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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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eingefallen, als es darum ging, Gerard abzulenken. »Wir wollen hoffen, daß uns Seine Exzellenz eine kleine Stärkung anbieten wird.«
    »Ich muß Sie ebenfalls sehr um Entschuldigung bitten, Mylord«, sagte Fell nicht minder verlegen als der Flaggleutnant.
    Hornblower winkte nur ungeduldig ab: »Ach lassen Sie, Sir Thomas«, sagte er, »Sie sind ja in der gleichen Lage wie ich.
    Mr. Spendlove, bitte zeigen Sie mir einmal, was Sie gezeichnet haben.« Daß man ihn immer wieder zwang, die Rolle eines gereizten alten Herrn zu spielen, die doch seinem wahren Wesen so gründlich zuwiderlief! Er durfte sich erst wieder umgänglicher zeigen, als sie nochmals alle Einzelheiten des Schleppsacks durchsprachen, bis dann der Entwurf seine endgültige Billigung fand.
    »Ich nehme an, Sir Thomas«, sagte er, »daß Sie die Leitung der Arbeit Mr. Sefton übertragen wollen, während wir an Land sind.«
    Fell bestätigte dies durch eine stumme Verbeugung. »Mr. Spendlove steht Ihnen dazu zur Verfügung, Mr. Sefton. Mr. Gerard wird Sir Thomas und mich begleiten. Ich weiß nicht, wie Sie disponiert haben, Sir Thomas, aber ich möchte vorschlagen, daß Sie zum Empfang bei Seiner Exzellenz einen Leutnant und einen Fähnrich mitnehmen.«
    »Aye, aye, Mylord.«
    »Mr. Sefton, ich kann mich doch darauf verlassen, daß die Arbeit bis zu unserer Rückkehr von Land, - wahrscheinlich zu Beginn der Mittelwache - fertig ist?«
    »Jawohl, Mylord.«
    Damit war, abgesehen von der noch bevorstehenden leidigen Wartezeit, alles bestens erledigt. Es war wieder genau wie früher im Kriege: Man hielt sich klar und harrte einer demnächst fälligen Entscheidung.
    »Wünschen Sie jetzt Ihr Dinner, Mylord?« fragte Gerard voll Eifer. Ach nein, er wollte kein Dinner. Jetzt, da alles erledigt war und die Spannung nachließ, fühlte er sich plötzlich müde und abgespannt. »Ich rufe Giles, wenn ich noch etwas essen möchte«, sagte er mit einem Blick auf all die Menschen in der Kajüte. Er wollte sie jetzt entlassen und suchte nach einem passenden, möglichst verbindlichen Schlußwort.
    »Ich darf mich wohl zurückziehen, Mylord, da ich noch einige Dienstgeschäfte zu erledigen habe«, sagte Fell ganz unvermittelt und mit überraschendem Takt. »Dem steht nichts mehr im Wege, Sir Thomas, ich danke Ihnen.«
    Die Kajüte leerte sich schnell. Ein Blick Hornblowers genügte, um auch Gerard zu vertreiben, der offenbar gern noch geblieben wäre. Endlich konnte er sich in seinen Sessel sinken lassen, um ein wenig auszuruhen. Er nahm nicht einmal Notiz von Giles, der eine zweite brennende Lampe in die dämmerige Kajüte brachte. Die Wasserübernahme erfüllte das Schiff mit ihrem Lärm, Scheiben quietschten in den Blöcken, Pumpen klapperten, rauhe Kehlen schrien heisere Befehle. Alle diese Geräusche zusammen lenkten so sehr ab, daß es ihm nicht gelang, seine Gedanken zusammenzuhalten. Er wollte gerade einnicken, als es klopfte und ein Fähnrich in der Tür erschien.
    »Der Kommandant läßt melden, Mylord, das Boot von Land sei in Sicht.«
    »Meine Empfehlung an den Kommandanten, ich käme sofort an Deck.«
    Das von Land kommende Boot fuhr in der Achterplicht eine Laterne, die hell aus dem Dunkel des Hafens herüberschien und vor allem Mendez-Castillos schimmernde Uniform beleuchtete.
    In umgekehrter Rangordnung, wie es die Bordsitte vorschrieb, stiegen sie über das Fallreep ins Boot, zuerst der Fähnrich, dann die Leutnants, der Kommandant und zuletzt der Admiral.
    Kräftige Riemenschläge brachten sie über das schwarze Wasser des Hafens zur Stadt, die sich nur durch einige wenige Lichter verriet. Dabei kamen sie dicht an der Estrella vorbei, die eine hellbrennende Staglaterne führte. Aber die Wasserübernahme war wohl beendet, da allem Anschein nach nicht mehr gearbeitet wurde.
    Dennoch hörte man aus den offenen Luken ein ununterbrochenes leises Gewimmer. Vielleicht jammerten die Sklaven dort unten über die Trennung von ihren Leidensgenossen, die hier an Land geschafft worden waren.
    Oder stöhnten sie etwa aus Angst vor ihrem dunklen künftigen Schicksal? Ihr armen Teufel, dachte Hornblower, man hat euch roh aus euren Hütten gerissen und wie Sardinen auf dieses Schiff gepackt, das euch wie ein Meeresungeheuer erscheinen muß, weil ihr seinesgleichen nie gesehen habt. Ihr werdet von Weißen bewacht, deren ungewohnter Anblick euch ebenso erschrecken muß, wie etwa uns eine Begegnung mit Menschen, die grasgrüne Gesichter haben. Wie könnt ihr da auch nur

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