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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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lagen schon in Boston und London und sollten bald in Druck gehen. Ich aber wollte nicht, daß dieser Roman erschiene, jedenfalls nicht, wenn ich ›An Spaniens Küsten‹ noch schreiben sollte. Es wäre wirklich ganz unpassend, dieses Buch zwischen den beiden Hornblower-Romanen zu veröffentlichen.
    Das wäre eine ganz unkünstlerische Anordnung (wie greulich das auch klingen mag). Und ›An Spaniens Küsten‹ verlangte danach, geschrieben zu werden. Es blieb mir nur eines übrig: die Veröffentlichung des verlorenen Romans mußte hinausgeschoben werden. Ich wünschte, ich könnte mich besser an diesen Roman erinnern. Er spielte in der Gegenwart, und es kam wenigstens ein Mord und ein Gemunkel über Blutschande darin vor. Die Hauptfiguren waren (wenn ich mich recht erinnere) Frauen, aber ich kann mich auf keine genaueren Einzelheiten mehr besinnen. Alle drei oder vier Jahre erinnert mich irgend etwas an dieses Buch - und dann vergesse ich es wieder. Etwas wie Hohn und Spott mischt sich in meinen Verdacht, daß dies ein schlechter Roman war, und deshalb lasse ich ihn ganz gern in Vergessenheit ruhen. Vermutlich hatte ich ihn in der Enttäuschung, die mich immer nach einer beendeten Arbeit heimsucht, geschrieben, obwohl ich nicht glaube, daß mich das beeinflußt hat; wenigstens war ich mir dessen nicht bewußt. Wie dem auch sei, ich hatte London und Boston davon benachrichtigt, daß ich mich entschlossen habe, dieses Buch jetzt nicht zu veröffentlichen, daß ich aber vorhabe, eine Fortsetzung von ›Der Kapitän‹ zu schreiben, um die entstandene Lücke zu füllen. Ich versprach sogar, diese neue Arbeit zu dem Termin abzuliefern, der ursprünglich zur Veröffentlichung des verworfenen Romans vorgesehen war.
    Wenn ich zurückdenke, wundere ich mich selber über die Unbeschwertheit, mit der ich das alles handhabte. Meine Verleger nahmen die Sache weit ernster als ich. Ich erinnere mich noch gut an das lange Telegramm aus Boston mit der sorgfältigen Darlegung der Für und Wider - aber es erreichte mich erst, als ich schon mit der Niederschrift von ›An Spaniens Küsten‹ begonnen hatte und somit außerstande war, irgendwelche nur praktischen Fragen sachlich zu beurteilen. Ich lebte schon wieder in einer anderen Welt. Und wie es mir immer geht, wenn ich ein Buch beginne, so war ich auch diesmal überzeugt, daß dieses Buch mir weit besser gelingen würde als alles, was ich früher geschrieben hatte. Was ging mich so ein schwacher anderer Roman an, der ohnehin schon halb vergessen war? Und so ging der verlorene Roman wirklich verloren.
    Vielleicht, daß die maschinengeschriebenen Blätter noch irgendwo in selten betretenen Lagerräumen in Boston und Bloomsbury vergessen herumliegen und sich der Staub auf ihnen sammelt. Vielleicht kommt eines Tages der eine oder andere in diese Lagerräume und fragt sich, was denn das für ein Bündel von Durchschlägen sein mag, über das er da gestolpert ist. Ich bin es durchaus zufrieden, es dabei zu belassen. Mögen meine Literatur-Vollstrecker sich über die Ethik der Verlagsarbeit unterhalten.
    ›An Spaniens Küsten‹ wurde also geschrieben, und zwar mit stürmischer Geschwindigkeit, hatte ich doch neben meiner altgewohnten, unangebrachten Ungeduld diesmal einen guten Grund zur Eile. Der Titel lag von Anfang an fest, aber das ist bei mir meistens der Fall. Wenn man während des Schreibens schon weiß, wie das Buch heißen soll, dann hat man auch den Schluß schon mit im Sinn. Geht es dann müde und erschöpft dem Ende zu, steht der Titel schwach wahrnehmbar für das innere Auge neben dem Ziel.
    Das Schiff selbst, HMS Sutherland , unter Hornblowers Kommando, gewann meine besondere Zuneigung. Sein holländischer Baustil - wie seine meisten Zeitgenossen war es als Prise in die Royal Navy gekommen - kam Hornblower und mir ganz zupaß; es war so etwas wie ein häßliches Entchen, das mir ans Herz wuchs.
    Gerade als ich das erste Kapitel begonnen hatte, erlebte ich etwas Spaßiges. Ich aß in einem der armenischen Restaurants zu Abend - noch war es nicht so weit, daß mir vor Müdigkeit kein Essen mehr schmeckte - und hatte den unvermeidlichen ›shish kebab‹ bestellt. Da wurde er gebracht: Stücke von Pfefferschoten, Stückchen vom Lamm, halbe Pilze, Zwiebelscheiben - ein Dutzend und mehr Einzelteile auf einem Spieß. Den Spieß fest in der Hand, mit der Gabel ein langsames Abstreifen - und da lag das alles übereinandergepurzelt auf meinem Teller. Als ich da saß und das bunte

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