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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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sollte und jetzt ziemlich hilflos an dem zähen Stück Fleisch herumnagte, das er mit beiden Händen an den Mund hielt.
    Das Schott, an dem Hornblower lehnte, zitterte leicht und das Dröhnen eines Schusses drang gedämpft zu ihm herunter. Es war dies das Zeichen, daß das Kriegsgericht eröffnet wurde.
    »Gehen wir jetzt?« fragte McCool. »Ja.«
    »Dann kann ich also dieses köstliche Fleisch einfach liegen lassen, ohne gegen die guten Sitten zu verstoßen?«
    Zwei Seesoldaten gingen voran, ihnen folgte McCool, dann kam Hornblower und endlich zum Abschluß die beiden Unteroffiziere. So kletterten sie hintereinander die Niedergänge zum Großdeck hinauf. »Diese Decks habe ich oft mit weniger Getue betreten«, sagte McCool und sah sich mit wachen Blicken um.
    Hornblower gab sorgfältig acht, daß er nicht plötzlich ausbrach und über Bord sprang.
    Das Kriegsgericht: Schimmernde Goldborten und kalte, seelenlose, aber zweckbestimmte Fragen. Währenddessen schwoite die Renown vor ihrem Anker, und das Balkenwerk des Schiffes übertrug das Vibrieren der Takelage im Sturm.
    Identitätsnachweis, wieder barsche Fragen.
    »Ich wüßte nichts zu sagen, was inmitten dieser Wahrzeichen der Tyrannei Gehör fände«, gab McCool auf eine Frage des Vorsitzenden zur Antwort. Es nahm nur fünf Minuten in Anspruch, einen Mann zum Tode zu verurteilen: »Das Gericht hat Sie, Barry Ignatius McCool, verurteilt, daß Sie am Halse aufgehängt werden sollen, bis Sie tot sind.«
    Die Last, in die Hornblower McCool jetzt zurückbrachte, war nun die Todeszelle eines Verurteilten. Ein Fähnrich kam hinter ihnen hergeeilt und nahm vor Hornblower Haltung an, kaum daß sie angekommen waren. »Der Kommandant läßt bitten, Sir, er möchte Sie sprechen.«
    »Gut«, sagte Hornblower, »ich komme.«
    »Der Admiral ist bei ihm, Sir«, fügte der Fähnrich in einer Anwandlung von Vertraulichkeit hinzu.
    Konteradmiral der Ehrenwerte Sir William Cornwallis hielt sich zusammen mit Payne und dem Kapitän Sawjer in der Kajüte des Kommandanten auf. Als ihm Hornblower vorgestellt worden war, kam er sofort zur Sache.
    »Sie sind also der Offizier, der mit der Vollstreckung dieses Todesurteils beauftragt wurde, nicht wahr?« fragte er.
    »Jawohl, Sir.«
    »Dann hören Sie einmal gut zu, was ich Ihnen sage, junger Herr.«
    Cornwallis war ein besonders beliebter Admiral. Er war streng, aber doch gütig, sein Mut und sein berufliches Können waren über jedes Lob erhaben.
    Unter dem Spitznamen Billy Blue war er der Held unzähliger Anekdoten und Shanties. Aber ehe er jetzt für das was er sagen wollte geeignete Worte fand, verriet er eine Unschlüssigkeit, die nicht zu seiner sonstigen Wesensart passen wollte. Hornblower wartete bis er fortfuhr.
    »Also hören Sie zu«, wiederholte Cornwallis, »der Mann hält mir keine Reden mehr, wenn er den Strick um den Hals hat.«
    »Soll das unterbleiben, Sir?« fragte Hornblower.
    »Ja«, fuhr Cornwallis fort. »Ein Viertel der Besatzung dieses Schiffes sind Iren. Lieber ginge ich mit einem offenen Licht in die Pulverkammer, als daß ich diesen McCool eine Ansprache an seine Landsleute halten ließe.«
    »Ich verstehe, Sir«, sagte Hornblower.
    Bei solchen Hinrichtungen gab es einen gespenstischen Brauch. Seit undenklichen Zeiten wurde dem verurteilten Mann gestattet, an die Zuschauer Abschiedsworte zu richten.
    »Hängt den Kerl auf«, sagte Cornwallis, »dann sehen die Leute, was sie zu erwarten haben, wenn sie weglaufen. Aber wehe, wenn er den Mund auftut - der Bursche macht sie alle verrückt. Dann haben wir sechs Monate zu tun, bis sie wieder Vernunft annehmen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Also sehen Sie zu, wie Sie zurecht kommen, junger Herr.
    Meinetwegen pumpen Sie ihn voll Rum. Aber denken Sie immer daran: Wenn Sie ihn reden lassen, dann geschieht das auf Ihre eigene Gefahr.«
    »Aye aye, Sir.«
    Payne folgte Hornblower, als er entlassen war und die Kajüte verließ.
    »Stopfen Sie ihm den Mund doch mit Twist«, schlug er vor.
    »Da seine Hände gefesselt sind, kann er ihn nicht herausholen.«
    »Ja«, sagte Hornblower, dem es dabei kalt über den Rücken lief.
    »Ich habe einen Priester für ihn gefunden«, fuhr Payne fort, »aber der Mann ist auch ein Ire. Wir können uns nicht darauf verlassen, daß er McCool sagt, er solle den Mund halten.«
    »Ja«, sagte Hornblower wieder.
    »Dieser McCool ist ein verdammt gerissener Bursche.
    Natürlich hat er alles über Bord geworfen, ehe er uns in die Hände fiel.«
    »Was

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