Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
und die Erinnerung, wie dringend England ihres Schutzes bedurfte - nahm Hornblower völlig gefangen und überschattete jede andersgeartete Überlegung. In der ruhigen Atmosphäre dieses Zimmers hatte er erst gestern die Notwendigkeit eines Seesiegs herausgestellt und die geringen Kosten dagegengehalten, die sein Vorschlag schlimmstenfalls erfordern würde. Jetzt sah es so aus, als ob zu diesen Kosten sein eigenes Leben gehören könnte. Und - und - von wem konnte er annehmen, daß er immer einen klaren Kopf behielt? Wer war seines Wissens in der Lage, notfalls neu zu planen und den Erfordernissen des Augenblicks gerecht zu werden? Und schon tauchten in seiner Phantasie Verbesserungen, Verfeinerungen des ursprünglichen rohen Planes auf, die sein persönliches Eingreifen verlangten. Er mußte mitmachen. In einem Augenblick der Hellsicht fühlte er, daß er nie mehr glücklich sein könnte, wenn er jetzt den Dienst verweigerte. Er mußte ja sagen. »Kapitän Hornblower«, sagte Marsden, »wir haben Admiral Cornwallis' Empfehlung nicht vergessen, daß Sie zum Fregattenkapitän befördert werden sollten.«
    Diese Äußerung fügte sich so schlecht in Hornblowers augenblicklichen Gedankengang, sie war so ohne jede Beziehung zu dem, was er hatte sagen wollen, daß er völlig außerstande war, es auszusprechen. Barrow suchte Marsdens Blick und sagte dann ergänzend:
    »Wir brauchen darum kein Schiff für Sie zu finden«, sagte er.
    »Sie könnten ein Kommando bei der Seemiliz bekommen, das mit dem Rang eines Fregattenkapitäns ausgestattet ist. Dann könnten wir Sie zur Sonderverwendung überschreiben.«
    Damit war das Gespräch unversehens in eine neue, ganz andere Richtung gelenkt worden. Es drehte sich jetzt um genau das Problem, das Hornblower auf dem Weg hierher gründlich gewälzt hatte - seine Beförderung zum Kapitän. Wenn er jetzt Fregattenkapitän wurde, dann kam er auf die Liste der Kapitäne.
    Dann war er endlich die Zwischenstufe des Commanders los, der sich jahraus jahrein ärgern mußte, weil es der Brauch wollte, daß er mit dem Titel Kapitän angeredet wurde, obwohl er keiner war. Jetzt hatte er endlich erreicht, daß er den Rang bekam, den sich jeder Seeoffizier bis zum letzten Schiffsjungen erträumte.
    Wenn man einmal auf der Liste der Kapitäne stand, dann konnte einem nur noch ein Kriegsgericht oder der Tod den weiteren Aufstieg zum Admiral verlegen. Er aber hatte während der letzten Stunde ganz vergessen, an seine Beförderung zu denken, er hatte vor allem seinen Entschluß vergessen, darauf zu dringen. Weniger verwunderlich war es, daß er nicht an die Seemiliz gedacht hatte. Das war eine freiwillige Marinereserve, bestehend aus Fährleuten, Besatzungen von Binnenschiffen und Fischern, die zum aktiven Dienst eingezogen werden konnten, wenn England ein Invasionsversuch drohte. Zur Erfassung und zur Grundausbildung dieser Männer war England in Bezirke eingeteilt, deren jeder einem Kapitän oder Fregattenkapitän unterstand. »Nun, Herr Kapitän?« fragte Marsden. »Ja«, sagte Hornblower, »ich bin bereit.«
    Er sah, wie die beiden Sekretäre wieder Blicke wechselten.
    Sie waren wohl erleichtert und mit ihrem Erfolg zufrieden, vielleicht beglückwünschten sie einander mit diesen Blicken.
    Oder freuten sie sich etwa nur, daß sie mit ihrer Bestechung Erfolg gehabt hatten? Er war schon im Begriff, entrüstet in Abrede zu stellen, daß ihn die angebotene Beförderung irgendwie hätte beeinflussen können, aber er schloß den Mund wieder, als ihm das Wort jenes Philosophen einfiel: geredet zu haben hätte ihn schon oft gereut, geschwiegen zu haben noch nie. Er hatte vorhin ganz von ungefähr ein paar Sekunden geschwiegen, das hatte ihm die Beförderung zum Fregattenkapitän eingebracht. Wenn er jetzt nur ein paar Sekunden redete, mochte er diese Beförderung allzu leicht wieder gefährden. Außerdem wußte er, daß diese beiden Zyniker solchen Protesten keinen Augenblick Glauben schenkten. Wenn es schien, als hätte er durch sein Verhalten diese Beförderung quasi eingehandelt, so hatte er den beiden dadurch vielleicht sogar Achtung abgenötigt. Fiel es ihm aber ein, jetzt nachträglich jede Beeinflussung von sich zu weisen, dann stempelte er sich in ihren Augen nur zu einem scheinheiligen Heuchler.
    »Dann sorge ich jetzt am besten gleich dafür, daß Sie Miranda kennen lernen«, sagte Marsden. »Außerdem wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie sich einen genauen und ausführlichen Plan für das

Weitere Kostenlose Bücher