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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Durcheinander anstarrte, schoß mir eine Analogie durch den Sinn: Das Buch, das ich gerade angefangen hatte (und das mir, was ich auch tat, im Bewußtsein blieb), würde so etwas Ähnliches werden.
    Ausschnitte von Expeditionen, Convoy-Schlachten und Überfällen auf die Küste würden die Paprika- und Lammstücke und die Zwiebeln sein. Und der Spieß, der alles zusammenhielt und dem Ganzen Gestalt und Sinn gab? Das war HMS
    Sutherland unter seinem berühmten Kommandanten. Das, glaube ich, muß der Augenblick gewesen sein, in dem meine Liebe zu diesem Schiff zu keimen begann.
    Ich weiß jedenfalls, daß ich mich von da an beim Schreiben zurückhalten mußte, damit sich nicht etwa Gefühle einschlichen.
    Noch heute, nach mehr als fünfundzwanzig Jahren, erweckt der Anblick von ›shish kebab‹ am Spieß vor meinem geistigen Auge ein dreidimensionales Bild von blauer See, heißer Sonne und HMS Sutherland , wie es seinem Rendezvous bei Palamos mit günstigem Wind zusteuert. Sentimentalität, ›shish kebab‹ und Sutherland - ein seltsames Trio, aber unlöslich verbunden.
    Hornblower und sein Schiff Sutherland machten sich auf nach ihrer Ruhepause und hatten endlich ihre nächste Ruhepause erreicht: das Buch war fertig. Gut rechtzeitig für den Termin der Herausgabe konnte ich die Durchschläge abschicken, genau ein Jahr nach ›Der Kapitän‹ . Es war ein sehr erfülltes Jahr gewesen, und wieder beschlich mich die lähmende Verstörtheit, die mich immer überkommt, wenn plötzlich keine geistige Anstrengung mehr von mir gefordert wird. Aber sobald mir die Selbstempfindung zurückkam, schlichen sich auch schon hängengebliebene Gedanken ein... Ich lebte Tag für Tag dahin, Einzelheiten aus jener Zeit sind natürlich (und vielleicht gnädig) nur verschwommen in meinem Gedächtnis bewahrt. Das einzige, was ich sicher weiß, ist, daß ich wieder - wie immer - lebendig am häuslichen und geselligen Geschehen teilnahm, daß ich bunt durcheinander las, reiste und sogar einiges schrieb, denn ich hatte damals einen Kontrakt mit einer Zeitung und war verpflichtet, die drei Monate wieder einzuholen, die ›An Spaniens Küsten‹ meinem Leben gekostet hatte.
    Die hängengebliebenen Gedanken schlichen heimtückisch näher. Hornblower spukte noch immer im Hintergrund.
    Bevor ich zu Bett gehe, pflege ich trockene Tatsachenberichte zu lesen - zuweilen sogar die Encyclopaedia Britannica. So stand unter den Büchern neben meinem Bett auch ein Band unveröffentlichter Briefe Napoleons I., die aus naheliegenden Gründen in der offiziellen Sammlung, die Napoleon III. herausgegeben hatte, nicht erschienen waren. Hier war zum Beispiel ein Brief an seinen Bruder Joseph, den er in Spanien als König aufgedrängt hatte. ›Die fünf oder sechs Leute, die General Merlin in Bilbao festgenommen hat, müssen hingerichtet werden.‹
    Fast alle diese Briefe zeigten Bonaparte als äußerst skrupellos und erbarmungslos, wenn er meinte, daß seine Interessen, sein kostbares Prestige gefährdet waren. Auch Anzeichen für Bonapartes Rachegelüste entdeckte ich - Racheakte waren politisch vielleicht immer unklug, aber dieser Zug mochte aus seiner korsischen Knabenzeit herrühren. Aber Hornblower war im Augenblick ein Gefangener in Bonapartes Händen - Hornblower, der seiner Herrschaft in Spanien solch listige Schläge versetzt hatte, der seine Generäle zum Narren gehalten hatte und so anmaßend, ja unverschämt gewesen war, die geheiligte Erde von Frankreich zu entweihen. Es gab übergenug abscheuliche Beispiele dafür, daß Bonaparte in gemeiner Weise zu persönlicher Rache gegriffen hatte: Alvarez von Gerona, Andreas Hofer in Tirol waren zum Tode verurteilt worden, als Großmütigkeit ihn wirklich nichts gekostet hätte. Schon den Namen Hornblower mußte Bonaparte hassen, und außerdem war Hornblower bei einer Gelegenheit an der Küste Spaniens unter falschen Farben, unter französischer Flagge, gesegelt.
    Das war eine legitime Kriegslist; dafür gab es in der Geschichte eine Menge Beispiele, ein besonders bemerkenswertes bei den vorbereitenden Bewegungen zum Angriff auf Quebec im Jahre 1759. In seinen eigenen Augen aber konnte das Bonaparte sehr wohl zur Entschuldigung dienen, seinem Rachedurst zu frönen, wenn er gerade einen der wenigen englischen Kommandanten, die während der Napoleonischen Kriege in Gefangenschaft gerieten, in seiner Macht hatte. Hornblower erschießen zu lassen wäre eine Befriedigung für Bonapartes Verlangen nach Rache. Einen

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