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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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unbedarfte Person, die dermaßen verantwortungsvolle Stellung des Hauptmannes erhalten haben?
    »Mein Herr, ich habe nichts gestohlen!« Euphena schrie los. »Ich fand den Ohrring im Wald und wollte ihn zurückbringen!« Als sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr erst klar, wie lächerlich das klingen musste. Sie stand, abgerissen, wie sie aussah inmitten des hoheitlichen Schlafgemachs, und hielt Schmuck der Gräfin in der Hand. Natürlich musste man sie für eine Diebin halten!
    »Erzähl das dem Scharfrichter!« Der Hauptmann zerrte sie zur Tür. Euphena schlug aus. Verzweifelt versuchte sie freizukommen, aber sofort wurde sie von harten Männerarmen gepackt und niedergedrückt.
    »Bindet sie und schafft sie mir aus den Augen!«
    Eine der Wachen drehte ihr so brutal die Arme auf den Rücken, dass sie entsetzt aufschrie.
    »Bitte! Ich habe nichts getan! Ich bin nur zufällig allein hier hergekommen und wollte mir das Schloss ansehen! Das ist alles nur ein Missverständnis! Ich verlange die Gräfin zu sprechen! Ich ...«
    Ein Schlag in ihr Gesicht beendete ihre Forderungen abrupt. Euphenas Kopf flog zur Seite. Sie schmeckte Blut. Offensichtlich waren die Burschen nicht zu Diskussionen aufgelegt. Nun gut, dann eben nicht. Sie spürte, wie ihre Wange immer stärker zu pulsieren begann und langsam rot wurde. Ihre Beine gaben unter ihrem Körper nach, sie ließ sich schwer in die Arme ihrer Wachen fallen. Wenn sie schon eingesperrt wurde, konnten sie sie wenigstens tragen. Die Männer schleiften sie aus dem Zimmer und den Gang entlang.
    Euphena hoffte, dass Helwyr verstanden hatte, was sie ihm zugerufen hatte. Besonders hilfreich war es ja nicht gewesen, aber sie wollte nicht, dass er sich ihretwegen auch noch erwischen ließ! Wenn er sich jetzt zu erkennen gab, hatte sie niemanden, der sie aus dem finsteren Loch, in das man sie bringen würde, befreite. Sie brauchte jetzt jemanden außerhalb des Schlosses, dem sie vertrauen konnte und eine gerechte Gräfin. Und das möglichst schnell!

R ein da mit dir, Pack!«
    Sie warfen Euphena sprichwörtlich in den Kerker. Sie stolperte, schlug dabei der Länge nach am harten Steinboden auf und landete mit dem Gesicht im feuchten Stroh. Euphena stöhnte. Hinter ihr knallte jemand die Tür ins Schloss. Eine gespenstische Stille legte sich über die Zelle, sobald die letzten Stiefelschritte verklungen waren.
    Vorsichtig rollte sie sich auf den Rücken. Mit einem Mal schmerzten all die alten Wunden wieder und meldeten sich mit grausamer Präzision zurück. Weit hatte sie es gebracht! Eingekerkert wie Mörder und Diebe und das in einem Land, dessen Existenz sie vor einigen Tagen noch nicht einmal erahnt hatte. Und das Schlimmste war, sie sah aus, wie eine Kanalputzerin nach einem wirklich harten Arbeitstag. Und wofür das alles? Um nicht heiraten zu müssen. Ha! Wie sich Prioritäten doch verschieben konnten! Euphena lachte lauthals los. Eine schöne Scheiße war das hier!
    »Ihr scheint ja durchaus Humor zu haben!«
    Euphena fuhr herum und hielt sich gleich wieder den Kopf. Der Schlag vorhin im Gemach der Gräfin hatte gesessen. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte sie in den hintersten Winkel der kleinen Zelle.
    »Das ist schön! Dann wird uns wenigstens nicht langweilig.« Die Stimme kam aus dem Schatten.
    Euphena setzte sich auf und drehte sich zu der Ecke, in der sie ihren Zellengenossen vermutete. Außer einem Paar Männerbeine, die mit Lumpen umwickelt waren, konnte sie rein gar nichts erkennen. Es war ihr egal, mit wem sie ihre Pritsche teilen musste. Im Moment war ihr einfach alles egal. Vorsichtig lehnte sie ihren dröhnenden Kopf gegen die raue Steinwand hinter ihr und suchte sich eine möglichst bequeme Stelle, um sich anzulehnen. Sie war zu müde, um aufzustehen, zu müde, um sich einen anderen Platz zu suchen, also zog sie die Beine an und blieb einfach weiterhin im feuchten Stroh sitzen. Allerdings hoffte sie insgeheim immer noch, dass die Nässe unter ihr von einer undichten Stelle im Gemäuer herrührte und keines unangenehmeren Ursprungs war.
    »Ihr sitzt in meiner Pissecke«, meinten die Männerbeine trocken und wackelten leicht hin und her.
    Euphena schenkte ihnen einen müden Blick, widmete sich dann aber wieder ganz ihrem eigens verschuldeten Unglück. Selbstmitleid machte wenigstens zu Beginn der Sache ein bisschen Spaß.
    »Wie heißt Ihr?«
    Euphena schloss die Augen und ignorierte die Beine. Sollten sie doch fragen und reden, was sie wollten!
    »Ah,

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