Hornjäger (German Edition)
war, wenn sich herausstellte, dass der Bote recht hatte und Helwyr ihn wissentlich hinterging, würde er seinen Kopf über das Palasttor nageln lassen und den von Astos gleich dazu! Fengus leerte den Kelch mit gierigen Schlucken. Der Wein war süß und kalt, genauso, wie er ihn liebte.
Achtlos warf er den Becher zur Seite und widmete sich seinem Gegner. Fengus dehnte seinen Nacken und spannte die Schultern. Heute würde ihm das Training wieder Freude bereiten!
E uphena stockte der Atem. Vorsichtig machte sie einen Schritt in den Raum. Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit! Helwyr schloss hinter ihr leise die Tür und folgte ihr in die Mitte des Zimmers. Er war äußerst geschmackvoll eingerichtet, schwere Teppiche, Truhen, ein Schreibtisch und ein breites Himmelbett. Euphena blinzelte überrascht. Sie standen mitten in Gräfin Marezzas Schlafgemach! Hier gab es rein gar nichts Geheimnisvolles. Außer einem Nachthemd, das jemand achtlos auf das Bett geworfen hatte, war der Raum fein säuberlich sortiert und in Ordnung gehalten. Sogar die Bilder zeigten keine Aigidenkrieger mehr, sondern beschäftigten sich mit Wald und Wiesenszenen, wie sie gewöhnlicher nicht sein konnten.
»Scheint als wären wir in ihrem Schlafzimmer gelandet!«, flüsterte Helwyr hinter ihr.
Euphena ließ die Schultern sinken. Das brachte sie so gar nicht weiter! Sie hatte gehofft, hier einen Hinweis zu finden, irgendetwas, dass ihr Informationen lieferte, sie verlangte ja nicht einmal eine Wegbeschreibung, sie wollte nur wissen, was ... ja was wollte sie eigentlich wissen? Irgendetwas eben, das ihr weiterhelfen würde!
Verärgert stieß sie einen Schrei durch ihre zusammengebissenen Zähne. Langsam wurde die Sache unlustig!
»Wir haben ja immer noch das Archiv ...«, meinte Helwyr tröstend und legte ihr von hinten die Hände auf ihre Schultern. »Dort finden wir bestimmt etwas. Wenn die Gehörnten irgendwann diese Stadt angegriffen, oder die Umlande verwüstet haben, werden wir es herausfinden!«
Euphena seufzte und lehnte ihren Kopf gegen Helwyrs Brust. Ihr rann die Zeit durch die Finger! Nicht nur, dass sie sich nach Pollia und der Prinzessin sehnte, sie wollte einfach wieder durch die verwachsenen Arkadengänge des Palastes spazieren, ohne in irgendeiner Form um ihre Existenz fürchten zu müssen.
»Wenigstens können wir jetzt gleich diesen vermaledeiten Ohrring zurücklegen, ohne, dass jemand etwas merkt.« Euphena löste sich aus Helwyrs Umarmung und begann Marezzas Zimmer nach ihrem Schmuckkästchen abzusuchen.
»Ich sehe hier hinten nach«, murmelte Helwyr und verschwand in der Erkernische hinter einem schweren Samtvorhang, die wohl als Ankleideseparee diente. Euphena klappte indes Kistchen und Kästchen auf und wieder zu, doch die meisten enthielten nur unbedeutende Kleinodien oder Schreibmaterialien. Zuletzt fiel ihr Blick auf ein silbernes Kistchen, dass auf Marezzas Nachttisch stand. Es war nicht verschlossen. Behutsam lehnte sie den schweren Deckel gegen die Wand und besah sich den Inhalt.
»Hübsche Sammlung!«, murmelte sie zu sich selbst. Euphena kannte sich mit Schmuck nur ein wenig aus, aber doch genug, um zu wissen, dass dieses Kästchen mehr als nur ein Vermögen wert war. Natürlich trug Ardianna zu festlichen Anlässen Geschmeide, das den Wert dieses Kästchens noch bei weitem übertraf, aber für eine Gräfin war es doch eine nette Sammlung. Vorsichtig schob Euphena einen perlenbesetzten Armreif zur Seite und wühlte sich durch mehrere Steinanhänger, bis sie den zweiten Ohrring fand. Er lag wie beiläufig in einer Ecke und wartete geduldig auf seinen Einsatz.
»Aha!« Plötzlich wurde sie an den Haaren brutal zurückgerissen. »Wen haben wir denn da? Eine Diebin! Und auch noch auf frischer Tat ertappt!« Euphena gefror das Blut in den Adern. Der Hauptmann der Wache hielt sie gepackt und schrie ihr ins Ohr.
»Nein, Ihr irrt Euch ... Bitte!« Euphena versuchte verzweifelt sich zu befreien, aber die eisenbesetzte Faust des Hauptmanns hatte sich fest in ihre Haare gekrallt. Sie musste schmerzhaft den Kopf verdrehen, um überhaupt irgendetwas sehen zu können. Hinter diesem Grobian fluteten einige seiner Männer den Raum und umstellten ihren Hauptmann mit seiner Beute.
»Ich habe Euch doch gewarnt, dass ihr keinen Ärger machen sollt! Das kommt davon, wenn man Fremde in die Stadt lässt!«
Ein feiner Sprühregen legte sich auf Euphenas Gesicht, während er sprach. Dieser Vollidiot! Wie konnte so eine
Weitere Kostenlose Bücher