Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 11 - Zapfenstreich

Hornblower 11 - Zapfenstreich

Titel: Hornblower 11 - Zapfenstreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Fahrrinne durch die Sandbänke zu finden), um sein ewig tätiges Gehirn davor zu bewahren, sich selbst in Unzufriedenheit hineinzumanövrieren.
    Es geschah mir nun zuweilen in der Zeit, als ich an diesen Abschnitten schrieb, daß ich beobachtete - und zwar höchst erstaunt, ja vielleicht sogar bestürzt -, wie ich morgens tatsächlich voll Eifer an meinen Arbeitstisch ging, wie ich mich auf einen Morgen mit Hornblower freute, solange er, endlich einmal, in gewisser Weise ruhigen Gemütes war. Ich war sogar versucht, die Reise noch zu verlängern, jedenfalls spürte ich ein leises Bedauern, daß die Loire nicht so lang war wie der Amazonas. Aber Geographie wie Geschichte stellten sich jeder Genußsucht energisch entgegen. Noch etwas Wichtiges wirkte dabei mit, nämlich die Notwendigkeit, das Gleichgewicht zu bewahren und den Forderungen meines künstlerischen Urteils zu gehorchen, eben mein literarischer Geschmack. (Wieder diese abscheulichen Worte, die sich immer einzuschleichen versuchen wie Krankheitsbazillen in den menschlichen Körper.) Meine Erzählung verlangte eine gewisse Sparsamkeit mit Glück, und es über einen bestimmten Punkt wachsen zu lassen, konnte das Gleichgewicht stören. Mein Geschmack und mein Urteil sagten mir: so viel darf es sein und nicht mehr. In ähnlicher Gemütsverfassung wie Gibbon seufzte der Empfindsame in mir, aber der Handwerker gehorchte. Ich fand schwachen Trost im Gedanken an einen Küchenchef, der sich anschickt, ein meisterhaftes Gericht zusammenzustellen, und dabei die nötige Zurückhaltung übt in der Anwendung seiner Lieblingskräuter.
    So fuhr Hornblower weiter nach Nantes, Ehren und Auszeichnungen entgegen und der Welle öffentlicher Bewunderung zu, die ihm so widerwärtig war.
    Sechs Jahre vergingen, ehe er in mein Leben zurückkehrte und mich als einen anderen Menschen, zum mindesten körperlich, wiederfand. Aber dieses Erlebnis habe ich erst kürzlich beschrieben, und so gehe ich an diesen Bericht mit der Abneigung heran, die ich gewöhnlich gegen eine beendete Arbeit empfinde. Ich war nun ein kranker Mann; jedenfalls war mir gesagt worden, daß ich ein Invalide sei, oder ich dachte, ich wäre einer. Etwas vorzeitig, zwanzig Jahre oder so ungefähr, bevor man vielleicht damit rechnen mußte, hatte sich eine Alterserscheinung eingestellt. Meine Arterien begannen sich zu schließen - vergeben Sie mir bitte diese anatomischen Einzelheiten -, und es war anzunehmen, daß der Prozeß fortschreiten werde. Schon waren meiner Bewegungsfreiheit Grenzen gesetzt, ich konnte nicht mehr laufen wie zuvor, nicht mehr Treppen steigen, und von Woche zu Woche verringerte sich meine Bewegungsmöglichkeit. Bald konnte ich kaum noch fünfzig Meter gehen und nur einen Treppenabsatz steigen, ohne daß die Schmerzen so heftig wurden, daß eine Ruhepause vor jeder weiteren Anstrengung nötig war. Die Zukunft sah düster aus; bald würden meine Glieder nicht mehr genügend mit Blut versorgt sein, und Amputation und Hilflosigkeit mochten folgen.
    Es gab keinen Trost für die Zukunft. Ich konnte nicht ahnen, und auch die Ärzte konnten nicht voraussehen, daß ich ein komischer Kauz, ein Sonderfall war, über den in der Fachpresse (angenehm unpersönliche) Artikel erscheinen sollten, denn ganz am Rande der absoluten Katastrophe kam die Krankheit in bisher unbekannter Weise von selbst zum Stillstand. Die Ärzte hatten den pessimistischen Rat gegeben, ein Haus ohne Treppen zu suchen, so daß ich umhergefahren werden konnte, und außerdem sagten sie, daß nur ein völlig untätiges Leben ein Vermeiden jeder Aufregung und Anstrengung, selbst geistiger, das Schlimmste für kurze Zeit hinausschieben könnte.
    Ich versuchte es natürlich, aber es konnte nicht anders sein: es war mir unmöglich. Man kann wirklich niemandem empfehlen, trübsinnig dazusitzen und auf den Verfall zu warten... und dann gab es doch diese kleinen, mit Mörsern bestückten Kanonenboote, im Englischen ›bomb ketches‹ genannt -. So lächerlich das klingen mag, aber ich muß zugeben, daß ich persönlich diesen Kanonenbooten sehr viel verdanke. In meiner Lektüre während der Rekonvaleszenz stieß ich immer wieder auf die Kanonenboote, diese absonderlichen hochspezialisierten Küstenschiffe, die erfunden worden waren, um Landziele von See aus mit Bomben zu bewerfen, und zwar - auf Grund der großen Erhöhung ihrer Mörser - ganz besonders Ziele, die hinter Hügeln oder Befestigungen im toten Winkel des Geländes lagen.
    Während

Weitere Kostenlose Bücher