Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
die Treppe hinunter.
    Noch immer war er ganz benommen vor Müdigkeit. Während der letzten Stunden der langen Fahrt war er wiederholt im Sitzen eingenickt, obwohl der Wagen auf der ausgefahrenen Straße immer wieder gefährlich schwankte. Solche Reisen mit Eilpost nahmen sich zwar romantisch aus, aber sie waren eben doch unerhört anstrengend. Bei jedem Pferdewechsel gönnte man sich bestenfalls eine halbe Stunde, zehn Minuten, um zu essen, und zwanzig, um mit dem Kopf auf den Armen am Tisch zu ruhen.
    Das Leben eines Seeoffiziers war eben doch tausendmal angenehmer als dieses Hundedasein, das so ein Kurier in Kauf zu nehmen hatte. Auf der Brücke zahlte er seinen halben Penny Zoll. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ihn der Verkehr auf dem Strom brennend interessiert, heute hatte er keinen Blick dafür übrig, sondern schlug sofort den Weg nach Whitehall ein und erreichte denn auch bald die Admiralität. Dreadnought-Foster hatte das richtige Gespür gehabt, als er ihm den Brief mitgab. Der Pförtner musterte ihn und sein Bündel mit offenkundigem Argwohn, als er sich an ihn wandte - er hatte ja nicht nur Sonderlinge und Verrückte fernzuhalten, sondern auch viele Seeoffiziere, die sich bei Ihren Lordschaften hartnäckig um ein Kommando bemühen wollten. »Ich habe ein Schreiben von Admiral Foster für Mr. Marsden«, sagte Hornblower und wunderte sich, wie ihm der Pförtner daraufhin plötzlich freundlich entgegenkam.
    »Wollen Sie die Güte haben, den Zweck Ihres Kommens kurz auf diesem Formular zu vermerken, Sir?« bat ihn der Mann.
    Hornblower schrieb: ›Ich bringe ein Schreiben von Konteradmiral Harry Foster‹ , darunter setzte er seine Unterschrift und die Adresse seiner Pension. »Bitte folgen Sie mir«, sagte der Pförtner dann. Wahrscheinlich - nein ganz bestimmt - hatte der Kommandierende Admiral in Plymouth unmittelbaren Zutritt zum Sekretär Ihrer Lordschaften, gleichgültig ob er persönlich erschien oder einen Beauftragten schickte.
    Der Pförtner führte Hornblower in ein Wartezimmer und eilte dann mit dem Brief und dem Formular sofort weiter. In dem Wartezimmer saßen eine Anzahl Offiziere, deren Gehaben teils erwartungsvolle Spannung, teils Ungeduld und teils Resignation verriet. Hornblower begrüßte sie mit einem förmlichen ›Guten Morgen‹ und setzte sich dann in eine Ecke. Sein Stuhl war aus Holz und tat seinem gequälten Sitzfleisch weh, aber er hatte eine hohe Rückenlehne mit Backen, an die man bequem den Kopf lehnen konnte.... Irgendwelche Franzosen hatten die Princess im Dunkel der Nacht überraschend geentert. Jetzt tobten sie mit geschwungenen Entermessern auf dem kleinen Schiff umher.
    An Bord herrschte überall wilder Aufruhr, Hornblower versuchte verzweifelt, sich aus seiner Hängematte zu befreien, um an dem Kampf auf Leben und Tod teilzunehmen. Irgendwer rief: Wachen Sie auf, Sir! Gerade das wollte er ja, aber es gelang ihm nicht. Endlich bemerkte er, daß diese Worte in sein Ohr gerufen wurden und daß ihn jemand an der Schulter rüttelte. Erst blinzelte er noch ein paar Mal, dann schlug er endgültig die Augen auf und war wieder ganz da. »Mr. Marsden möchte Sie jetzt gleich empfangen, Sir«, sagte der fremde Mann, der ihn geweckt hatte.
    »Besten Dank«, gab ihm Hornblower zur Antwort, nahm sein Bündel auf und erhob sich mit steifen Gliedern von seinem Stuhl.
    »Sie waren fest eingeschlafen, Sir«, sagte die Ordonnanz.
    »Kommen Sie bitte mit, Sir, ich führe Sie.«
    Hornblower wußte nicht, ob die Wartenden noch die gleichen waren wie bei seiner Ankunft, jedenfalls verfolgten sie ihn mit Blicken, aus denen Neid und offene Feindseligkeit sprachen, als er das Zimmer verließ. Mr. Marsden war ein hochgewachsener, unglaublich elegant gekleideter Mann. Er trug sich altmodisch - seine Haare waren am Hinterkopf zusammengebunden -, aber doch elegant, weil dieser Stil genau zu ihm paßte. Hornblower wußte, daß Marsden einen schon fast legendären Ruf besaß.
    Ganz England kannte seinen Namen, da alle Depeschen an ihn gerichtet waren (Ich habe die Ehre, Sir, Ihnen folgendes zur Kenntnis zu bringen, damit Sie Ihre Lordschaften davon unterrichten können...) und in dieser Form in den Zeitungen standen. Die Ersten Lords der Admiralität kamen und gingen - wie zum Beispiel Lord Barham eben gekommen und Lord Melville eben gegangen war, mit den Seelords und den Admiralen war es das gleiche, nur Mr. Marsden war und blieb der Erste Sekretär. Auf seinen Schultern ruhte die ganze

Weitere Kostenlose Bücher