Hornjäger (German Edition)
gelehrt: Helwyr verschwand, wenn er es wollte, und tauchte dann meist überraschend auf, wenn keiner mit ihm rechnete.
Fengus nahm dem Burschen die Bänder ab. So leicht, wie der sie wickelte, würde er sie nach dem ersten Schlag wieder verlieren! »Fester, Bursche! Merk dir das fürs nächste Mal!«, blaffte er ihn an. Auf die gestammelte Entschuldigung gab er nichts.
Er hatte vollstes Vertrauen in Helwyr. Er würde triumphierend zurückkehren, wenn er es nur irgendwie konnte, doch Astos Ehrgeiz musste ein wenig angestachelt werden! Er würde den Boten zurückschicken und seine Worte deutlich wählen! Diese ganze Sache musste ein Ende finden! Je eher desto besser! Euphena tanzte ihm auf seiner königlichen Nase herum, und deshalb wollte er sie an den Haaren zurück in seine Stadt geschleift sehen! Er wollte, dass sie vor ihm kniete und ihren Fehler, ihm widersprochen zu haben, öffentlich und unter Tränen bedauerte! Er wollte Dramatik, wie in den Gassentheatern, aber nichts Übertriebenes.
Fengus Gegner betrat den Sandplatz. Die Menge jubelte verhalten. Es war ein Hüne mit bösartigem Blick und unsicherem Stand. Fengus seufzte. Lange würde der Kampf wohl wieder nicht dauern, aber Etikette war nun einmal Etikette.
»Bote!«, rief er über die Schulter.
Der erschöpfte Mann hielt sich tapfer aufrecht, verneigte sich vor ihm und wartete geduldig ab.
Fengus nahm ihn ein wenig zur Seite. Das, was er zu sagen hatte, sollte sonst niemand hören.
»Dienst du Astos?«, fragte er scharf.
»Ja, mein Herr!«
»Dann wirst du das, was ich dir jetzt sage nur deinem Herrn übermitteln und sonst niemandem, verstanden?«
Der Bote nickte eifrig.
»Wenn du etwas ausplauderst, verlierst du deinen Kopf.« Fengus blieb ernst. Es waren sowieso schon zu viele Menschen in die Sache verwickelt, aber er wollte den jungen Mann ein wenig motivieren, seine Sache auch gut zu machen.
Der Bote nickte noch ein wenig eifriger.
»Gut!« Fengus rieb sich über den Mund. Der raue Stoff um seine Hände ließ seine Lippen prickeln. »Sag Astos, ich wünsche, dass Euphena hierher zu mir zurückgebracht wird! In wie vielen Teilen ist mir egal! Ich will diese Wette zu meinen Gunsten beendet sehen, und zwar unverzüglich! Wenn er es nicht schafft, Euphena zu finden, wird er in Zukunft nur noch den Weg zu den Mannschaftslatrinen suchen müssen, die ich ihn dann jeden Tag mit seiner Zunge putzen lasse!«
»Ja, Majestät!«
»Und wenn du Helwyr siehst, sag ihm, ich brauche diesmal keinen Helden, sondern einen Mann der Befehle ausführt! Er sollte also wieder auftauchen, wenn ihm seine Stellung etwas wert ist! Und zwar ein bisschen plötzlich!« Fengus schmunzelte. Helwyr war wie ein tollwütiger Köter, den man von der Leine lässt, der sich von niemandem etwas sagen ließ, aber stets zufriedenstellende Ergebnisse lieferte.
»Das wird schwer ...«, murmelte der Bote in sich hinein.
»Wie bitte?« Fengus fixierte ihn mit den Augen.
Der Bote wirkte verunsichert. »Verzeiht, Majestät ... nichts.«
»Nein, nein ... was hast du damit gemeint?«
Der Soldat wand sich ein bisschen. »Als wir Helwyr zuletzt sahen, sprang er von einem Schenkenvordach in den Köhlerwäldern. Keiner weiß, wo er abgeblieben ist, aber Astos ließ sie nicht verfolgen.« Der junge Mann flüsterte schon fast.
Fengus rieb sich erneut über das Kinn. »Sie?«
»Ja Majestät. Er ist mit Euphena auf und davon. In die Wälder gefahren, als wären alle Seelen hinter ihnen her, Majestät.« Der Bote zerknautschte seinen Hut in den Händen. Es war ihm bewusst, dass er gerade eine Lawine losgetreten hatte.
»Mit Euphena?« Fengus versagte beinahe die Stimme.
»Ja, mein Herr.« Der Mann blickte zu Boden.
»Ha!« Der König ballte die Fäuste. »Geh jetzt! Reite so schnell du kannst und wenn du das nächste Mal in die Stadt kommst, wäre es besser für Euch alle, wenn ihr vollzählig erscheint, mit einem reuigen Hoffräulein in eurer Mitte! Und jetzt ab mit dir! Na los!«
Der Mann verbeugte sich hastig mehrere Male und rannte durch die anwesende Menge aus den Gärten.
Fengus ließ sich einen Weinbecher reichen. Er war nicht König geworden, weil er auf einseitige Informationen vertraute, die ihm irgendwelche unwichtigen Kreaturen überbrachten. Nein. Helwyr und Astos kannten ihn, seit sie als junge Männer unter seinem Kommando gegen die Südlande gekämpft hatten. Er hatte ihren Werdegang verfolgt, sie gefördert und ihnen manch einen Weg geebnet. Was auch immer passiert
Weitere Kostenlose Bücher