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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Head passiert war, wurde der Leichnam ohne jede Feierlichkeit und ohne Gebet über Bord geworfen. McCool war als Verbrecher gestorben und mußte daher auch als Verbrecher begraben werden. Mit dichtgeholten Schoten stampften die schweren Linienschiffe zurück auf ihre Stationen inmitten der Riffe und Strömungen der bretonischen Küste. An Bord der Renown gab es zum mindesten einen Leutnant, der todunglücklich war, weil ihn schreckliche Erinnerungen verfolgten. In der winzigen Kammer, die Hornblower mit Smith teilen mußte, gab es einen Gegenstand, der ihn ständig an jenen schrecklichen Morgen erinnerte. Es war die Seekiste aus Mahagoni, auf deren Deckel in erhabenen Buchstaben der Name B. I. McCool stand, und in seiner Brieftasche lag jener letzte Brief mit den schwärmerisch irren Versen. Hornblower konnte der Witwe beides beim besten Willen nicht schicken, ehe die Renown wieder einen englischen Hafen anlief, und es verdroß ihn, daß er seinen Teil der Abmachung noch nicht erfüllt hatte. Der Anblick der Seekiste unter seiner Koje ging ihm schrecklich auf die Nerven, zumal auch Smith das ungefüge Ding in der kleinen Kammer nicht gerne sah.
    Hornblower wurde die Erinnerung an McCool nicht los. Auf einem Linienschiff, das im langweiligen Blockadedienst ständig auf einem engen Raum umherzukreuzen hatte, gab es ja auch nicht die geringste Ablenkung, die ihm geholfen hätte, seine fixen Ideen loszuwerden. Inzwischen nahte der Frühling, das Wetter wurde schöner und milder. Als er eines Tages wieder seine Brieftasche öffnete und den Brief sah, der ihm förmlich entgegenstarrte, wurde er von neuem von jenem inneren Aufruhr ergriffen, der ihm doch so schrecklich war. Er wandte das Blatt um, aber in dem Halbdunkel der Kammer konnte er kaum die zärtlichen Abschiedsworte entziffern. Das seltsame Gedicht kannte er fast auswendig, es erschien ihm wie eine Gotteslästerung, wenn er versuchte, die Gedanken jenes tapferen Mannes zu ergründen, der diese rätselhaften Verse in seiner letzten Seelenangst niedergeschrieben hatte. ›Die Biene hebt sich hoch im morgendlichen Rot...‹ Was mochte in ihm vorgegangen sein, als ihm dieses seltsame Bild vor Augen stand? Oder: ›Ein Rund und noch ein Rund, dreht suchend sie im Kreise‹ , warum sollten die Mächte des Himmels so etwas tun?
    Plötzlich kam Hornblower ein aufregender Einfall, der ihn immer mehr gefangen nahm. Dieser McCool hatte seinen liebevollen, zartfühlenden Brief ohne die kleinste Streichung oder Verbesserung zu Papier gebracht. Mit dem Gedicht war es ganz anders gewesen. Hornblower sah die vollgekritzelten und dann verworfenen Bogen noch deutlich vor sich. Diese Verse waren offenbar mit aller Sorgfalt und geistiger Sammlung formuliert worden. Ein irrer, von Sorgen verstörter Mensch mochte mit Fleiß und Ausdauer wohl ein so sinnloses Gedicht zusammenflicken, aber der wäre nie imstande gewesen, jenen wirklich schonen Brief zu schreiben... Ob das nicht gar...?
    Hornblower setzte sich mit einem Ruck in seiner Koje auf. ›Ein Rund und noch ein Rund, dreht suchend sie im Kreise, bis endlich Licht ihr zieht aus der gereimten Weise.‹ Er sprach die Verse vor sich hin. Unmöglich, daß sie keine verborgene Bedeutung hatten. Aber wie fand er sie heraus? Stak etwa ein Code dahinter, zu dem man einen Schlüssel brauchte? Aber warum dann soviel Wesens um die Kiste? Warum hatte McCool solchen Wert darauf gelegt, daß diese Kiste mit ihrem belanglosen Inhalt nach Dublin kam? Da waren nur die beiden Kinderbilder, aber die hätte man doch leicht als Paket verschicken können. Gewiß, die Kiste mit ihren soliden Mahagoniplanken und dem herausgearbeiteten Namen war ein hübsches Möbelstück - mehr nicht. Plötzlich war für ihn alles voller Rätsel.
    Mit dem Brief noch in der Hand stieg er aus der Koje und zog die Kiste heraus. B. I. McCool - er hieß Barry Ignatius McCool.
    Payne hatte den Inhalt mit aller erdenklichen Sorgfalt untersucht. Hornblower schloß sie auf und warf einen Blick hinein, aber er entdeckte nichts, was Aufmerksamkeit verdient hätte. Dann klappte er den Deckel wieder zu und drehte den Schlüssel um. B. I. McCool. Da mußte irgendwo ein Geheimfach sein! Wie im Fieber riß Hornblower die Kiste wieder auf, warf den ganzen Inhalt heraus und untersuchte die Seitenwände und den Boden. Es bedurfte keiner langen Prüfung bis er überzeugt war, daß da drinnen höchstens ein mikroskopisch kleines Geheimfach Platz gefunden hätte. Der Deckel war dick und

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