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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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sehr erfreut!«, kam es nach einem Augenblick der Stille spöttisch. »Und weshalb haben sie Euch in dieses Loch befördert?«
    Euphena öffnete ein Auge. Eines der Beine war verschwunden, vermutlich hatte es der Mann angezogen, um bequemer sitzen zu können. Wieso machte sie sich überhaupt Gedanken darüber? Konnte ihr doch egal sein! Sehnsüchtig lenkte sie ihren Blick auf das kleine vergitterte Quadrat, das wohl das Fenster in diesem elenden Loch darstellen sollte. Ihre einzige Verbindung zur Außenwelt.
    Die Sonne stand schon tief. Nicht mehr lange und die nächtliche Kälte würde durch die Steine unerbittlich in jede einzelne Faser ihres Körpers kriechen und sich dort wie ein Geschwür festsetzen. Behutsam betastete Euphena ihren Arm. Andererseits war Kälte gut gegen Schwellungen. Sie grunzte. Was für eine Ironie!
    »Es wird langsam dunkel ...« Die Beine wippten unruhig hin und her.
    Euphena verdrehte die Augen. Wenn ihr Zellengenosse weiterhin alles kommentieren würde, musste sie ihm wohl oder übel das Maul stopfen. Sie konnte nicht einmal eine Vermutung anstellen, wie lange sie hier noch sitzen musste, oder ob sie überhaupt jemals wieder das Tageslicht ungesiebt erblicken würde, also wollte sie es sich wenigstens so angenehm wie möglich machen. Und dazu gehörten die Ratschläge eines Kriminellen auf keinen Fall!
    »Ihr seid nicht gerade von der gesprächigsten Sorte, nicht wahr?« Die Beine begannen, Muster ins Stroh zu zeichnen. Einen Kreis, darunter eine Linie, dann wieder einen Pfeil.
Euphena schnaubte. Auf ihren Zellengenossen schien das jedenfalls nicht zuzutreffen!
    »Lasst Euch das Eine hier sagen: Leid und Schmerz überwindet man nicht alleine! Sprecht, dann wird Euer Gemüt leichter und vielleicht schleicht sich dann auch bald wieder ein Lächeln auf Euer hübsches Gesichtchen.«
    Der Mann zog die Beine an und legte seine Arme über die Knie. Dabei kamen schlanke Männerhände zum Vorschein, die gedankenverloren an einem Strohhalm herumzupften.
    Argwöhnisch ließ Euphena ihren Blick an seiner dunklen Armbehaarung entlanggleiten und folgte der sehnigen Muskulatur, bis sie im Dunkel der hereingebrochenen Nacht im Schatten verschwand. Etwas höher musste sein Gesicht liegen, dass er willentlich oder auch nicht in der Dunkelheit verborgen hielt. Ihr war es fast so, als würde ab und zu ein Augenpaar aufblitzen, dass sie interessiert musterte, aber vielleicht war das auch nur Einbildung.
    »Ach kommt schon, bitte! Ihr seid das erste Spannende, das hier seit rund zwei Wochen passiert ist, also seid einmal in Eurem Leben barmherzig und redet mit mir! Ich bin nett! Wirklich!«
    Euphena reagierte nicht und schloss die Augen. Vielleicht redete sie morgen mit ihm, aber für heute wollte sie einfach bloß ihre Ruhe haben und möglichst rasch einschlafen!
    »Gut! Wie Ihr wollt ... dann eben auf die harte Tour!«
    Verunsichert öffnete sie dann doch ein Auge, um zu sehen, was er jetzt wieder vorhatte. Wenn er sie verprügeln wollte oder ihr sonst irgendwie wehtun, sie anschreien oder anspucken wollte , war ihr das recht ... solange er es nur leise tat.
    Ein Bein schabte hastig ein wenig Stroh in seine Ecke und die schlanken Finger sortierten geschickt die längsten Halme heraus. Jetzt hatte er ihr Interesse geweckt. Möglichst unauffällig öffnete Euphena auch noch ihr zweites Auge und beobachtete die Finger, die sich jetzt ganz den Halmen widmeten.
    Vorsichtig klemmte ihr Zellengenosse einen Strohhalm zwischen Zeige- und Mittelfinger ein und spannte den Rest über und unter die anderen. Er arbeitete leise und konzentriert. Als er geendet hatte, rief er »Tadaah!« und hielt ihr sein fertiges Kunstwerk vor die Nase.
    Euphena legte den Kopf leicht schief, um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Mit einer ungeheuren Genauigkeit hatte er in seiner Hand ein Ornament aus Stroh gespannt, das sich wie durch Zauberei zu halten schien und schöner war, als das Meiste, was auf den Märkten der Holzschaber angeboten wurde. Euphena war verblüfft.
    Elegant zeichnete er mit der strohverzierten Hand einen Kreis durch die Luft und ballte sie dann plötzlich zur Faust, sodass man das Strohkunstwerk deutlich knirschen hörte.
    »Wartet, ich kann noch eines!«, riefen die Beine begeistert und arbeiteten ein zweites Mal blitzschnell und geflissentlich. Er wirbelte seine Hände zweimal durch die Luft und spannte dann die Finger, um ihr erneut sein Werk zu präsentieren.
    Euphena spürte, wie sich ein leises

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