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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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sollte sie jetzt hin? Sie musste auf dem schnellsten Wege Helwyr finden und ihn warnen. Ohne ihn zu fliehen, wäre glatter Selbstmord gewesen und das wusste sie. Zuletzt hatte er im Stall bei Hestus gestanden. Der einzige Weg dorthin, den sie kannte, führte durch den Schankraum und war somit versperrt. Vielleicht konnte sie außen um das Haus herum gehen und so zu ihm gelangen.
    Euphena fluchte. Auf jeden Fall musste sie raus aus diesem Hinterhof. Die Banditen hatten sie aus dem Fenster schlüpfen sehen. Es wurde also allerhöchste Zeit von hier zu verschwinden! Geduckt lief sie unter den Fenstern zu einer Tür auf der anderen Seite des Gebäudes und schob sich hinter einer Bierkutsche die Wand entlang. Die graue Stute drückte ihr die weiche Nase in den Bauch.
    »Nicht jetzt, meine Süße.« Behutsam drängte Euphena den Pferdekopf zur Seite und kroch hinter dem Wagen weiter.
    Plötzlich wurden Rufe laut. Geschwind duckte sie sich, so tief sie konnte hinter das Vorderrad der Kutsche.
    Gerade rechtzeitig, denn in diesem Moment betrat eine Gruppe junger Hirten den Hinterhof. Sofort begannen sie, zwischen den Kisten herumzustöbern und Fässer zur Seite zu rollen. Euphena wurde kalt.
    Die Räuber mussten eine Belohnung für ihre Ergreifung geboten haben und hatten damit vermutlich das gesamte Wirtshaus mobilisiert!
    Euphena atmete einmal durch und brachte sich, so leise sie konnte, an das Heck des Wagens. Eine Seite des Hofes war offen und mündete über einen breiten Fuhrweg im Wald. Wenn sie schnell genug war, konnte sie es vielleicht sogar an Hirten vorbeischaffen.
    Vorsichtig lugte sie um die Ecke des Karrens. Die jungen Männer waren auf der gegenüberliegenden Seite noch immer mit einem Stapel Kisten beschäftigt, in denen sie Pökelfleisch gefunden hatten. Euphena fasste sich ein Herz und sprintete los.
    Mit einem Aufschrei der Empörung ließ einer der Hirten sein Stück Pökelfleisch zurück in die Kiste fallen und zeigte auf sie. Die Jagd war eröffnet.
    Sofort nahmen sie die Verfolgung auf.
    So schnell sie konnte sprintete Euphena den Fuhrweg entlang, nahm die nächste Kurve um die Hausecke mit zu viel Schwung und rutschte prompt in einer Schlammlacke aus, die der letzte Regen hinterlassen hatte. Euphena fluchte. Sie lag nur wenige Manneslängen von der Stalltür entfernt im Dreck. Hinter ihr schossen die Hirten um die Ecke.
    Panisch versuchte sie sich aufzurappeln und wurde sofort unsanft zu Boden gedrückt. Schlammiges Wasser schwappte ihr in die Augen und nahm ihr kurzzeitig die Sicht.
    »Nicht so schnell, mein Fräulein!«
    Euphena keuchte erschrocken auf, als sie in das Gesicht eines Banditen blickte. Es war der Breiteste der Truppe der sie am Boden festhielt, neben ihm stand ein Schmälerer, der sie jetzt triumphierend angrinste. Der Kontrast zwischen den beiden hätte nicht größer sein können!
    Unsanft wurde Euphena geschnappt und auf die Füße gestellt. Alle Versuche sich zu wehren waren zwecklos. Ihr Peiniger hatte ihr bereits die Arme schmerzhaft auf den Rücken gedreht, als die Schäfergruppe sich enttäuscht vor ihnen aufbaute.
    »Tja, zu spät Freunde!« Der Schmale grinste frech und drehte den Hirten demonstrativ den Rücken zu. Der Breite schob Euphena vorwärts und folgte seinem Kameraden Richtung Wirtshaus.
    Vor der Stalltür versuchte Euphena auszubrechen und drängte sie mit aller Kraft zum Türschlitz. Frei kam sie zwar nicht, aber sie hatte dennoch einen kurzen Blick in den Stall werfen können. Von Helwyr und Hestus fehlte jede Spur!

    »Ihr dreckiger Sohn eines gichtigen Sumpfschweins! Lasst mich sofort los oder Ihr werdet es bereuen!« Euphena zerrte an der Wäscheleine, mit der sie provisorisch an einen Melkschemel gefesselt worden war. Die Räuber hatten sie mitten auf den Tresen gestellt, damit sie nicht aufspringen und davonlaufen konnte.
    »Schimpfen kann das Fräulein wie ein Rohrspatz!« Der breite Strauchdieb, der sie hereingebracht hatte, schien hier auch das Sagen zu haben. Da Euphenas Beine sowieso in der Luft baumelten, versuchte sie ihn bei der Gelegenheit gleich zu treten. Doch unglücklicherweise waren ihre Beine ein Stück zu kurz. Die Wegelagerer quittierten diesen armseligen Versuch mit einem grausamen Lachen. Inzwischen waren alle wieder versammelt. Der Wirt fügte sich dem Geschehen und verrichtete unauffällig im Hintergrund seine Arbeit. Nur die Hirtengruppe war schimpfend abgehauen.
    So wie Helwyr. Euphena hätte es sich eigentlich denken müssen, dass sie

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