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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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jetzt nachgerade darüber klar sein, was der Mörser zu bedeuten hatte.
    »Geben Sie mir einmal Ihren Kieker, Gerard.« Er richtete das Glas auf das Band im Felsen. Jetzt unterschied er dort jede Einzelheit, die aus groben Steinen aufgeschichtete Brustwehr und am einen Ende den Wasserfall - aber kein Lebenszeichen von der Besatzung. Die Leute hielten sich im hintersten Winkel der Höhle verborgen, oder aber sie kauerten unsichtbar hinter der Brustwehr. »Noch einen Schuß.«
    Nach dem Knall vergingen wieder fünfzehn lange Sekunden, dann sah er unter dem Überhang Felsbrocken fliegen.
    »Gut so!« rief er, immer noch das Glas am Auge. Die Granate hatte offenbar genau in die Höhle getroffen. Während er noch sprach, erschien eine dunkle Gestalt mit hochgeschwungenen Armen hinter der Brustwehr. Er sah, wie die Granate vor dem Hintergrund der Felswand als winzige schwarze Scheibe niederfiel und wie unten am Fuß der Wand im nächsten Augenblick ein Rauchpilz emporschoß. Einer der Kerle hatte die heiße Granate mit beiden Händen gepackt und im Bruchteil einer Sekunde über die Brustwehr geschleudert. Nur nackte Verzweiflung konnte einen Menschen dazu bringen, solches zu wagen. »Noch einen Schuß an die gleiche Stelle und die Brenndauer eine Sekunde kürzer, dann ist alles vorbei«, sagte er und gleich darauf: »Nein, warten Sie noch.«
    Die armen Kerle sollten sich doch endlich ergeben und nicht so lange zuwarten, bis sie in Stücke gerissen wurden. Was war zu tun, um sie dazu zu bringen? Er wußte es ganz genau.
    »Möchten Sie einen Unterhändler mit weißer Flagge vorschicken, Mylord?« sagte Spendlove und sprach damit aus, was Hornblower eben durch den Kopf ging. »Ja, ich hatte es ins Auge gefaßt.«
    Ein solcher Auftrag war bestimmt sehr gefährlich. Wenn die Piraten entschlossen waren, sich nicht zu ergeben, dann war ihnen auch eine Waffenstillstandsflagge gleichgültig, dann schossen sie natürlich sofort auf den, der sie trug. Es gab dort oben gewiß ein Dutzend Musketen und allermindestens ein gezogenes Gewehr. Hornblower konnte sich nicht dazu durchringen, einen Mann nach vorn zu schicken oder einen Freiwilligen dafür aufzurufen. »Ich werde gehen«, sagte Spendlove. »Sie kennen mich.« Das war der Preis, den er für seinen hohen Rang zu bezahlen hatte, ging es Hornblower durch den Kopf. Er durfte nicht davor zurückschrecken, seine Freunde in den Tod zu schicken. Und doch... »Einverstanden«, sagte Hornblower.
    »Gib mir dein Hemd und deine Pike, mein Junge«, sagte Spendlove zu einem Matrosen. Das Hemd, mit den Ärmeln an den Schaft der Pike gebunden, gab eine brauchbare weiße Flagge. Als Spendlove damit durch die Kette der rotröckigen Seesoldaten nach vorn ging, fühlte sich Hornblower versucht, ihn zurückzurufen. Unter den gegebenen Umständen kam natürlich nur eine bedingungslose Übergabe in Frage. Er öffnete schon den Mund, aber die Worte, die er rufen wollte, kamen ihm nicht über die Lippen. Spendlove schritt unterdessen dem Flußufer zu, alle paar Sekunden machte er kurz halt und schwenkte seine Flagge. Hornblower konnte durch sein Glas oben in der Höhle nichts Auffälliges bemerken. Erst nach einer Weile blitzte es dort metallisch auf, und zugleich erschien am Rande der Brustwehr eine Reihe von Köpfen und Schultern. Ein Dutzend Musketen richteten sich auf Spendlove, aber dieser hatte sie ebenfalls gesehen, er blieb wieder stehen und schwenkte kräftig die Flagge. Die Spannung währte endlose Sekunden, endlich kehrte Spendlove den drohenden Musketen den Rücken und trat den Rückzug an. Kaum hatte er die ersten Schritte getan, da puffte Mündungsqualm von der Brustwehr herab: Der Gewehrschütze hatte geschossen, als er sah, daß keine Aussicht bestand, Spendlove bis in die Reichweite der Musketen zu locken. Spendlove kam unverrichteter Dinge zurück, er zog die Pike mit dem Hemd hinter sich her.
    »Er hat mich gefehlt, Mylord«, sagte er. »Gott sei Dank«, sagte Hornblower. »Stückmeister, Feuer eröffnen.« Vielleicht hatte der Wind ein wenig gedreht, vielleicht entwickelte das Pulver nicht genau die gleiche Kraft, jedenfalls krepierte die Granate diesmal unterhalb der Höhle in der Luft - der Zünder hatte also richtig funktioniert, aber ein beträchtliches Stück vor der Felswand. »Noch ein Schuß«, sagte Hornblower. Da war es geschehen: Ein Rauchpilz und eine Fontäne aufspritzender Trümmer mitten in der Höhle! Man konnte sich nur mit Schaudern vorstellen, was sich dort

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