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Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Eskorte noch einen von Bonapartes fähigsten Polizeioffizieren zu seiner Bewachung beigegeben hatte. Oberst Caillard ließ bestimmt keine Gelegenheit zu einer Flucht offen, deren ich mich hätte bedienen können.
    Das gab für mich eine wahre Zerreißprobe. Ich schämte mich, war schockiert von meinem Verhalten, aufgezehrt von Zweifeln, ob ich überhaupt für diesen Beruf geeignet sei. Das aber war erst eine spätere Sorge, wichtiger war im Augenblick die Lösung des Problems, das unmittelbar und zwingend vor mir stand. Die Geschichte brach einfach ab, und es schien keinen Weg aus dieser Sackgasse zu geben, in die ich so blind hineingerannt war. Vielleicht mußte ich zurückgehen und einen ganz anderen Weg einschlagen. Das aber hieße, die ganze Sache noch einmal machen, den Entwurf noch einmal planen und nach der neuen Planung aufs neue schreiben. In den letzten fünfzehn Jahren mußte ich ein einziges Kapitel noch einmal schreiben. Von diesem Buch waren schon fünf Kapitel fertig. Mußte ich die alle noch einmal schreiben? Wie gewöhnlich wurde schon durch den Gedanken meine leidenschaftliche und unvernünftige Abneigung, mich noch einmal mit einer fertigen Arbeit zu befassen, wieder aufgerührt, bis ich wirklich in einem Zustand der Panik war. Aber wie sollte auch ein Mann, dem ein Fuß frisch amputiert war, zwanzig Gendarmen entkommen?
    Natürlich entfloh er am Ende. Ich durfte entdecken, daß mein Beruf neben seinen Bürden auch seine Vorrechte hat, und das Glück war auf meiner Seite. Es kostete mich zwei Tage (glaube ich) bangen Nachdenkens, und ich hatte die Lösung erarbeitet.
    Zwei Tage lang jeden Morgen auf und ab tigern in meinem Arbeitszimmer und jeden Nachmittag und jede Nacht wie wahnsinnig durch gefühllose Straßen wandern... Es war nicht umsonst, daß Hornblower die Gewohnheit angenommen hatte, auf seinem Achterdeck auf und ab zu laufen, wenn es ein Problem zu lösen galt. Aber ich glaube nicht, daß körperliche Ermattung meine Angst abstumpfen konnte. Aus Entsetzen vor mir haben sich meine Kinder in jenen Tagen immer wieder verkrochen.
    Der Schriftsteller hat aber Kräfte zur Verfügung, mit denen früher Hexen und Zauberer begabt waren. Er kann Stürme und Fluten heraufbeschwören. Zum Glück war das Wetter ohnehin auf meiner Seite; die Schlacht der Sutherland hatte im Spätherbst stattgefunden, und nun war es Winter und ein Schneesturm nicht nur möglich, sondern geradezu wahrscheinlich. Ein Schneesturm - ein Fluß - ein Boot - eine Flut - und meine drei Helden waren entkommen - wie jeder sehen kann, der sich die Mühe nimmt, Kapitel 6 zu lesen. Und ich selbst war durch eine solche Erfahrung gegangen, daß ich nie wieder der alte sein konnte - so dachte ich wenigstens. Noch ein paar Tage nach diesem Zwischenfall hätte ich tatsächlich grollend zugegeben (wenn diese Sache je zur Sprache gekommen wäre), daß es Schlimmeres gab, als Tag für Tag an einem Roman zu schreiben, so wie jemand, der einmal das Strappado geschmeckt hat, zugeben mag, daß es Schlimmeres gibt als die Folterbank.
    Nur wenige Tage später machte ich wieder eine neue Erfahrung, die mir bis heute ebenso klar im Gedächtnis geblieben ist wie die eben erzählte. Hornblower war wieder unterwegs; seine Liebschaft mit Marie de Gracey war vorüber - oder wenigstens im Entschweben -, und er war mit seinen beiden Gefährten auf der Fahrt die Loire hinunter. Vor ihm lagen Sorgen und Unbilden, und hinter ihm lagen Sorgen und Unbilden - in diesem Augenblick aber war er so sorglos, wie er je hoffen konnte zu sein. Ich kenne dieses Gefühl selbst so gut; ich beneidete Hornblower und fühlte mich doch gleichzeitig in tiefem Einverständnis mit ihm. Hornblower war zu jener Zeit glücklicher, als sein hartes Leben der Tat es ihm bisher je vergönnt hatte. Noch immer war er der auf sich gestellte Mann, aber nun erlebte er einmal die Kameradschaft und persönliche Nähe, die er bisher hatte entbehren müssen - wenn auch zum Teil durch die Fehler seiner eigenen Persönlichkeit. Er erlebte nun einmal die Freuden des Landes, sah viel Schönes, das ihm ganz neu war: wie die Morgendämmerung durch den Nebel über dem schweigenden Fluß kroch, oder wie eine Reihe von Weiden gegen den anders grünen Hintergrund der Hügel stand. Er war unterwegs - das gehörte für einen rastlosen Burschen wie ihn zum Glücklichsein unbedingt dazu -, aber geruhsam, ohne Druck, und dabei ergaben sich doch genug kleine Zwischenfälle und Aufgaben (wie zum Beispiel eine

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