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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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drücken, dass uns unsere Hoffnung nicht genommen wird.“

21
     
     
    Sie trafen sich am Nachmittag, mitten in der Innenstadt.
    Francesco Amati war mehrere Möglichkeiten für das Treffen durchgegangen – Kirchen, Einkaufszentren, Parks, die Katakomben von San Gennaro, eine der Molen am Hafen – und zu dem Schluss gekommen, dass nichts davon sicher war. Wenn Scott vorhatte, Pedro zu verraten, gab es nichts, was sie dagegen tun konnten. Sobald der Treffpunkt feststand, konnte er in jedem Teil der Stadt fünfhundert Polizisten aufmarschieren lassen. Die Regierung hatte immer noch Hubschrauber und Jeeps, auch wenn die normalen Leute davon nur träumen konnten. Ein Befehl von ihm reichte aus, um Pedro wieder verhaften zu lassen, und dann war er erledigt.
    Die Polizei war bereits aktiv. Es hatte Hausdurchsuchungen in Vomero, Santa Lucia – den südlichen Stadtteilen am Meer – und einem Dutzend anderer Viertel gegeben, bei denen Hunderte festgenommen worden waren. Gleichzeitig waren überall Plakate aufgetaucht, die demjenigen unvorstellbare zehntausend Lira Belohnung versprachen, dessen Hinweise zur Ergreifung eines fünfzehnjährigen Peruaners führten, eines dünnen Jungen mit schwarzen Haaren, der allein in der Stadt unterwegs war. Schon seit sechs Stunden dröhnte Pedros Beschreibung pausenlos aus den Polizeilautsprechern, zusammen mit einer unmissverständlichen Botschaft.
    Jeder, der in den Verdacht geriet, ihm zu helfen, würde erschossen werden – und seine ganze Familie mit ihm.
    Da selbst der Weg zum Treffpunkt gefährlich sein würde, war Pedro ein verwegener Gedanke gekommen. Die Polizei rechnete bestimmt damit, dass er Neapel verließ. Schließlich hatte er keinen Grund zu bleiben. Schon jetzt waren Straßensperren an allen großen Ausfahrtstraßen errichtet worden. Und wenn er noch in der Stadt war, versteckte er sich sicher in der dunkelsten Ecke, die er finden konnte. Der letzte Ort, an dem sie mit ihm rechneten, war ein großer freier Platz, auf dem er vollkommen ungeschützt sein würde. So verrückt sich das anhörte – dieser Platz war der ideale Treffpunkt. Francesco hatte recht schnell erkannt, wie vernünftig dieser Plan war, und die Piazza Dante vorgeschlagen, einen öffentlichen Platz am Ende der Via Toledo, einer der belebtesten Straßen von Neapel. Außerdem würde Scott den Platz mühelos finden können. Das Treffen war für vier Uhr angesetzt, an der Statue des berühmten Dichters Dante Alighieri, die mitten auf dem Platz stand.
    Es war ein unangenehm warmer und schwüler Nachmittag, an dem kein Lüftchen wehte. Es schien noch mehr Qualm in der Luft zu hängen als sonst. Francesco hatte Pedro erklärt, dass daran der Vesuv schuld war, der Vulkan etwa zehn Kilometer östlich von ihnen. Nach einem leichten Erdbeben vor drei Monaten war es zu einem Ausbruch gekommen. Niemand war getötet worden, aber der Vulkan spuckte seitdem Rauch und Asche, vergiftete die Atmosphäre und machte den Menschen Angst vor dem, was noch kommen konnte. Und doch hatten sich die Bewohner von Neapel merkwürdigerweise bereits an diesen Zustand gewöhnt. Vielleicht lag es daran, dass sie genügend andere Dinge im Kopf hatten. Es hatte seit fast hundert Jahren keinen ernsthaften Ausbruch mehr gegeben und auch ohne Wettervorhersage und meteorologische Warnungen glaubten die Menschen fest daran, dass in nächster Zukunft nicht mit einem weiteren Ausbruch zu rechnen war.
    Pedro stand vor der Statue, die früher einmal weiß gewesen war, jetzt aber – wie alles andere auch – mit einer grauen Schicht überzogen war. Umgeben war der Platz von malerischen hohen Gebäuden und Arkaden, in denen früher Cafés und Blumenläden gewesen waren. Jetzt hockten dort Grüppchen von Leuten, von denen viele versuchten, auf dem Steinboden die Mittagshitze zu verschlafen. An einer Seite der Piazza befand sich ein hoher Torbogen mit einer Uhr, die auf elf Uhr fünfundfünfzig stehen geblieben war. Fünf vor zwölf. Irgendwie ganz passend.
    Und dann tauchte Scott auf. Er kam über das Kopfsteinpflaster auf ihn zu, ganz allein, ohne Bodyguard. Schon aus einiger Entfernung konnte Pedro sehen, dass er sich verändert hatte. Er wirkte gesünder, stärker und selbstsicherer – er bewegte sich, als gehörte ihm nicht nur die Piazza, sondern die ganze Stadt. Seine Haare waren kurz geschnitten und er trug neue Sachen: ein teures Hemd, Jeans und Turnschuhe. Als er Pedro entdeckte, hob er grüßend die Hand, doch er zeigte keine Emotionen

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