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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Verwaltungsarbeit, die diese größte Flotte der Welt laufend erforderte. Natürlich stand ihm dazu ein Stab von nicht weniger als vierzig Amtsgehilfen zur Seite - so wenigstens hatte man Hornblower unterrichtet -, und der erste dieser Assistenten, Mr. Barrow, war sogar fast so bekannt wie er selbst. Aber wie dem auch sein mochte, Mr. Marsden galt in den Augen ganz Englands als der Mann, der allein diesen Kampf auf Tod und Leben gegen Frankreich und Bonaparte vom Anfang bis zum Ende durchfocht.
    Sein Dienstzimmer war elegant und geschmackvoll ausgestaltet, durch die Fenster blickte man auf den Paradeplatz des Gardekavallerieregiments hinaus. Stil und Einrichtung dieses Raumes paßten genau zu Mr. Marsden, der bei Hornblowers Eintritt hinter einem ovalen Tisch saß. Neben ihm stand ein älterer Beamter, dessen verschlissener Rock und ausgewaschenes Hemd verrieten, daß er keinen hohen Rang besaß. Während Hornblower sein Bündel auf den Tisch legte, wurden nur ein paar kurze Grußworte gewechselt.
    »Schauen Sie sich das einmal an, Dorsey«, sagte Marsden über die Schulter hinweg zu dem Beamten, dann fragte er Hornblower: »Wie sind diese Papiere in Ihre Hände gelangt?«
    Hornblower berichtete kurz von dem Überfall auf die Guèpe .
    Mr. Marsden blickte ihn mit seinen grauen Augen unverwandt an, während er sprach. »Der französische Kommandant ist dabei gefallen, sagen Sie?«
    »Jawohl.«
    Es war nicht nötig, des langen und breiten zu erzählen, wie Meadows dem Franzosen mit seinem Entermesser den Kopf zerschmettert hatte. »Das läßt vermuten, daß die Papiere echt sind«, entschied Marsden nach kurzer Überlegung. Hornblower war darüber im ersten Augenblick verdutzt, dann aber fand er alsbald heraus, was Marsden meinte. Er wollte sagen, daß hier keine Kriegslist in Frage kam und daß man ihm diese Papiere auch nicht mit Absicht in die Hände gespielt hatte.
    »Ich bin überzeugt, daß die Papiere echt sind, Sir«, sagte er und hob noch einmal hervor, wie ahnungslos die französische Fregatte gewesen war, als sie von der Princess überfallen wurde und daß sie diesen Überfall offenbar keinen Augenblick erwartet hatte.
    »Ja«, stimmte ihm Marsden zu. Sein Benehmen war stets ebenso kühl und förmlich wie seine Art zu reden. »Hierzu muß man allerdings wissen, daß Bonaparte jedes Menschenopfer bringen würde, wenn es ihm dadurch gelingen könnte, uns irrezuführen. Aber wie Sie eben sagten: in Ihrem Fall war es offenbar nicht möglich vorauszusehen, was kam. Was haben Sie gefunden, Dorsey?«
    »Nichts von Bedeutung, Sir, dieses eine Stück ausgenommen.« Das war natürlich die bleiumhüllte Depesche.
    Dorsey sah sich genau das Garn an, das die Bleiplatten zusammenhielt.
    »Das haben sie nicht in Paris gemacht«, sagte er, »das ist an Bord zusammengezurrt worden. Auch die Adresse hier hat wahrscheinlich der Kommandant geschrieben. Verzeihung, Sir, darf ich?«
    Dorsey beugte sich vor und holte ein Federmesser aus der Schale, die vor Marsden stand. Damit durchschnitt er das Garn, so daß die Bleiplatten auseinander fielen. »Sieh da!« rief er dann aus.
    Zwischen den Platten lag ein großer, an drei Stellen dick versiegelter Leinenumschlag. Dorsey sah sich diese Siegel ganz genau an, dann blickte er über den Tisch und faßte Hornblower ins Auge.
    »Sir«, sagte er, »Sie haben uns hier ein wertvolles Stück gebracht. Es ist sehr wertvoll, möchte ich sagen, denn es ist das erste seiner Art, das uns in die Hände fiel.«
    Er gab Marsden den Umschlag und tippte mit dem Finger auf die Siegel. »Das sind die Siegel von Bonapartes neugegründetem Kaiserreich, Sir«, sagte er. »drei saubere Exemplare.« Hornblower wußte, daß Bonaparte sich erst vor wenigen Monaten selbst zum Kaiser der Franzosen erhoben hatte und daß damit aus der von Konsuln regierten Republik ein Kaiserreich geworden war. Als ihm Marsden erlaubte, sich die Siegel näher anzuschauen, erkannte er sogleich den kaiserlichen Adler mit dem Blitzstrahl. Für seinen Geschmack allerdings sah der Vogel nicht so majestätisch aus wie es möglich gewesen wäre, denn die Federn, die seine Beine umhüllten, glichen wirklich einer seltsamen, etwas komischen Hose.
    »Ich möchte diesen Umschlag vorsichtig öffnen«, sagte Dorsey. »Schön, tun Sie das. Fürs erste brauche ich Sie nicht mehr.« In diesem Augenblick stand es auf Messers Schneide, wie sich Hornblowers Schicksal weiter gestalten würde.
    Seltsamerweise sagte ihm das eine dunkle Ahnung, als er

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