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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zustoßen konnte. Aber diese Haltung erwies sich doch als recht schwierig. Seine Stimme klang wie ein heiseres Krächzen. »Ich muß unverzüglich zum Gouverneur. Wo finde ich seine Exzellenz?«
    »Er dürfte in seinem Amtsgebäude sein«, sagte der junge Mann. »Dorthin haben Sie es nicht weit, nur dreißig Meilen.«
    Dreißig Meilen! Dabei wären ihm jetzt dreißig Meter schon zuviel gewesen, so elend wie er sich fühlte »Schön«, sagte er steif, »ich muß auf alle Fälle dorthin.«
    »Mr. Houghs Haus liegt ganz in der Nähe, nur zwei Meilen von hier an dieser Straße, Mylord«, sagte der junge Mann.
    »Soviel ich weiß, ist Ihr Wagen noch dort. Ich habe schon Nachricht hingeschickt.«
    »Gut, dann reiten wir zuerst dorthin«, sagte Hornblower mit aller Sachlichkeit, die er aufbringen konnte. Ein Befehl des weißen Mannes veranlaßte den zweiten Farbigen abzusteigen, und zugleich ließ sich auch Hornblower schwerfällig von seinem Maultier gleiten. Es kostete ihn alle Kraft, seinen Fuß in den Steigbügel zu heben, und der Farbige mußte ihn hochstemmen, daß er das rechte Bein überschlagen konnte. Er hatte kaum nach den Zügeln gegriffen - jedenfalls lagen sie ihm noch nicht richtig in der Hand - als der weiße Mann sein Pferd in Trab setzte. Hornblowers Gaul bedurfte keiner Aufforderung, dem anderen zu folgen und warf dabei seinen Reiter erbarmungslos im Sattel umher.
    Der andere verlangsamte seine Gangart, so daß Hornblower neben ihn aufrücken konnte, und sagte: »Mein Name ist Colston. Ich hatte gestern Abend beim Ball die Ehre, Eurer Lordschaft vorgestellt zu werden.«
    »Gewiß, ich entsinne mich«, sagte Hornblower. »Erzählen Sie mir doch, was sich dort weiter abspielte.«
    »Wir warteten eine ganze Weile mit dem Souper, Mylord, da Sie Mrs. Hough an der Spitze des Zuges zu Tisch führen sollten.
    Aber Sie blieben verschwunden, Sie und Ihr Sekretär Mr....
    Mr....«
    »Spendlove«, ergänzte ihn Hornblower. »Ganz recht, Mylord.
    Zunächst dachten wir an eine dringende dienstliche Angelegenheit, die Sie unversehens aus unserer Mitte entführt haben mochte, erst als ein, zwei Stunden vergangen waren, kamen Ihr Flaggleutnant und Mr. Hough überein, daß man Sie mit Gewalt fortgeschafft haben mußte. Wir waren darüber alle wie vor den Kopf geschlagen, Mylord.«
    »Hm, und was geschah weiter?«
    »Es wurde Alarm geschlagen. Alle anwesenden Herren ritten unverzüglich los, um nach Ihnen zu suchen. Beim Morgengrauen wurde die Miliz aufgerufen. Auf der ganzen Insel sind bewaffnete Streifen eingesetzt, und zur Stunde ist das Hochländer-Regiment wahrscheinlich schon im Eilmarsch hierher unterwegs.«
    Hornblower nickte nur stumm mit dem Kopf. Tausend Infanteristen legten also seinetwegen dreißig Meilen im Gewaltmarsch zurück, tausend Reiter durchkämmten die ganze Insel.
    Jetzt hörte man von vorne Hufgeklapper, dann tauchten aus der Dämmerung des Abends zwei Reiter auf. Hornblower konnte im Halbdunkel eben noch erkennen, daß es Hough mit dem Boten war. »Gott sei Dank, Mylord«, sagte Hough. »Was ist denn geschehen?« Hornblower war schon versucht zu sagen: ›Mr. Colston wird Ihnen darüber Auskunft geben‹, aber er zwang sich im letzten Augenblick doch zu einer passenderen Antwort. Hough drückte ihm darauf mit den erwarteten nichtssagenden Worten sein Bedauern aus.
    »Ich muß unverzüglich weiter zum Gouverneur«, sagte Hornblower. »Es geht mir jetzt vor allem anderen um Spendlove.«
    »Spendlove, Mylord? Ach richtig, das ist ja Ihr Sekretär.«
    »Ja, er ist noch in den Händen der Piraten«, sagte Hornblower.
    »So?« war alles, was Hough zu antworten wußte. Der arme Spendlove! Kein Mensch schien sich hier um ihn Gedanken zu machen - höchstens vielleicht die kleine Lucy Hough.
    Hier war auch schon das Haus und der geräumige Vorhof, aus allen Fenstern schimmerte Licht.
    »Bitte, treten Sie ein, Mylord«, sagte Hough. »Eure Lordschaft bedürfen gewiß dringend einer Erfrischung.«
    Hornblower hatte vor geraumer Zeit Yams und Salzfleisch gegessen, aber er verspürte jetzt nicht den geringsten Hunger.
    »Ich muß sofort weiter zum Gouverneur«, sagte er. »Jede Minute ist kostbar.«
    »Wenn Eure Lordschaft darauf bestehen »Ja«, sagte Hornblower, »es muß sein.«
    »... dann werde ich sofort anspannen lassen, Mylord«, sagte Hough und ging hinaus, um den Befehl dazu zu geben.
    Hornblower betrat indessen das hellerleuchtete Wohnzimmer.
    Wenn er sich jetzt in einen dieser riesigen Polstersessel

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