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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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    Wir beobachteten, wie sie hineinging. Sie zog die schwere Tür hinter sich zu. Ein paar der kleinen Glasscheiben waren zerbrochen, aber wir waren zu weit weg, um zu hören, was sie sagte. Das Gespräch dauerte nur wenige Minuten, dann legte sie den Hörer wieder auf und machte sich auf den Rückweg, wobei sie so dicht an uns vorbeikam, dass ich fest damit rechnete, dass sie uns entdecken würde. Aber sie war in Gedanken wohl noch bei dem, was sie gerade getan hatte. Sie ging nur wenige Zentimeter neben uns vorbei, aber sie schaute nicht nach unten und blieb auch nicht stehen.
    Wir warteten, bis wir sicher sein konnten, dass sie weg war.
    „Ich wusste es“, sagte Jamie. „Sie hat ihnen gesagt, dass ich hier bin.“
    „Wem gesagt?“
    „Der Polizei. Den Alten. Das macht keinen Unterschied. Wahrscheinlich ist beides dasselbe.“
    „Was jetzt?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte.
    „Sie werden kommen, um mich zu holen. Vielleicht noch heute Abend, vielleicht erst morgen. Ich kann nicht im Dorf bleiben.“ Er sah mich an und es erschreckte mich, wie viel Angst er hatte. „Sie werden euch dafür büßen lassen, dass ihr mich aufgenommen habt, Holly. Du, Rita, John und George. Sie werden das ganze Dorf darunter leiden lassen.“
    „Wir haben doch nichts Falsches getan.“
    „Du kennst sie nicht.“ Jamie schloss die Augen, denn er war plötzlich todmüde. Er schlug sie wieder auf. „Ich sollte jetzt gehen.“
    „Das kannst du nicht!“, sagte ich. „Du würdest niemals den Weg durch den Wald finden. Das ist bei Tag schon schwierig genug.“ Ich schaute nach oben. Die Sonne ging bereits unter. Wieso mussten die Tage so kurz sein? Die Baumwipfel schienen sich schon über uns zu schließen, und wenn wir nicht bald ins Dorf zurückkehrten, würden wir hier draußen festsitzen.
    „Ich will nicht, dass ihr meinetwegen Ärger kriegt“, sagte Jamie.
    Er klang so betrübt, dass mein Entschluss feststand. „Warte hier“, sagte ich.
    „Wohin willst du?“
    „Wir wissen doch gar nicht, ob das Telefon noch funktioniert. Und wenn doch, woher wollen wir dann wissen, dass sie die Polizei angerufen hat? Ich bin gar nicht sicher, ob es überhaupt noch eine Polizei gibt.“
    „Holly, nicht!“
    Aber seine Warnung kam zu spät. Ich war schon aufgestanden und ging auf die Telefonzelle zu. Mir schlug das Herz bis zum Hals, obwohl es ein so alltägliches Ding war – jedenfalls früher einmal. Aber die Zelle war irgendwie unheimlich und strahlte etwas Grauenhaftes aus. Das dicke Mattglas, die knallrote Farbe. Es konnte genauso gut ein Raumschiff sein, das hier gelandet war und darauf wartete, mich zu verschlingen und mitzunehmen.
    Ich öffnete die Tür. Sie war schwerer, als ich sie mir vorgestellt hatte. Der Boden bestand aus einem Betonblock. Ein schwarzes Telefon hing über dem schmalen Schlitz für die Telefonkarte, dieses kleine Plastikding, das man eine Zeit lang anstelle von Geld benutzt hatte. Vom Hörer hing eine dicke Spiralschnur herunter. Ich wollte nichts davon anfassen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal jemanden angerufen hatte – oder ob ich es überhaupt jemals getan hatte. Ich wollte nur herausfinden, ob das Telefon noch funktionierte, sonst nichts.
    Ich nahm den Hörer ab, der sich schwer und komisch anfühlte. Ein Ende für das Ohr, das andere für den Mund. Ich hielt es mir an den Kopf, aber es war kein Geräusch zu hören. Was nun? Da waren Zahlentasten von eins bis neun und untendrunter eine Null. Wahrscheinlich hatte es einmal eine Gebrauchsanweisung gegeben, aber sie war nicht mehr da. Ich schaute durchs Fenster und sah, dass Jamie nervös auf mich wartete. Das Glasfenster verzerrte die Sicht. Es sah aus, als würde Jamie mit dem Wald verschwimmen.
    Welche Nummer sollte ich wählen? Ich presste mir immer noch den Hörer ans Ohr. Natürlich … es war 999. Das wussten alle. Aber bevor ich irgendetwas tun konnte, sprach jemand mit mir … eine Frauenstimme, nicht alt, nicht jung. Sie hörte sich beinahe gelangweilt an.
    „Hallo?“ Einen Augenblick herrschte Stille. „Wer ist da?“
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wünschte bereits, ich hätte auf Jamie gehört und die Telefonzelle nie betreten. Ich wollte den Hörer auflegen und wegrennen, aber ich konnte es nicht. Ich stand wie angewurzelt da und hatte keine Kontrolle mehr über mich. Ich spürte, wie meine Hand krampfhaft den Hörer umschlossen hielt.
    „Wir sind unterwegs“,

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