Hornjäger (German Edition)
schaffte Helwyr sich ein wenig Raum. Schnell sprang er vom Tisch, rollte sich ab und führte eine Attacke gegen den Anderen.
Euphena sprang wie ein aufgescheuchtes Huhn von einem Tisch zum nächsten und schnappte sich im Vorbeilaufen vom Kaminsims einen Kerzenständer. Lange würde sie dieses Spiel nicht mehr aufrechterhalten können! Mit einem Schrei durchbrach Helwyr einen Angriff seines Gegners und rannte ihn mit der Schulter um. Er wälzte sich über den Dielenboden und hieb ihm den Schwertknauf in den Bauch.
Euphena sprang neben ihn, zog ihn auf die Beine und verkroch sich hinter seinem Rücken vor ihren Verfolgern. Helwyr trat den Angreifern in den Weg und verwickelte sie in ein Gefecht. Euphena unterdessen hieb allen Halbbewusstlosen mit ihrem Kerzenständer noch einmal auf den Kopf.
Helwyr konnte seine Gegner zwar in Schach halten, aber auch keine Entscheidung herbeiführen. Eifrig schnappte sich Euphena jeglichen Hausrat vom Tresen, den sie finden konnte, und pfefferte ihn auf die Angreifer. Der Treffer mit einem Bierhumpen saß! Der linke Mann klappte zusammen. Mit dem letzten Angreifer hatte Helwyr leichtes Spiel. Er drängte ihn rückwärts zum Kamin, bis er über den Eisenrost stolperte und sich in die Asche setzte. Im aufgewirbelten Staub löschte Euphena ihm mit ihrem gusseisernen Kerzenständer die Lichter. Hastig sahen sie sich um.
Alle waren zu Boden gegangen. Ein Stöhnen und Ächzen ging durch den Raum. Euphena jubelte erstickt unter ihrem Knebel.
Sofort bedeutete ihr Helwyr still zu sein. Leises Hufgetrappel erklang auf dem Hof, ihm folgte das Geräusch von forschen Schritten, die direkte auf die Schanktür zuhielten. Helwyr kannte dieses Geräusch; Soldatenstiefel!
»Schnell, nach hinten raus!« Er zeigte auf die Hintertür.
Euphena sprintete los und verschwand nach draußen. Helwyr folgte ihr, sein Blick blieb kurz an dem Geldsäckel Gwaels hängen. Sollte er zugreifen? Sie würden bei ihrem Vorhaben jeden Kupferling brauchen können! Plötzlich bekam er einen Schlag gegen das rechte Bein. Verzweifelt klammerte sich Gwael daran und versuchte ihn zu Fall zu bringen. Helwyr wollte sich befreien und verschwinden, bevor der Schankraum voller Männer war und er Astos persönlich erklären musste, was hier vor sich ging. Aber zu spät! Die Tür flog auf und Soldaten füllten den niedrigen Raum. Geübt bezogen sie ihre Posten vor allen Türen und Ausgängen. Der Letzte, der durch die Tür trat, war Astos. Ihre Blicke trafen sich. Er schien überrascht seinen Freund hier anzutreffen.
Astos Lächeln erstarrte, als er begriff, dass Helwyr von seinen eigenen Leuten festgehalten wurde. Bevor er etwas sagen konnte, trat sich Helwyr los und sprintete die Treppe in den ersten Stock hinauf. Reflexartig jagten die Soldaten hinterher.
Helwyr stand im Flur, von dem die Zimmer abzweigten. Von hier aus gab es keinen Weg mehr hinunter. Schnell sah er sich um. Das kleine Fenster am Ende des Korridors war sein einziger Ausweg! Ohne nachzudenken, hechtete er den Gang entlang, duckte sich und stieg aus dem Fenster. Sofort peitschte ihm der Regen ins Gesicht. Helwyr kam wankend auf dem rutschigen Vordach des Wirtshauses zu stehen.
Vor der Tür hatten sich bereits einige Soldaten versammelt und starrten zu ihm hinauf, wie eine Katze, die darauf wartet, dass ein Küken aus dem Nest fällt. So einfach würde er es ihnen nicht machen! Helwyr klammerte sich an einen Balken, der aus dem Verputz herausragte, und näherte sich Schritt für Schritt dem Rand des Vordaches.
»Bleibt stehen, Herr! Es hat doch keinen Zweck!« Der erste Soldat beugte sich aus dem Fenster heraus und machte Anstalten ihm auf die nassen Schindeln zu folgen.
Der Regen peitschte Helwyr die Haare ins Gesicht und nahm ihm die Sicht. Wenn er es ganz bis zum Rand schaffte, hatte er vielleicht die Möglichkeit auf das Dach des Heuschobers zu gelangen, der in Sprungweite an das Haupthaus gebaut war.
Schritt für Schritt tastete er sich vorwärts. Einen Sturz aus der Höhe hätte er vermutlich überlebt, aber die Aussicht in irgendeinem Kerker zu verrotten, war weit weniger erfreulich. Von hier aus gab es kein Zurück! Er ignorierte Astos‘ Rufe. Er ignorierte den Regen und seine Verfolger. Helwyr nahm Schwung und sprang.
Mit einem lauten Poltern krachte er durch das morsche Dach des Schobers und landete unsanft auf dem Heuboden. Der Sturz presste ihm die Luft aus den Lungen. Helwyr ächzte und rappelte ich mühsam hoch. Er war genau zwischen den
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