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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Ich kann es nicht, und ich will es nicht.«
    »Dann bleibt mir kein anderer Ausweg, Exzellenz.«
    »Unsinn, sagte ich, Unsinn! Sie haben kein Versprechen gegeben! Sagten Sie nicht selbst, daß Sie sich zu nichts verpflichtet hatten?«
    »Das zu beurteilen steht allein bei mir, Exzellenz.«
    »In Ihrer augenblicklichen Verfassung sind Sie überhaupt nicht in der Lage, etwas zu beurteilen - wenn Sie es je gewesen sind. Wie können Sie sich auch nur eine Sekunde lang einbilden, ich ließe mir von Ihnen durch solche Mätzchen die Hände binden?«
    »Niemand bedauert diese Zwangslage mehr als ich, Exzellenz.«
    »Was heißt hier Zwangslage? Wollen Sie mir Vorschriften machen? Nehmen Sie endlich zur Kenntnis, daß ich sowohl auf Grund meines Ranges wie auch als Gouverneur dieser Insel Ihr Vorgesetzter bin. Noch ein Wort, und ich nehme Sie fest, Mylord. Ich will von diesem Unfug ein für allemal nichts mehr hören.«
    »Euer Exzellenz...«
    »Kein Wort weiter, sagte ich. Dieser Spendlove steht in Diensten des Königs, er muß die Gefahren auf sich nehmen, die seine Stellung mit sich bringt, auch wenn er nur Sekretär ist.«
    »Aber…«
    »Schweigen Sie, Mylord! Ich warne Sie zum letzten Mal.
    Morgen, wenn Sie ausgeruht sind, wollen wir darangehen, dieses Wespennest auszuräuchern.«
    Hornblower enthielt sich aller weiteren Einwände, die sich ihm immer noch über die Lippen drängen wollten. Hooper hatte es zweifellos ernst gemeint, als er ihm mit Festnahme drohte.
    Die straffe Disziplin der bewaffneten Macht der Britischen Krone hielt einen Hornblower so eisern in ihrem Griff wie den letzten Matrosen. Einem Befehl nicht zu gehorchen war von Anfang an ein hoffnungsloses Beginnen. Die Stimme des Gewissens trieb ihn mit unwiderstehlicher Kraft voran, aber die starre Mauer der Disziplin gebot seinem Drängen Einhalt.
    Morgen? Morgen war wieder ein Tag.
    »Wie Eure Exzellenz befehlen.«
    »Eine geruhsame Nacht wird Ihnen guttun, Mylord. Es wird das beste sein, wenn Sie gleich hier im Hause übernachten, ich werde sofort die nötigen Anordnungen treffen. Wenn Sie Ihren Flaggleutnant veranlassen wollen, für frische Wäsche und Kleidung zu sorgen, dann werde ich die Sachen vom Admiralitätsgebäude holen lassen, so daß sie morgen früh für Sie bereit sind.«
    Kleidung? Hornblower blickte an sich hinunter. Er hatte ganz vergessen, daß er immer noch seinen schwarzen Frack trug. Ein Blick genügte, um ihm zu verraten, daß dieser Anzug für immer ausgedient hatte. Danach war es nicht schwer zu erraten, welchen Anblick er bot. Er wußte, daß auf seinen eingefallenen Wangen die Bartstoppeln sprossen und daß seine Halsbinde nur noch ein schmutziger Fetzen war. Kein Wunder, daß ihn die Leute im Vorzimmer neugierig angestarrt hatten. »Eure Exzellenz sind zu gütig.«
    Was verschlug es, wenn man angesichts des Unvermeidlichen, das man wenigstens zeitweise auf sich zu nehmen hatte, den Formen der Höflichkeit Genüge tat? Hoopers Ausdrucksweise verriet, daß seine Einladung nicht viel anderes war als ein Befehl. Im Endeffekt saß also Hornblower hier im Regierungsgebäude genauso gefangen, als ob Hooper seine Drohung wahrgemacht und ihn richtiggehend festgenommen hätte. Da man sich nun einmal - wenigstens für den Augenblick - zu fügen hatte, war es immer noch das beste, man tat es mit Grazie. Morgen war schließlich wieder ein Tag.
    »Gestatten Sie mir, daß ich Sie auf Ihr Zimmer führe, Mylord?« sagte Hooper.
    Als er einen Blick in den Schlafzimmerspiegel warf, fand er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Er sah in der Tat fürchterlich aus. Das Bett mit seinem riesigen Moskitonetz war breit und einladend. Seine schmerzenden Glieder wollten ihn verleiten, sich quer darüber hinzuwerfen und ihnen endlich Ruhe zu gewähren. Sein müdes Gehirn legte ihm nahe, sich im Dunkel des Nichts versinken zu lassen, um seinen Kummer im Schlaf zu vergessen, so wie ein Trinker im Schnapsrausch über sein Elend hinwegzukommen sucht. Es tat ihm wohl, sich im lauen Badewasser abseifen zu können, obgleich ihm dabei die wundgerittenen Stellen seines Körpers höllisch brannten. Das Bad hatte seine Spannung gelockert, das weite Nachthemd aus dem Besitz Seiner Exzellenz flatterte ihm lose um die mageren Glieder, aber er brachte es auch jetzt noch nicht über sich, dem müden Körper sein Recht zu geben. Sein innerstes Wesen lehnte sich gegen solche Nachgiebigkeit auf, so begann er denn rastlos auf bloßen Füßen im Zimmer umherzuwandern,

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