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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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was dann, Liebling?« fragte sie. Auch ihre Sprache verriet etwas von ihrer inneren Spannung. »Ich hoffe, daß ich ein Schiff bekomme und Kommandant werde. Das mußt du dir immer vor Augen halten, Liebste.«
    »Ja.« Mit diesem einzigen Wort verriet sie, daß sie sich schweren Herzens in ihr Schicksal fand.
    Vielleicht war es ein Glück, daß Maria in diesem Augenblick etwas entdeckte, das sie ihren Kummer vergessen ließ - Hornblower war allerdings geneigt anzunehmen, daß die tapfere Maria diese Ablenkung geradezu suchte. Sie hob die Hand zu seiner Wange und betastete seinen Kieferknochen unter dem linken Ohr.
    »Was ist denn das?« fragte sie. »Das sieht doch aus wie Farbe, wie schwarze Farbe. Du hast dich offenbar wenig gepflegt, mein Lieber.«
    »Ja, wahrscheinlich ist das die Farbe«, gab Hornblower zu. Er hatte der fast automatischen Abwehr einer Liebkosung im Beisein Fremder widerstanden, ehe er endlich merkte, was Maria an ihm entdeckt hatte. Jetzt überkam ihn die Erinnerung an das letzte Abenteuer wie eine Sturmflut. Vorgestern nacht erst war er, gefolgt von einer Schar brüllender Berserker mit geschwärzten Gesichtern, über das Deck der Guèpe gestürmt. Er hatte gehört, wie die Klinge eines Entermessers knirschend einen Knochen spaltete, er hatte gehört, wie die Geschlagenen jämmerlich um Erbarmen schrien, er hatte gesehen, wie eine neunpfündige Kartätsche in ein Zwischendeck hinunter abgefeuert wurde, in dem sich die Menschen drängten. Das war erst vorgestern nacht gewesen, und jetzt stand hier im Schein der heimatlichen Sonne inmitten einer Schar von Neugierigen seine Maria mit dem kleinen Sohn vor ihm, diese schlichte, unschuldige und unwissende Frau. Ja, es war wirklich nur ein Schritt von jener Welt in diese, aber dieser Schritt war unendlich weit und führte über einen bodenlosen Abgrund. »Horry, Liebling, was ist?« fragte Maria endlich und holte ihn damit in die Wirklichkeit zurück.
    Sie sah ihn ganz besorgt an und studierte seine Züge. Was sie sah, schien sie richtig zu erschrecken. Offenbar hatte er finster dreingesehen, ja sogar wütend geknurrt; sein Gehabe hatte eben alles verraten, was er in diesen kurzen Augenblicken zum zweitenmal erlebte. Es war höchste Zeit, daß er wieder lächelte.
    »Es war alles andere als einfach, sich auf der Princess zu säubern«, sagte er. Es war auch wirklich ein Kunststück gewesen, das Gesicht vor einem Spiegel mit Terpentin zu behandeln, während der Wasserleichter mit Backstagsbrise wild über die Seen hüpfte.
    »Du mußt dich gründlich waschen, sobald du Gelegenheit hast«, sagte Maria. Dabei rieb sie mit ihrem Taschentuch unentwegt an seinem Kieferknochen. »Ich bringe das Zeug nicht weg«, sagte sie schließlich. »Dann laß es doch, Liebling.«
    Er gab sich Rechenschaft, daß sein anfängliches starres Grinsen allmählich wieder zu einem natürlichen und freundlichen Lächeln geworden war und daß Maria dadurch ihre innere Ruhe wiedergefunden hatte. Das war der richtige Augenblick, sich von ihr loszureißen. »Und nun leb wohl, mein Liebling«, sagte er freundlich. »Alles Gute, Liebster.«
    Seit sie verheiratet war, hatte sie schon ein halbes Dutzend Mal Abschied von ihm nehmen müssen. Dabei hatte sie alles gelernt, was es dabei zu lernen gab. Sie wußte, daß ihr unbegreiflicher Mann selbst unter vier Augen nichts von Gefühlsausbrüchen wissen wollte, und natürlich erst recht nicht, wenn Dritte zugegen waren. Sie hatte auch gelernt, daß er sich zuweilen in sich selbst zurückzog, und daß sie ihm dies nicht übel nehmen durfte, zumal er es hinterher zu bedauern pflegte.
    Vor allem aber war ihr eines in Fleisch und Blut übergegangen: daß sie überhaupt nicht zählte, wenn es um seine Dienstpflicht ging. Sie wußte genau, daß nur schreckliches Leid entstanden wäre, wenn sie sich mit ihrem Kind gegen diese Einstellung zur Wehr gesetzt hätte. Das durfte sie schon deshalb nicht wagen, weil es für ihn ebenso schlimm, wenn nicht schlimmer gewesen wäre als für sie selbst. Der wartende Wagen stand nur wenige Schritte entfernt. Hornblower stellte fest, daß seine Seekiste und der Zeugsack unter dem Sitz verstaut waren, auf den er nun sein kostbares Bündel legte. Dann trat er noch einmal zu seiner Frau und seinem Sohn.
    »Leb wohl, mein Junge«, sagte er. Wieder wurde er durch ein Lächeln belohnt, das der Kleine dann gleich wieder vor ihm versteckte. »Leb wohl, Liebling. Ich werde dir natürlich schreiben.«
    Sie bot ihm den Mund

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