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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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bergab, der letzte Waldgürtel wurde durchquert, dann tat sich, flimmernd unter den Strahlen der tropischen Sonne, eine weite Ebene vor ihnen auf. Sie waren in der Savanne. Hier gab es kaum noch Felsen, da und dort weideten Rinder, und weiterhin schweifte der Blick über ein weites grünes Meer - die riesigen Zuckerrohrfelder Jamaikas, die sich vor ihnen dehnten, soweit das Auge nur reichte. Nach weiteren tausend Metern erreichten sie einen deutlich erkennbaren Pfad. Hier zügelten seine beiden Begleiter ihre Tiere. »Jetzt findest du allein weiter«, sagte der eine von ihnen und deutete auf den Pfad, der in vielen Windungen nach den Zuckerrohrfeldern führte.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Hornblower in seinem benommenen Zustand begriffen hatte, daß sie ihn freilassen wollten.
    »Soll ich dorthin?« fragte er ganz überflüssigerweise. »Ja«, sagten seine Begleiter.
    Die beiden Kerle drehten ihre Maultiere herum, Hornblower mußte das seine, dem die Trennung offenbar nicht gefiel, mit Gewalt daran hindern, ihrem Beispiel zu folgen. Erst als ihm einer der Begleiter einen kräftigen Hieb auf sein Hinterteil versetzte, fühlte es sich bemüßigt, den Pfad einzuschlagen.
    Dabei fiel es in einen so harten, stoßenden Trab, daß sich Hornblower nur unter heftigsten Schmerzen mühsam in seinem Sitz hielt. Aber damit war es bald vorbei, denn das Maultier zog es vor, wieder in einen müden, langsamen Schritt zu fallen.
    Hornblower war es zufrieden, endlich ruhig sitzen zu können, während das Tier Schritt für Schritt den Pfad entlangschlich. Die Sonne versteckte sich hinter Wolken, ein frischer Windstoß kündete das kommende Gewitter an, und gleich darauf rauschte ein so starker Wolkenbruch nieder, daß man kaum noch die Hand vor Augen sah. Die Landschaft war plötzlich wie ausgelöscht, das Maultier bewegte sich auf dem schlüpfrigen Boden noch langsamer fort als zuvor. Hornblower saß ganz erschöpft auf dem steinharten Rückgrat des Tiers, der Regen schlug ihm mit solcher Gewalt ins Gesicht, daß es ihm fast den Atem nahm.
    Allmählich ließen die rauschenden Fluten nach, über ihm war der Himmel noch bedeckt, aber im Westen wurde es hell, und schließlich brach sogar die sinkende Sonne durch. Sie zauberte einen prachtvollen Regenbogen an den Himmel, der sich zur Linken Hornblowers über der Ebene wölbte, aber er nahm kaum von diesem Schauspiel Notiz. Jetzt war das erste Zuckerrohrfeld erreicht. Der Pfad, dem er folgte, verwandelte sich in einen schmalen, holprigen Fahrweg, in dem die Räder tiefe Gleise gegraben hatten. Das Maultier schien eine Ewigkeit zwischen den Wänden aus Zuckerrohr weiterzuwandern. Endlich kreuzte sich der Weg mit einem anderen, und hier, mitten auf der Kreuzung, machte das Tier plötzlich halt. Noch ehe sich Hornblower ganz aus seinem Dämmerzustand herausgerissen hatte, um es wieder in Gang zu bringen, hörte er von rechts her einen Zuruf. Als er sich umsah, entdeckte er in einiger Entfernung auf dem Querweg eine Gruppe von Reitern, die sich im Licht der Abendsonne deutlich abzeichneten. Unter eiligem Hufgetrappel kamen sie auf ihn zu galoppiert und rissen ihre Gäule neben ihm zusammen. Der erste der Gruppe war ein Weißer, zwei Farbige ritten dicht hinter ihm.
    »Lord Hornblower, nicht wahr?« fragte der Weiße, der offenbar noch recht jung an Jahren war. Trotz aller Benommenheit entging es Hornblower nicht, daß er in festlicher Abendkleidung zu Pferde saß. Seine Halsbinde war ganz zerzaust und beschmutzt. »Ja, der bin ich«, sagte Hornblower.
    »Gott sei Dank, daß Sie in Sicherheit sind«, sagte der junge Mann. »Fehlt Ihnen etwas? Sind Sie verletzt, Mylord?«
    »Nein«, sagte Hornblower, der sich vor Erschöpfung kaum noch auf seinem Reittier halten konnte. Der junge Mann wandte sich an einen seiner farbigen Begleiter und erteilte ihm in fliegender Hast einen Auftrag. Der Farbige warf sofort seinen Gaul herum und jagte den Weg zurück, den die drei gekommen waren. »Die ganze Insel wurde mobilgemacht, um Sie zu suchen, Mylord«, sagte der junge Mann. »Was ist Ihnen eigentlich zugestoßen? Wir haben schon den ganzen Tag nach Ihnen gesucht.«
    Ein Admiral, ein Oberbefehlshaber durfte sich unter keinen Umständen schwach und unmännlich zeigen. Hornblower steifte unter Aufwand aller Willenskraft sein Rückgrat.
    »Ich wurde von Piraten entführt«, sagte er. Dabei versuchte er, so sachlich und distanziert zu sprechen, als ob das ein Ereignis wäre, das jedermann täglich

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