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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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der Napoleonischen Kriege wurden sie bei amphibischen Unternehmungen häufig verwendet, und in Friedenszeiten waren sie für die Erforschung der arktischen Gebiete gut zu gebrauchen wegen ihrer stabilen Bauart, die ihnen ermöglichte, dem Anprall des Eises standzuhalten. Nelson hatte selbst einmal eine Fahrt in die Arktis auf einem dieser Schiffe gemacht. Es wäre doch interessant, irgendeine erdachte Schlacht auszuarbeiten, bei der Kanonenboote eine wichtige Rolle spielten. Das würde natürlich den Einsatz eines ganzen Geschwaders erfordern, denn die Bombenschiffe brauchten unbedingt Schutz gegen den Angriff stärkerer Kriegsschiffe.
    Wiederholt waren sie gegen Bonapartes Invasionsflotte in den Häfen am Kanal eingesetzt worden, aber der Erfolg war selbst unter Nelsons Kommando nicht groß gewesen. Sie waren eine Überraschungs- und Gelegenheitswaffe, und auch Bonapartes Admiräle kannten die Anwendungsmöglichkeiten der Mörser und konnten grundsätzliche Vorsichtsmaßnahmen dagegen treffen. Überraschung und Gelegenheit! Etwas geschah mit mir, etwas, von dem ich dachte, daß es nun nie wieder geschehen würde - und etwas, das den Ärzten zufolge nicht geschehen durfte: Wieder überkam mich diese Aufregung des Erfindens, dieses wunderbare Gefühl des Wiedererkennens, wie unter einer Zauberkraft. Eine riesige Welle der Erleichterung überflutete mich, daß diese Symptome wieder auftraten, daß etwas Normales geschah in dieser schrecklich anomalen Welt. Diese gesegneten Worte: Überraschung und Gelegenheit, durften in mein Unterbewußtsein hinabsinken, um dort unten etwas in Gang zu bringen. Und sollte die Amputation dadurch wirklich näher rücken, so war ich in der Stimmung zu sagen: es war mir's wert. Kanonenboote; beim zweiten britischen Angriff auf Kopenhagen im Jahre 1807 waren sie eingesetzt worden.
    Wellington hatte sie als Divisions-General dabei im Gefecht gesehen. Aber damals hatte es sich um eine offizielle Schlacht mit gehöriger Vorwarnung gehandelt - da gab es nicht viele Gelegenheiten und keine Möglichkeit einer Überraschung. Und Wellington hatte einen Schwager, obgleich er noch weitere fünfzig Jahre lebte, ohne auch nur zu ahnen, daß er überhaupt eine Schwester hatte. Nun waren die düsteren Vormittage auf einmal nicht mehr düster; sie bekamen neues Leben durch die hinreißenden Entdeckungen dessen, was da über Nacht ohne mein Zutun geschehen war. Immer Neues fand sich eilends dazu, besonders seit Hornblower wieder in die Debatte eingetreten war - wenn auch bisher ohne formelle Anerkennung.
    Er war nicht mit berücksichtigt, aber es gab mir jedes Mal einen Stich schmerzlichen Bedauerns, wenn ich mich seiner erinnerte, denn ich war mir bewußt, ihn an der Schwelle eines interessanten Abschnitts seiner Karriere abgetan zu haben, als er nämlich endlich mit seiner Barbara verheiratet war, die er verehrte und so weit liebte, wie es seine begrenzte Möglichkeit je zulassen würde. Hornblower beim Versuch, ein Landedelmann zu werden - das gäbe ein reizvolles Bild. Wenn man andererseits seinen öffentlichen und privaten Triumph bedachte, so mußte er doch wieder mit einer wichtigen Aufgabe betraut werden, denn die Napoleonischen Kriege waren keineswegs zu Ende. Die Admiralität mochte es allerdings schwierig finden, die richtige Lücke zu entdecken, in die ein so verquerer Kauz wie Hornblower eingefügt werden konnte. Er war die Kapitänsliste erst halb hinaufgeklettert. Hornblower als Kommandant eines Linienschiffes, eines unter etwa zwanzig anderen, die die endlose Eintönigkeit des Blockadedienstes zu ertragen hatten - das konnte eine interessante psychologische Studie abgeben. Da aber Hornblower, was mich anging, erledigt war, so lag weiter keine Befriedigung - eher das Gegenteil - in diesem Ausspinnen seiner späteren Laufbahn. Es war weit besser, zu unseren Kanonenbooten zurückzukehren. Natürlich kam hier die Ostsee ins Spiel. In diesen Gewässern mußten die nächsten wichtigen Entwicklungen des weltweiten Krieges stattfinden. Hier konnten Kanonenboote eingesetzt werden: seichtes Gewässer und wichtiger Küstenhandel, dazu wiederholte plötzliche Veränderungen in der Politik der Länder konnten die nötigen Überraschungen und Gelegenheiten bieten.
    Es war eine brennende Frage, ob Bonaparte tatsächlich mit Alexander von Rußland Krieg anzufangen wagte. Die britische Diplomatie hatte schwer gearbeitet, um Alexander in seiner gegnerischen Haltung zum französischen Kaiserreich zu

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