auf die Estrella del Sur durch mein Fernrohr beobachtet«, sagte er, und Hornblower wußte darauf wieder einmal keine passende Antwort. Eine lächelnde Verbeugung war bei diesem Thema auch nicht angebracht, darum blieb ihm nichts anderes übrig, als nichtssagend dreinzuschauen.
    »Wir befinden uns in einer ungewöhnlichen Lage«, sagte Ayora. »Nach dem vorläufigen Abkommen zwischen unseren Regierungen hat die britische Marine das Recht, mit Sklaven beladene spanische Schiffe auf hoher See aufzubringen. Aber diese Schiffe sind in Sicherheit, sobald sie in spanische Hoheitsgewässer gelangen. Ist das neue Abkommen über die Bekämpfung des Sklavenhandels unterzeichnet, dann fallen solche Schiffe der Beschlagnahme durch die Regierung Seiner Allerkatholischsten Majestät anheim. Bis dahin aber ist es meine Pflicht, sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Machtmitteln zu schützen.«
    »Eure Exzellenz sind damit selbstverständlich durchaus im Recht«, sagte Hornblower. Fell sah mit leerem Blick von einem zum anderen, er verstand kein Wort von dem, was sie sprachen, aber Hornblower fühlte, daß es über seine Kraft gegangen wäre, ihm das Gespräch zu übersetzen. »Ich bin jedenfalls fest entschlossen, diese meine Pflicht zu erfüllen«, sagte Ayora mit Nachdruck. »Das habe ich nicht anders erwartet«, gab Hornblower zur Antwort.
    »Darum dürfte es das beste sein, wenn wir uns schon jetzt über die künftigen Maßnahmen verständigen.«
    »Nichts wäre mir lieber, Exzellenz.«
    »Ich bitte Sie, nochmals zur Kenntnis zu nehmen, daß ich keinen irgendwie gearteten Angriff auf die Estrella del Sur dulden werde, solange sie sich in Gewässern befindet, die meiner Gebietshoheit unterstehen.«
    »Darüber bin ich mir völlig im klaren, Exzellenz«, sagte Hornblower.
    »Die Estrella wünscht morgen bei Tagesgrauen in See zu gehen.«
    »Ich hatte es nicht anders erwartet, Exzellenz.«
    »Um jede Trübung der zwischen unseren Regierungen bestehenden Freundschaft auszuschließen, wäre es das beste, wenn Ihr Schiff solange im Hafen bliebe, bis sie ausgelaufen ist.«
    Ayora blickte Hornblower unverwandt in die Augen. Seine Miene war völlig ausdruckslos, sein Blick verriet nicht die leiseste Drohung. Dennoch stand diese Drohung unausgesprochen im Raum, - Ayora pochte wortlos und doch unüberhörbar auf seine Übermacht. Auf seinen Befehl peitschten hundert Zweiunddreißigpfünder das Wasser des Hafens zu Schaum. Hornblower dachte unwillkürlich an jenen Römer, der sich seinem Kaiser fügte, weil es sich mit dem Herrn über dreißig Legionen nicht gut streiten ließ. So gut es seine Schauspielkunst erlaubte, nahm er die gleiche Haltung ein und bemühte sich vor allem um das Lächeln des guten Verlierers.
    »Wir hätten gewinnen können und haben verspielt«, sagte er.
    »Warum sollten wir uns also beklagen?« Wenn Ayora angesichts dieser Nachgiebigkeit erleichtert aufatmete, so gab er dieses Gefühl nicht deutlicher kund, als vorhin das Bewußtsein seiner Macht. »Eure Exzellenz sind sehr einsichtig«, sagte er.
    »Wir hätten allerdings einen Wunsch«, sagte Hornblower in unterwürfigem Ton. »Es geht uns darum, den Landwind morgen früh zum Auslaufen zu nutzen. Da wir unseren Wasservorrat ergänzt haben - wofür ich Eurer Exzellenz zu besonderem Dank verpflichtet bin - schiene es uns ungehörig, die Gastfreundschaft Eurer Exzellenz noch länger zu mißbrauchen.«
    Unter den forschenden Blicken Ayoras gab sich Hornblower alle Mühe, einen möglichst harmlosen Eindruck zu machen.
    »Vielleicht hören wir uns an, was Kapitän Gomez dazu zu sagen

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