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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zu einem Kuß, aber sie hütete sich davor, sich in seine Arme zu werfen. Sie achtete auch darauf, den Kuß sofort zu beenden, als sie fühlte, daß Hornblower aufbrechen wollte. Er kletterte in die Kutsche und setzte sich nieder. Dabei fühlte er sich plötzlich seltsam allein und verlassen. Der Postillion stieg auf seinen Bock und blickte über die Schulter nach hinten.
    »Nach London«, sagte Hornblower.
    Die Pferde zogen an, die kleine Schar der Zuschauer schrie etwas, das wie Hurra klang. Dann klapperten die Hufe über das Kopfsteinpflaster, die Kutsche nahm die nächste Ecke, und damit war Maria schon aus seinem Gesichtsfeld entschwunden.
8. Kapitel
    »Dieses Zimmer nehme ich«, sagte Hornblower zu der Pensionswirtin. Über ihre Schulter rief die Frau nach unten:
    »Los, Harry, bring die Sachen herauf.« Dann hörte er die schweren Schritte des schwachsinnigen Sohnes auf der läuferlosen Holztreppe, als der Junge seine Seekiste heraufwuchtete. In dem Zimmer gab es ein Bett, einen Stuhl, einen Waschtisch und an der Wand einen Spiegel, das war alles, was ein Mann brauchte. Es war die billige Unterkunft, die ihm der letzte Postillion empfohlen hatte. In der schmutzigen Nebenstraße hatte es einige Aufregung gegeben, als die Extrapost von der Westminster Bridge Road eingeschwenkt war und vor dem Haus haltgemacht hatte. In Straßen wie dieser waren ja Extrapost-Chaisen alles andere als alltäglich. Durch das schmale Fenster hörte man immer noch das Geschrei der Kinder, die der ungewohnte Anblick des Fahrzeugs angelockt hatte.
    »Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte die Wirtin. »Ich möchte heißes Wasser haben«, antwortete Hornblower. Die Wirtin faßte diesen Mann schärfer ins Auge, der ausgerechnet um neun Uhr morgens heißes Wasser begehrte. »Ist in Ordnung«, sagte sie schließlich, »das sollen Sie haben.«
    Hornblower sah sich in dem Zimmer um. In seinem übermüdeten Zustand meinte er, das Zimmer müsse sich von selbst um ihn drehen, wenn er sich auch nur einen Augenblick gehen ließ. Endlich ließ er sich auf den Stuhl sinken. Sein Rücken schmerzte ihn, als wäre er mit einem Prügel wundgeschlagen worden. Es wäre viel schöner gewesen, den müden Leib auf dem Bett auszustrecken, aber das wagte er noch nicht zu tun. Nur die Stiefel zog er von den Füßen. Als er sich dann mühsam auch noch von seinem Rock befreit hatte, konnte er sich nicht verhehlen, daß er richtig stank. »Hier ist das Wasser«, sagte die Wirtin, als sie wieder erschien. »Danke vielmals.«
    Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, erhob sich Hornblower müde von seinem Stuhl und warf auch seine übrigen Sachen ab. Das war ein Genuß, er war ja seit drei Tagen nicht aus den Kleidern gekommen; außerdem war es hier im Zimmer glühend heiß, da die Junisonne seit dem frühen Morgen auf das Hausdach herunterbrannte. Stumpf vor Müdigkeit mußte er öfter als einmal innehalten, um nachzudenken, was er als nächstes zu tun hatte, während er reine Wäsche aus seinem Gepäck hervorsuchte und den Beutel mit seinem Wasch- und Rasierzeug entrollte. Sein Gesicht im Spiegel war verstaubt und voller Stoppeln, so daß er sich nach einem kurzen Blick angewidert wegdrehte.
    Es war eine schreckliche und gar nicht so einfache Aufgabe, sich in dem kleinen Waschbecken vom Kopf bis zu den Füßen zu reinigen, aber irgendwie wirkte es doch erfrischend. Jedes Kleidungsstück, das er getragen hatte, war mit Staub durchsetzt, dem kein noch so dichtes Gewebe standgehalten hätte. Staub war sogar in seine Seekiste eingedrungen und wirbelte dort auf, als er seine Kleidungsstücke herausnahm. Die letzten Tropfen des heißen Wassers dienten ihm schließlich dazu, sich zu rasieren. Dadurch besserte sich sein Aussehen ganz entschieden, obwohl das Gesicht, das ihm jetzt aus dem Spiegel entgegenblickte, immer noch angestrengt und so bleich aussah, daß man seine natürliche Bräune für Schminke halten konnte.
    Dabei kam ihm der Gedanke, seinen linken Kinnbacken genauer ins Auge zu fassen. Die Zeit und die eben vollendete Rasur hatten den Farbfleck zum Verschwinden gebracht, der Maria aufgefallen war. Nun zog er saubere Wäsche an - die Sachen waren alle etwas feucht, wie immer, wenn er von See kam, und blieben auch feucht, bis er sie in Frischwasser waschen lassen konnte. Endlich war auch das geschafft, und damit war die Stunde um, die er sich zum Waschen und Umziehen genehmigt hatte. Er griff nach dem Bündel mit den Papieren und stieg mit steifen Beinen

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