Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe
„Oh Libby!"
Sie nahm ihn in sich auf. Der leise Aufschrei, der sich ihr entrang, war nicht viel mehr als ein Stöhnen, doch Triumph schwang in ihm mit. Von ihrer Lust vorangetrieben, bewegte sie sich in einem immer wilderen Rhythmus unaufhaltsam dem Höhepunkt entgegen und riss Cal mit sich mit.
Freier Fall durch den Weltraum, ein Schleuderflug durch die Zeit, das hatte Cal schon erlebt, aber es war nicht mit dem zu vergleichen, was jetzt über ihn kam. Blind tastete er nach Libby, und in dem Augenblick, als sich seine und ihre Hände trafen, erreichten die Liebenden den höchsten Gipfel allen Empfindens.
Träge und glücklich kuschelte sich Libby dichter an Cal, schmiegte ihre Wange an seine Brust und lauschte auf sein Herz, während er ihr übers Haar streichelte.
Wie eine zufriedene Katze hätte sie schnurren mögen. Sie war vollkommen entspannt. Wie lange konnten zwei Menschen wohl so ohne Essen und Trinken im Bett liegen bleiben? Ewig? Libby lächelte über den Gedankengang. Ja, ewig. Daran glaubte sie fest.
„Meine Eltern besitzen einen Kater. Er ist fett und gelb und heißt Ringelblume. Der hat überhaupt keinen Ehrgeiz."
„Eine männliche Katze namens Ringelblume?"
Sie streichelte ihn. „Du hast meine Eltern doch kennen gelernt."
„Stimmt."
„Ringelblume liegt nachmittags bis zum Dunkelwerden auf der Fensterbank. Und jetzt, genau in dieser Minute, weiß ich, wie er sich fühlt." Sie rekelte sich, aber nur ein bisschen, und schon das kostete sie zu viel Kraft. „Hornblower, dein Bett gefällt mir."
„Ich habe es auch lieben gelernt."
Eine Weile schwiegen sie und träumten nur so vor sich hin. „Diese Musik ..." Libby hatte das Gefühl, als erfüllten die Klänge ihren Kopf, ihren Körper, ihr Herz. „Mir ist immer, als würde ich sie irgendwie kennen."
„Salvadore Simeon."
„Ist das ein neuer Komponist?"
„Das kommt auf den Standpunkt an. Er stammt aus dem späten einundzwanzigsten Jahrhundert."
Bei dieser Bemerkung zerplatzte ihre Seifenblase. Manchmal war „ewig" eine sehr kurze Zeitspanne. Weil Libby sich noch einen letzten Moment von dieser Ewigkeit erhalten wollte, drückte sie die Lippen an Cals Brust. Hier schlug sein Herz, kräftig und ruhig. „Poesie, klassische Musik und Flugräder. Eine interessante Mischung."
„Findest du?"
„Durchaus. Außerdem weiß ich, dass du für Seifenopern und Spielshows schwärmst." Sie stützte sich neben ihm auf.
„Das fällt unter Forschung und Bildung", erklärte er. „Ich möchte schließlich intelligent über alle populären Unterhaltungsarten des zwanzigsten Jahrhunderts reden können."
Libby zog die Knie hoch und grinste Cal frech an. „Quatsch. Sag mal, habt ihr etwa keine TV-Serien mehr?"
„Doch, aber ich habe mir nie die Zeit genommen, sie mir anzuschauen."
Libby stützte das Kinn auf die Knie. „Ich habe dir immer noch nicht genug Fragen gestellt. Wenn wir wieder im Haus sind, werden wir erst einmal alles aufschreiben, was dir widerfahren ist."
Er strich mit einem Finger an ihrem Arm hinunter. „Wirklich alles?"
„Alles von allgemeinem Interesse. Und während wir dann die Zeitkapsel zusammenstellen, kannst du mich über die Zukunft auf dem Laufenden halten."
„In Ordnung." Cal stand auf. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn sie während der nächsten Stunden fleißig waren. Er griff nach seiner Hose, und dabei entdeckte er die Sofortbildkamera, die auf den Boden gefallen war. „Was ist das?"
„Ein Fotoapparat. Einer, der die Bilder selbst entwickelt. Innerhalb von zehn Sekunden sind sie fertig."
„Tatsächlich?" Amüsiert drehte Cal die Kamera in den Händen. Zu seinem zehnten Geburtstag hatte er einen Apparat geschenkt bekommen, der dieselben Fähigkeiten besaß und in eine Kinderhand passte.
Außerdem gab er die genaue Zeit sowie die Temperatur an und spielte seine Lieblingsmelodie.
„Hornblower, du hast schon wieder dieses überhebliche Grinsen auf deinem Gesicht."
„Tut mir Leid. Wie macht man das - drückt man hier auf diesen Knopf?"
„Ja. Nein!" Es war bereits zu spät. Er hatte schon visiert und ausgelöst. „Cal, es sind schon Menschen für weniger ermordet worden."
„Ich dachte, du wolltest Fotos haben", sagte er ganz sachlich und sah zu, wie sich das Bild in seiner Hand selbsttätig entwickelte.
„Ich bin doch nicht angezogen."
„Eben." Er lächelte. „Gar nicht mal so schlecht. Zweidimensional, aber man sieht, worauf es ankommt. Eine ganze Menge sogar."
Libby griff nach der
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