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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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bestärken; und wo die britische Diplomatie am Werke war, blieb die Royal Navy nicht weit zurück.
    Natürlich! Natürlich! (Die wirklich lohnenden Augenblicke der Planung werden immer von einem ›natürlich‹ statt von einem ›vielleicht‹ eingeleitet.) Bonaparte versuchte, Meile für Meile an der Küste entlang sein kontinentales System zu befestigen, und während er seinen Überraschungsangriff auf Rußland plante und dann schließlich seinen linken Flügel auf St. Petersburg zu vorschob, hatte er eine sehr lange, sehr verwundbare Verbindungslinie entlang der südlichen Küste der Ostsee. Das war ein ideales Gebiet für den Einsatz von Kanonenbooten. Ich wußte, daß ein britisches Geschwader tatsächlich seinen Weg in die Ostsee hinein durchgesetzt hatte.
    Ein einsatzbereiter und findiger Seeoffizier war dort vonnöten, der keine Verantwortung scheute und auch für ein diplomatisches Problem Verständnis hatte, der dem launenhaften und unberechenbaren Alexander das Rückgrat steifen konnte, der imstande war, auch durch das Wirrsal neutraler Gesetze seinen Weg zu finden. Und er mußte Kanonenboote zum sofortigen Einsatz unter seinem Kommando haben. Und natürlich war Hornblower dieser Offizier.
    Er war gerade alt genug im Rang, so daß es ganz am Platze schien, wenn er nun zum Kommodore eines kleinen Verbandes ernannt wurde, der etwa aus einem Linienschiff, ein paar Korvetten und ein paar Kanonenbooten bestand. Er würde eine ungeheure Verantwortung zu tragen haben, aber so viel Sorgen das auch mit sich brächte, es könnte seine Stimmung nur heben.
    Natürlich mußte es Hornblower sein. Die Teile fügten sich ineinander, als wären sie in sich selbst vernunftbegabt. Der Frühling und damit die Eröffnung der Schiffahrt in der Ostsee konnte gerade dann einsetzen, wenn Hornblower nach seinen letzten Abenteuern lange genug Urlaub gehabt hatte, um dahinter zukommen, wie man sich als Landedelmann und Barbaras Gatte fühlte. Die eigenartige Frage der Neutralität Schwedisch-Pommerns kam da mit ins Spiel - ebenso wie das Benehmen der französischen Truppen, die diese Provinz schließlich überrannten, ein klassisches Beispiel dafür lieferte, was geschieht, wenn unbezahlte und ausgehungerte Soldaten aus der Kontrolle gefühlloser Generäle ausbrechen. Und da war Schweden, das damals unter der Regierung eines von Napoleon eingesetzten Marschalls stand. Und natürlich (!) wurde die linke Spitze von Bonapartes Angriff auf Rußland, die auf St. Petersburg zielte, während er selbst auf Moskau zumarschierte, bei Riga aufgehalten. Nach einer verzweifelten, aber gescheiterten Belagerung zu Wasser und zu Land hatten die Franzosen sich zurückgezogen. Das Signal dazu hatte der Abfall des preußischen Kontingents gegeben, der den Zerfall von Bonapartes Kaiserreich voraussehen ließ. Wenn Hornblower unruhige Gewässer brauchte, um darin zu fischen, konnte er keine unruhigeren verlangen, als die Ostsee im Jahre 1812 sie bot. Da konnte er so viel Verantwortung haben, wie ein Mann sich nur wünschen konnte. Bei Riga konnte er seine kostbaren Mörser benutzen und, endlich einmal, konnte ihm Gerechtigkeit widerfahren, indem man ihm erlaubte, tatsächlich zur Stelle zu sein im Augenblick, als das Französische Kaiserreich den weitest vorgeschobenen Punkt seiner Eroberungen erreichte.
    Und endlich (waren wir schon beim ›endlich‹ angekommen?) - wäre Hornblower nicht droben in der Ostsee sicher untergebracht, bestand die Gefahr (die ich mir lieber nicht vorstellen wollte), daß seine Bomben über Baltimore zerbarsten.
    So war es zur Entscheidung gekommen, ohne daß ich überhaupt wußte, daß eine Entscheidung bevorstand. Nun blieb mir nur die Arbeit an der Vollendung des Entwurfs, die Durchführung der angenehm logischen Aufgabe, über einen Anfang und einen Schluß zu entscheiden und die Folge der Ereignisse in das Gerüst von Geschichte und Geographie einzuordnen. Es war zwar fünfzehn Jahre her, seit ich die scharfe Luft der Ostsee geatmet hatte, aber glücklicherweise ließ mich mein Gedächtnis nicht im Stich. Erst mußte ich nun erfinden, dann auswählen und meine Urteilskraft und meinen Geschmack anwenden. All das war so grundverschieden von dem elenden Versuch, das Leben eines Kohlkopfes in dumpfer Resignation zu leben, daß wirklich nur das abgegriffene Bild vom Unterschied zwischen Hölle und Himmel dazu dienen kann, die Veränderung gebührend zu kennzeichnen.
    Aber zum mindesten eine wichtige Veränderung zeigte sich

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