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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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weil es ja hier kein Achterdeck gab, das er seiner Gewohnheit gemäß hätte abschreiten können. In der tropischen Hitze des Zimmers, die durch die Wärme der brennenden Kerzen noch gesteigert wurde, strömten die Gedanken und Einfälle nicht so leicht wie in der frischen, belebenden Seeluft. Moskitos tanzten singend um ihn herum, sie stachen ihn in den Hals und in die bloßen Füße und rissen ihn dadurch immer wieder aus seinen Überlegungen. Die entsetzliche Nacht wollte kein Ende nehmen, mitunter ließ seine innere Spannung so weit nach, daß er sich auf einen Stuhl niederließ, aber Sekunden später riß ihn ein neuer Gedanke wieder hoch und zwang ihn, rastlos weiter umherzuhumpeln. Es machte ihn rasend, daß es ihm nicht gelingen wollte, sich ganz auf Spendloves Lage und alles, was damit zusammenhing, zu konzentrieren. Sooft er sich bei diesem offenkundigen Mangel ertappte, kam er sich verächtlich vor, weil er das Gefühl hatte, daß er seinen Sekretär durch solches Abschweifen geistig im Stiche ließ. Es gab da nämlich noch einen anderen Gedankenzug, der den ersten oft genug verdrängte und sogar mehr zu fesseln vermochte als jener. Ehe die Nacht um war, hatte er sich zurechtgelegt, wie er das Piratennest ausheben wollte, wenn er nur erst die Hände freigehabt hätte. Er empfand ein grimmiges Behagen, wenn er seinen Plan in der Vorstellung immer und immer wieder abrollen ließ, aber dieses Behagen schlug in würgendes Elend um, wenn ihm dann wieder einfiel, daß sich Spendlove in der Gewalt dieser Burschen befand.
    Manchmal drehte es ihm buchstäblich den Magen herum, wenn er an Johnsons Drohung dachte, ihm die Augen auszustechen.
    Am Ende übermannte ihn trotz allem unversehens der Schlaf.
    Er hatte sich wieder einmal gesetzt und stützte den müden Kopf auf die Hand. Dabei mußte er eingenickt sein, denn plötzlich fuhr er erschrocken hoch, weil er im Sessel vornüber gekippt war. Aber er war dabei doch nicht ganz wach geworden. Ohne zu wissen, was er tat, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und war in dieser Stellung sofort wieder eingeschlafen. Das riesige, bequeme Bett blieb unbenutzt, bis ihn ein Klopfen weckte. Er sah sich blinzelnd um und mußte sich erst besinnen, wo er sich befand. Dann riß er sich vollends aus dem Schlaf und tat, als ob es die natürlichste Sache von der Welt wäre, auf einem Sessel zu schlafen, obwohl ein Bett in nächster Nähe bereitstand.
    Inzwischen war Giles ins Zimmer getreten, - er brachte reine Unterwäsche, eine Uniform und das Rasierzeug. Das Rasieren und die hundert kleinen Handgriffe, die die Sorgfalt beim Anziehen verlangte, lenkten ihn ab und bewirkten sogar, daß er das Problem, das es in wenigen Minuten zu lösen galt, etwas ruhigeren Sinnes erwog. »Seine Exzellenz würden sich freuen, wenn ihm Eure Lordschaft beim Frühstück Gesellschaft leisten wollten.« Giles hatte von Hooper durch dessen Tür den Auftrag bekommen, dies seinem Herrn zu bestellen. Die Einladung mußte natürlich angenommen werden, da sie einem königlichen Befehl gleichkam. Hooper aß zum Frühstück offenbar gern ein Beefsteak, denn Hornblower hatte ihm kaum in aller Form guten Morgen gewünscht, als dieses Gericht auf silberner Platte, mit Zwiebeln garniert, aufgetragen wurde. Hooper streifte Hornblower mit einem abschätzigen Blick, als sich dieser auf die Frage des Butlers Papaya und ein gekochtes Ei erbat. Denn das war kein guter Anfang. Daß Hornblower diese ausländischen, aus Frankreich importierten Eßgewohnheiten angenommen hatte, statt dem handfesten englischen Frühstück treu zu bleiben, bestärkte ihn in seiner Überzeugung, daß bei ihm eine Schraube los war. Aber Hornblower hatte eben frische Eier in der Schale in Jahrzehnten auf See besonders schätzen gelernt und war dieser Vorliebe auch während eines jahrelangen Landlebens treu geblieben. Hooper tupfte Senf auf sein Steak und machte sich mit herzhaftem Appetit ans Essen. »Haben Sie gut geschlafen?«
    »Danke, ganz gut, Exzellenz.«
    Hoopers Verzicht auf die förmliche Anrede Mylord hatte die unmißverständliche Bedeutung, daß er die Auseinandersetzung vom Abend zuvor vergessen wollte und großzügig bereit war, so zu tun, als wäre Hornblower ein völlig normaler Mensch, der nur gelegentlich einmal aus der Rolle fiel.
    »Wir wollen den Dienst beiseite lassen, bis wir gegessen haben.«
    »Wie Eure Exzellenz wünschen.«
    Aber selbst ein Gouverneur weiß nicht, was die nächste Sekunde bringt. Draußen vor der Tür

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