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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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zugetreten und einen Volltreffer in die Genitalien des Mannes gelandet hatte. Und wieder hatten sie ihn unterschätzt. Pedro war klein, aber stark. Er trug dieselben Stiefel wie bei seiner Gefangennahme und hatte genau dorthin getreten, wo es am meisten wehtat. Wiesel wollte schreien, brachte aber nur ein atemloses Keuchen hervor. Er kippte vornüber. Pedro nutzte diese Gelegenheit für einen zweiten Tritt, diesmal krachte die Sohle seines Stiefels gegen das Kinn des Mannes. Als Wiesel zu Boden ging, sprang Pedro mit dem erhobenen Messer auf ihn zu. Doch er brauchte es nicht. Wiesel war bewusstlos und aus seinem Mundwinkel lief Blut. Vielleicht war er auch tot. Pedro war es egal. Dieser Mann hatte ihm kaltblütig einen Finger gebrochen. Er verdiente alles, was er bekam.
    Trotzdem war das nicht gut gelaufen. Wenn Wiesel hier war, würde Affe nicht weit sein und es würde nicht mehr lange dauern, bis die Leiche entdeckt wurde. Pedro machte kehrt und lief in die andere Richtung, obwohl das bedeutete, dass er an der Küche vorbeimusste. Und tatsächlich kam er fast sofort zu einer offenen Tür, die in einen großen Bereich mit Öfen, Kühlschränken und silbernen Arbeitsplatten führte, über denen Dutzende von Töpfen und Pfannen hingen. Die Küche war makellos sauber. Auf einem Gasherd stand ein riesiger Kessel mit irgendeiner Suppe. Das war es, was Pedro gerochen hatte. Es kostete ihn Überwindung, nicht augenblicklich hinzurennen und mit bloßen Händen Suppe aus dem Topf zu schöpfen.
    Aber er war nicht allein. Ganz in seiner Nähe war jemand, der den Boden wischte.
    Die beiden bemerkten einander im selben Augenblick. Pedro erstarrte. Der Dienstbote, wenn es denn einer war, war ein Junge in seinem Alter mit langen hellbraunen Haaren und einem blassen, eingefallenen Gesicht. Er war so unterernährt, dass seine Arme kaum dicker waren als der Stiel des Mopps, den er in der Hand hielt. Seine Wangen und Augen waren eingefallen und sein Hals sah aus wie Porzellan. Seine Kleidung war sauber.
    In dieser Küche hatten Keime keinen Zutritt. Er trug ein weißes T-Shirt, das ihm zu weit war, und eine dünne graue Hose, die oberhalb der Knöchel abgeschnitten worden war. Seine Füße waren nackt. Als der Junge herumfuhr, konnte Pedro sehen, dass eine Seite seines Gesichts geschwollen und bläulich verfärbt war. Jemand hatte ihn geschlagen – erst vor Kurzem.
    Pedro hob das Messer. Er wäre ohne zu zögern auf diesen Jungen losgegangen, bevor er Alarm schlagen konnte. Der Junge hatte bereits den Mund geöffnet, als wollte er losschreien. Doch dann hielten beide inne. Sie hatten instinktiv erkannt, dass sie auf derselben Seite standen. Pedro hatte in einer Zelle gesessen, doch der Küchenjunge war ebenfalls ein Gefangener. Allerdings hatte man ihn zu harter Arbeit verurteilt. Lebte er in dieser Burg oder kam er jeden Tag her? Das machte keinen Unterschied. Stundenlange harte Arbeit und die brutale Behandlung waren ihm deutlich anzusehen.
    Sie standen nur da und sahen sich an, doch dann durchbrach das Schrillen eines Alarms die Stille, gefolgt von lauten Stimmen, stampfenden Schritten und einer Tür, die so heftig aufgerissen wurde, dass sie an die Wand knallte. Entweder war Wiesel gefunden worden oder jemand hatte in Pedros Zelle gesehen und festgestellt, dass sie leer war. Pedro stand da wie angewurzelt. Der Lärm kam von überall. Er wusste nicht, wohin er sich wenden sollte. Es war nirgendwo sicher.
    Der Junge wusste, was los war. „Pa di qui, rapido …“, flüsterte er. Er sprach Italienisch. Zumindest vermutete Pedro das. Die Worte klangen auf Spanisch ganz ähnlich. Der Junge war bereits zu einem Backofen gerannt und hatte die Klappe geöffnet. Welche Sprache er auch gesprochen haben mochte, die Bedeutung war klar. Er wollte, dass Pedro in den Ofen kletterte.
    Pedro starrte in das rußgeschwärzte Innere. Er würde nur mit Mühe hineinpassen. Er war klein und der Ofen ziemlich groß, einer von denen, mit dem man Mahlzeiten für fünfzig Personen zubereiten konnte. Aber die Vorstellung erfüllte ihn mit Entsetzen. Es würde eng werden und sobald er da drinnen war, würde er vollkommen hilflos sein und nicht atmen können. Und was, wenn jemand den Ofen anstellte? Der Junge konnte ihm einen besonders grausigen Tod bescheren.
    Aber auf dem Flur waren Stimmen zu hören und sie kamen näher. Er hatte keine Zeit mehr, eine rationale Entscheidung zu treffen. Wenn sie ihn erwischten, würden sie ihn verprügeln und wieder in die

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