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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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hätte man einen lebhaften Traum. Alles, die Menschen, die Schuppen, die Häuser hoben sich unnatürlich scharf von ihrer Umgebung ab, die Stimmen klangen hier ganz anders, da sie vom Land widerhallten, der Wind war himmelweit verschieden vom Wind draußen auf See. Die Passagiere der Princess gingen bereits an Land, eine Menge Neugieriger hatte sich auf der Pier angesammelt. Die Rückkehr eines Wasserleichters von der Kanalflotte war an sich schon interessant genug, weil er vielleicht Nachrichten mitbrachte, aber ein Wasserleichter, der ein französisches Kriegsschiff, eine Brigg, gekapert und sogar kurz in Besitz gehabt hatte, das war eine richtige Sensation.
    Hornblower mußte sich von Baddlestone verabschieden und dafür sorgen, daß seine Seekiste und sein Seesack an Land gebracht wurden. Außerdem aber gab es noch etwas anderes zu besprechen.
    »Ich habe hier die Papiere des französischen Schiffes«, sagte Hornblower und zeigte dem Kapitän das Bündel. »Was soll denn ich damit?« fragte ihn Baddlestone.
    »Sie haben die Pflicht, sie der zuständigen Behörde zu übergeben«, sagte Hornblower. »Ich bin sogar überzeugt, daß Ihnen diese Pflicht von Gesetzes wegen obliegt. Jedenfalls muß ich mich als Offizier des Königs darum kümmern, daß es geschieht.«
    Baddlestone war seltsam zurückhaltend. Er schien ebenso wie Hornblower darauf bedacht, sich nicht offen auszusprechen.
    »Warum tun Sie es denn nicht selbst?« fragte er schließlich, nachdem er Hornblower eine ganze Weile durchdringend angeschaut hatte. »Das Schiff war eine Prise, Sie sind der Kapitän, der sie gekapert hat.« Baddlestone gab seiner Geringschätzung für Prisen zum Ausdruck, die nur noch aus wertlosen Papieren bestanden.
    Als er mit Schimpfen und Fluchen zu Ende war, meinte er:
    »Liefern Sie den Papierkram doch selber ab. Für Sie hat er vielleicht einigen Wert.«
    »Das kann schon sein«, stimmte ihm Hornblower bei.
    Baddlestones anfängliche Zurückhaltung verwandelte sich jetzt in unverhohlene Neugier. Er maß Hornblower mit einem forschenden Blick, als ob er neben den offenkundigen Beweggründen noch einen versteckten zu entdecken suchte, der ihn zu seinem Verhalten bestimmte. »Sie waren es doch, der daran dachte, das Zeug mitzunehmen«, sagte er, »und jetzt wollen Sie es mir einfach geben?«
    »Das ist doch klar. Sie sind der Kapitän.«
    Baddlestone schüttelte langsam den Kopf, als hätte er es aufgegeben, die Lösung eines Problems zu finden. Hornblower sollte nie dahinterkommen, worin dieses Problem bestanden hatte.
    Als er dann an Land ging, überkam ihn wieder einmal das seltsame Gefühl, nach langer Zeit wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Zwei Gruppen von Passagieren, die auf der Pier standen - die eine bestand aus Offizieren und Unteroffizieren, die andere aus den Mannschaften - verstummten, als er auf sie zutrat. Er mußte sich jetzt in aller Form von ihnen verabschieden, waren doch erst dreißig Stunden vergangen, seit sie im Verein mit ihm die Entermesser schwingend das Deck der französischen Brigg erkämpft hatten.
    Zwischen ihnen allen bestand jetzt eine Waffenbrüderschaft - etwas, das sie scharf von den ahnungslosen Zivilisten trennte und zu einer besonderen Kaste stempelte.
    Aber das erste, was er hier an Land zu besorgen hatte, war doch der Brief. Sein Blick fiel auf einen mageren, barfüßigen Jungen, der sich hinter den versammelten Männern herumtrieb.
    »Komm einmal her, Kleiner«, rief ihm Hornblower zu. »Willst du dir einen Shilling verdienen?«
    »Ja, das möchte ich schon.« Seine Antwort im vertrauten Dialekt der Heimat war von einem verlegenen Grinsen begleitet.
    »Kennst du Driver's Alley?«
    »Ja, Sir.«
    »Hier hast du Sixpence und einen Brief. Damit läufst du jetzt los und bringst den Brief zu Mrs. Hornblower, kannst du dir den Namen merken? Wiederhole mir einmal wie sie heißt. Ja, ausgezeichnet. Wenn du ihr den Brief gibst, bekommst du von ihr die zweiten Sixpence. So, und jetzt lauf los.«
    Nun der Abschied:
    »Den meisten von Ihnen, meine Herren, habe ich erst vor wenigen Tagen Lebewohl gesagt, und jetzt schlägt die Stunde des Abschieds zum zweitenmal. In dieser kurzen Zeit hat sich eine ganze Menge ereignet.«
    »Das kann man wohl sagen, Sir!« Diese begeisterte Zustimmung kam von Bush, der unter allen Anwesenden der einzige aktive Seeoffizier war.
    »Jetzt sage ich Ihnen also abermals Lebewohl. Schon das erstemal sagte ich, daß ich hoffte, wir würden einander irgendwo

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