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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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wir kamen. Wir ignorierten die Hunde und rasten auf das Portal der Kirche zu. Im Laufen holte Will etwas aus seinem Gürtel und warf es. Es war eine Handgranate. Erst da kapierte ich, dass das Kirchenportal mit ziemlicher Sicherheit abgeschlossen war, und obwohl er vermutlich ein leiseres Vorgehen geplant hatte – lautlos das Schloss knacken zum Beispiel –, durften wir keine Zeit mehr verschwenden. Wir mussten hinein.
    Will hob einen Arm, um uns zu stoppen, und wir duckten uns. Die Handgranate explodierte und sprengte die große Holztür heraus, die dort schon viele Jahrhunderte gestanden und sogar die Zerstörung Londons überdauert hatte – bis wir kamen. Wir waren jetzt nur noch etwa dreißig Meter entfernt, doch meine Knie wurden zu Wackelpudding, als die Spinne um die Kirche gerannt kam, sich sprungbereit aufbaute und uns mit den Dutzenden funkelnder Facetten ansah, aus denen ihre Augen bestanden. Unter ihrem Bauch hing ein riesiger, vibrierender Beutel mit Gift. Ich hatte die Spinne schon vom Dach aus gesehen, aber nun war es viel schlimmer, denn sie hatte uns entdeckt. Sie wusste, dass wir da waren.
    Wir konnten nicht umkehren. Wenn wir ihr den Rücken zudrehten, würde sie uns sofort angreifen, und darüber hinaus war Umkehren keine Option. Wir mussten in die Kirche. Wir hatten keine andere Wahl und deshalb rannten wir wieder los.
    Fünfundzwanzig Meter. Zwanzig Meter. Wir würden es nicht schaffen.
    Sie hätte uns alle umgebracht, da war ich ganz sicher. Sie duckte sich bereits zum Sprung. Aber bevor sie zuschlagen konnte, passierte etwas anderes – etwas so Außergewöhnliches und Unerklärliches, dass ich es nicht fassen konnte. Ich dachte wirklich, ich würde träumen oder halluzinieren. Oder dass meine Angst mich verrückt gemacht hatte.
    Der Himmel ging in Flammen auf.
    Ich meine, der ganze Himmel. Es sah aus, als hätte jemand alle Wolken mit Benzin übergossen und ein Streichholz an sie gehalten. Wir spürten keine Hitze. Vielleicht war keine da. Aber ganz London, die Kirche und die Spinne wurden in ein tiefrotes Licht getaucht. Zur gleichen Zeit glaubte ich, irgendwo weit entfernt ein Glockenläuten zu hören, das vielleicht von einer anderen Kirche kam oder von St. Meredith’s. Erst später wurde mir klar, dass es genau acht Uhr gewesen sein musste – zwölf Uhr in der Antarktis –, und wenn es je einen Moment der Wahrheit gegeben hatte, war es dieser.
    Der Himmel stand in Flammen. Die Spinne erstarrte. Wir blieben nicht stehen. Es dauerte keine Minute, bis wir den Haupteingang erreichten, wo die Tür in Trümmern lag, das Mauerwerk verkohlt war und immer noch kleine Rauchfahnen aufstiegen. Einen kurzen Moment lang war ich direkt neben Jamie, so dicht, dass sich unsere Schultern berührten und ich mitbekam, wie er sich umschaute und die Flammen sein Gesicht in ein rotes Licht tauchten. Ich hatte ihn noch nie so verzweifelt erlebt.
    „Was ist?“, fragte ich.
    „Matt“, antwortete er. Nur dieses eine Wort, aber es reichte aus, um mich erkennen zu lassen, dass etwas Schlimmes passiert war.
    Und dann waren wir in der Kirche. Sie war riesig, bestimmt fünf Mal so groß wie St. Botolph’s in meinem Dorf, aber auch viel deprimierender, denn die meisten Buntglasfenster waren eingeschlagen, überall lag Gerümpel herum, die Kirchenbänke waren nur noch Kleinholz und die meisten fehlten ganz – vermutlich hatten sie als Feuerholz gedient. Gigantische Pfeiler stützten die Decke und an den Seiten des Mittelschiffs waren Kapellen. Alles war sehr düster.
    Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ein Teil von mir war froh, dass wir es geschafft hatten, dass wir hergekommen waren und uns jetzt niemand mehr daran hindern konnte, die Tür zu finden. Schon bald würden Jamie und der Reisende auf der anderen Seite sein – und auf einer weiteren Reise. Wahrscheinlich hätte mich das freuen sollen. Aber das tat es nicht. Ich würde Jamie nie wiedersehen und ohne ihn hatte ich hier keine Daseinsberechtigung. Was sollte aus mir werden? Vermutlich würde der Nexus für mich sorgen. Und wenn Jamie den Kampf gegen die Alten gewann, würde er vielleicht in unser Dorf zurückkommen oder eines, das ihm ähnelte. Aber George war tot. Rita und John waren tot. So ziemlich jeder, den ich kannte, war tot. Und dazu kam noch, dass die Welt in Flammen stand. Ich saß in einer zerstörten Stadt fest. Es gab keinen Weg zurück.
    Blake, Simon, Ryan und Amir waren vor uns ausgeschwärmt. Ich hatte meine Waffe in der Hand

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