Hornjäger (German Edition)
hieß es warten.
Obwohl er seinen Männern hundertmal und öfter eingebläut hatte, die Pferde immer in Sichtweite der Gruppe zu lassen, war auf diesen Fehler Verlass. Genauso wie niemals einen Mann alleine loszuschicken. Selbst dann nicht, wenn man sich sicher fühlte. Aber vermutlich fürchteten sich die anderen Theaterbanditen vor dem Regen. Er schnaubte.
Helwyr selbst störte sich nicht daran. Seine Kleidung war es gewohnt und ändern konnten das Wetter sowieso nur die Götter.
Gwael erwachte einmal, während er wartete. Ein Treffen seines Kopfes mit der Bretterwand und er lag wieder friedlich schlummernd wie ein Kind neben ihm.
Die Schenkentür knarzte. Helwyr linste um die Ecke. Na bitte, ging ja! Zwei weitere, seiner Männer kamen auf sie zu. Schnell schlich er hinter ein Fass, dass an der Häuserfront stand, und ließ sie an sich vorbeilaufen. Drei waren erledigt, blieben also noch zwei! Er hatte gehofft, nur gegen einen antreten zu müssen. Aber wenn sie in den letzten Tagen ihre Fähigkeiten nicht merklich erhöht hatten, und noch genauso miserabel kämpften wie im Unterricht, konnten sie kein ernsthaftes Problem darstellen.
Helwyr stieß die Tür auf, ließ den Blick über die Anwesenden schweifen und musste sich ein Lachen verkneifen.
Euphena saß mit baumelnden Füßen auf dem Tresen, gefesselt und geknebelt und sah ganz und gar nicht zufrieden aus. Sein Stellvertreter spielte mit dem anderen Möchtegernbanditen Karten und hatte seinen Filzhut als Einsatz in die Mitte des Tisches gelegt.
»Ihr?« Sein Stellvertreter sprang auf. Jetzt musste Helwyr schnell reagieren! Es war besser, wenn Euphena nicht erfuhr, dass er den Befehl hatte, ihr Leben auf grausame Weise zu zerstören.
»Ja ich!« Helwyr trat langsam in den Raum. »Ich bin gekommen, um das Fräulein zu holen!«
»Herr, wir haben Anweisung sie hier zu behalten, damit sie nicht wieder ausbüxt!« Der Soldat klang ein wenig verwirrt. Jetzt wollte er nicht mit ihm tauschen! Er stand zwischen zwei Befehlen!
Helwyr versuchte, ihm die Sache zu erleichtern und schnitt kurzerhand Euphenas Fesseln durch. Vorsichtig hob er sie vom Tisch und setzte sie neben sich ab. Ihre Augen leuchteten einen kurzen Moment auf. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
»Ich kann das nicht zulassen!« Sein Stellvertreter schnappte sich ein Schwert. »Bitte Herr! Das geht doch nicht!«
Helwyr seufzte. »Ich wollte das eigentlich vermeiden, aber gut, wenn Ihr darauf besteht ...« Er zog ebenfalls.
Es war ein komisches Gefühl einen Freund zu bedrohen! Der andere Bandit stellte sich hinter seinen Anführer. Seine Wahl war also ebenfalls gefallen.
Helwyr blickte zu Euphena. War es das alles wert? Moral hin oder her. Wenn er das hier tat, gab er sein Leben auf. Dann würde man ihn für vogelfrei erklären und schnellstmöglich beiseiteschaffen, wenn sich eine Gelegenheit bot. War sie all das wert? In der Theorie hatte es sich einfacher angefühlt, aber jetzt stand er mit blanker Waffe gegen seine eigenen Männer!
Euphena sah ihm in die Augen. Sie lächelte, was mit dem breiten Ledergürtel im Mund unfreiwillig komisch aussah. Helwyr verzog einen Mundwinkel und zwinkerte ihr zu.
»Hab doch gesagt, ich lass‘ Euch nicht im Stich, Püppchen!« Seine Entscheidung war gefallen! Hier wurde er gebraucht! All die Aufträge für Fengus, all die Rettungsaktionen und Jahre auf der Straße, waren nicht im Vergleich zu dieser Situation. Er hatte stets gute Arbeit geleistet, auch wenn sein König ihn mit einem Handwedeln hätte austauschen können. Hier war das anders! Er musste an ihrer Seite stehen, sonst würde es keiner tun. Euphena brauchte ihn!
»Nun meine Herren: Ich fordere das Fräulein von Euch!«, sagte er schließlich laut.
Seine Männer starrten ihn mit verwirrten Blicken an. In dem Moment flog die Tür auf. Die zwei Räuber, die Gwael gesucht hatten, betraten die Stube. Den Jungen hielten sie, so gut es ging aufrecht, während sie verwundert auf die blanken Waffen starrten.
»Lauft!« Helwyr gab Euphena einen Schubs Richtung Hinterausgang und blockierte mit schnellen Paraden die ersten Angriffe seiner Männer. Auch wenn sie noch so viel zu lernen hatten, gegen vier Kämpfer konnte es auch für ihn eng werden! Helwyr sprang auf einen Tisch und verteidigte sich so gut er konnte.
Die beiden in der Tür hatten Gwael inzwischen fallen lassen und jagten Euphena durch den Schankraum. Mit einem gezielten Fußtritt gegen das Kinn seines Stellvertreters
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