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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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gestern schon zu Jamie sagte, lagen diese Kanäle seit langer Zeit im Verborgenen. Sie sind in Vergessenheit geraten, und das schon vor zehn Jahren. Das Gute ist, dass die Polizei keine Ahnung hat, dass wir mit einem Boot unterwegs sind – wenn sie es wüsste, wäre sie längst hinter uns her.“
    „Und was ist das Schlechte?“, fragte ich.
    „Dass wir drei Tage brauchen werden, um dorthin zu kommen. Drei Tage und drei Nächte, in denen wir ohne Pausen durchfahren müssen. Wir werden uns am Steuer abwechseln. Du hast letzte Nacht schon gute Arbeit geleistet, Holly. Als Erstes müssen wir vom Fluss in das Kanalsystem gelangen. Bis zur Four Ways Schleuse ist es noch etwa eine Meile.“
    „Woher wissen Sie das?“, fragte ich.
    „Ich bin vor sieben Jahren auf dieser Strecke hergekommen. Natürlich sah da noch alles ganz anders aus. Es gab zwar schon Probleme, aber es wurde schnell schlimmer, als die Vorräte schwanden und das Saatgut nicht mehr keimte. Vielleicht ist die Schleuse zerstört worden. Es ist möglich, dass sie nicht mehr funktioniert. Wenn das der Fall ist, müssen wir das Boot zurücklassen und zu Fuß weitergehen.“
    Er griff unter den Tisch und förderte zwei Waffen -schwere Pistolen – zutage, die er mit einem Rums auf den Tisch legte. Sie sahen neben den Tellern mit dem Essen vollkommen abwegig aus. Eine war für Jamie, die andere für mich.
    „Wir können nicht zulassen, dass uns jemand aufhält“, fuhr der Reisende fort. „Wenn jemand das Boot fahren sieht oder den Motor hört, weiß er, dass wir Treibstoff haben. Es gab Zeiten, da hätten die Menschen uns geholfen. Aber das ist jetzt vorbei. Wir müssen davon ausgehen, dass jeder unser Feind ist und uns für das töten würde, was wir haben. Wenn ich euch also sage, dass ihr schießen sollt, dann zögert nicht. Holly, du weißt, dass ich dich zurücklassen wollte, und dafür werde ich mich nicht entschuldigen. Mein Job ist es, Jamie nach London zu bringen, und das ist alles, worauf es ankommt.“
    Daran hatte er schon in der vergangenen Nacht keinen Zweifel gelassen. Ich erinnerte mich gut daran, wie er mich angesehen und mir gesagt hatte, dass ich mir ein Versteck suchen sollte, während im Dorf die Polizisten Amok liefen und jeden umbrachten, den sie erwischen konnten. Und ich sollte mich verstecken, bis jemand kam, der mir den Kopf abschlug oder mich in Brand steckte. Das zeigte wohl ganz deutlich, wie viel ich ihm bedeutete.
    „Was ist unser Ziel in London?“, fragte Jamie.
    Das wollte ich auch wissen. Ich hatte die Hauptstadt schon immer sehen wollen, fürchtete mich aber auch ein wenig davor. Miss Keyland hatte gelegentlich von London erzählt. Sie hatte uns Bilder von roten Bussen, dem Piccadilly Circus und dem Parlamentsgebäude gezeigt. Wir alle wussten Bescheid über den neunten Mai, den Tag der Terroranschläge. Aber sie hatte nie über die Auswirkungen gesprochen. Es war mir vorgekommen, als sollten wir nicht wissen, was übrig geblieben war.
    „Das siehst du schon, wenn wir da sind“, antwortete der Reisende. „Erwarte nicht, dass ich darüber rede.“
    „St. Meredith’s ist umstellt“, sagte Jamie. „Und die Tür funktioniert nicht.“
    „Woher weißt du das?“
    „Matt hat es mir gesagt. Kann der Nexus mich dorthin bringen?“
    „Ja.“
    „Gut. Aber ich entscheide, wann es losgeht.“
    Der Reisende betrachtete Jamie missmutig. „Und woher willst du wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist?“
    „Ich werde es merken.“
    Der Reisende wollte weiterdiskutieren, ließ es dann aber bleiben. „Also gut. Du bist der Boss.“
    War er das? Ich war mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, wer das Kommando hatte. Es war das Boot des Reisenden und bisher hatte er alle Ansagen gemacht. Er entschied, wo wir anhielten, und sogar, was es zu essen gab. Aber da war auch etwas mit Jamie geschehen, das mir bisher nicht aufgefallen war. Irgendwie wirkte er jetzt stärker. Der Reisende war bestimmt doppelt so schwer und sicher auch doppelt so alt. Aber er war nur wegen Jamie hier. Das waren wir beide. Er und die Torhüter … sie waren alles, was zählte.
    Wir räumten den Tisch ab und brachen wieder auf. Der Reisende drehte den Zündschlüssel und der Motor der Lady Jane sprang sofort an. Er musste ihn in den letzten Jahren gut gewartet haben. Jamie und ich lösten die Taue. Wir mussten das Boot von der Brückenwand abstoßen und dann wieder an Bord springen, ohne in den Fluss zu fallen – was schwieriger war, als es sich anhört,

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