Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)
auf mich. Anscheinend haben sie beschlossen, dass sie mich nicht mehr bei sich haben wollen.“
„Ich konnte sie auch nicht rinden.“
„Dann haben sie uns vielleicht beide abserviert.“ Scott verstummte niedergeschlagen. „Wir hätten sowieso niemals gewonnen“, fuhr er fort. „Außerdem ist es zu spät. Hast du es schon gemerkt? Als wir durch diese Tür in Hongkong gesprungen sind, haben wir irgendwie einen Zeitsprung gemacht und sind zehn Jahre in der Zukunft gelandet. Die halbe Welt ist nicht mehr da. Sieh dich doch um! Neapel war mal eine echt coole Stadt. Reiseziel der Schönen und Reichen. Und jetzt ist sie nur noch ein riesiges Flüchtlingslager und bald ist auch das vorbei. Wenn der Vesuv erneut ausbricht, wird er die Stadt auslöschen … was mich zum Anlass unseres kleinen Treffens bringt.“
Scott warf einen Blick auf seine Uhr. Sie war neu, ein protziges Beispiel hochwertiger Präzisionsarbeit an einem Silberarmband. Die Uhr hätte ihn zweitausend Dollar gekostet, wenn er sie hätte bezahlen müssen. Aber das war der Handel, den er abgeschlossen hatte. Er würde nie wieder für irgendetwas Geld ausgeben müssen.
„Ich muss zurück“, sagte er. „Aber wenn du willst, kannst du mitkommen. Ich rede mit meinen Freunden. Im Moment wollen sie dir zwar liebend gern ein paar richtig fiese Dinge antun, aber ich schätze, ich kann sie überreden, dich mitzunehmen. Ich kann dir nicht versprechen, dass du erster Klasse reisen wirst, aber zumindest werden sie dich nicht umbringen.“
Pedro schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht mit dir kommen.“
„Was ist die Alternative?“
„Ich weiß es nicht.“
„Wieso bist du dann hier?“
„Ich hatte gehofft, dass du mit mir kommst.“
Scott lachte kurz auf. „Zurück in die Gosse? Nie im Leben.“
„Wir können aus Neapel verschwinden. Eine andere Tür suchen.“
„Du kapierst es einfach nicht, Pedro.“ Jetzt war Scott gereizt. „Ich bin fertig mit dir. Ich bin fertig mit Matt. Ich bin fertig mit den Fünf. Ich will davon nichts mehr hören. Ich fliege von hier weg, ganz komfortabel, mit Jonas, und bin nur hergekommen, um dir die Chance zu geben, mit mir zu kommen. Und wenn du weißt, was gut für dich ist, tust du es.“
„Wer ist Jonas?“
„Ein Freund. Er kümmert sich um mich.“
„Ich dachte, ich wäre dein Freund“, sagte Pedro.
Scott schüttelte den Kopf. „Da irrst du dich. Wir beide wurden zufällig zusammengewürfelt, was ich nie wollte. Es ist mir egal, ob ich dich jemals wiedersehe.“
Pedro sah Scott entgeistert an und erkannte, dass es nichts mehr zu sagen gab. Das Treffen war reine Zeitverschwendung und er war noch nie so deprimiert gewesen. Er hatte Matt im Stich gelassen. Anstatt Scott zu heilen, hatte er ihn davontreiben lassen. Dieser Junge, der jetzt vor ihm stand und mit seinen neuen Klamotten protzte, war ein Fremder für ihn. Wie hatte das so schnell passieren können? Einen Moment lang fragte sich Pedro, ob Scott womöglich unter Drogen stand oder wieder gefoltert worden war. Er suchte nach einer Ausrede, ihm zu vergeben. Aber ein Blick in seine Augen reichte, um die Wahrheit zu erkennen. Scott hatte nachgegeben. Er hatte die Alten in sein Innerstes gelassen und dies war das Ergebnis.
Gab es irgendeine Möglichkeit, doch noch zu ihm durchzudringen? Gab es zwischen ihnen noch eine Verbindung? Pedro fiel der Mensch ein, der Scott immer besonders nahegestanden hatte. „Was ist mit Jamie?“
„Was soll mit ihm sein?“
„Soll ich ihm etwas von dir ausrichten?“
Scott zuckte mit den Schultern. „Sag ihm gar nichts.“
„Du weißt, dass wir ohne dich nicht siegen können.“
„Wir hätten ohnehin nie gewonnen. Der Zug ist längst abgefahren.“
Es gab wirklich nichts mehr zu sagen. Pedro wandte sich ab und wollte gehen, aber Scott hielt ihn auf. Als Pedro sich noch einmal zu ihm umdrehte, hielt Scott ihm etwas hin: eine Handvoll Geld.
„Das habe ich für dich geklaut“, sagte Scott. „Ich weiß nicht, ob es dir hilft, aber du kannst es mitnehmen.“
„Danke.“ Es wäre Unsinn gewesen, es abzulehnen. Pedro griff danach, und als er die Hand ausstreckte, bemerkte Scott den schmutzigen Verband, den Pedro immer noch trug.
„Was ist mit deiner Hand passiert?“, fragte er.
„Das waren die Wärter. Die haben mir einen Finger gebrochen.“
„Wann?“ Jetzt versagte Scott zum ersten Mal die Stimme und er wirkte nicht mehr so selbstbewusst.
„Ich weiß es nicht mehr. An dem Tag, als sie dich
Weitere Kostenlose Bücher