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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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fahren“, murmelte der Reisende.
    Ich schätzte, dass die Wolke aus Fliegensoldaten noch rund fünfhundert Meter von uns entfernt war -doch sie kam schnell näher. Suchten die nach uns oder waren sie auf dem Weg in unser Dorf? Hatten sie Ohren? Konnten sie uns hören? Plötzlich kam es mir vor, als wäre der Motor der Lady Jane viel zu laut. In dieser leeren platten Landschaft hörte man ihn bestimmt bis zum Horizont und der rot-grüne Anstrich schrie einfach nur: Hier bin ich! Wieso war der Reisende nie auf die Idee gekommen, dem Boot einen Tarnanstrich zu verpassen?
    Wir bewegten uns immer noch qualvoll langsam. Die Fliegen hatten sich inzwischen ausgebreitet und schienen den ganzen Himmel einzunehmen. Der Reisende umklammerte mit versteinerter Miene das Steuer. Mit Jamie an meiner Seite widerstand ich der Versuchung, in die Kajüte zu flüchten und mich zu verstecken, obwohl wir drei auf der Steuerplattform am Heck des Bootes perfekte Ziele abgaben. Ich starrte in die Schleuse. Ihre hohen Wände würden uns einschließen, uns verbergen, uns schützen … wenn wir sie rechtzeitig erreichten. Aus der Fliegenwolke war jetzt ein Pfeil geworden. In wenigen Sekunden würde sie direkt über uns sein.
    Der Reisende drehte das Steuerrad. Die Lady Jane wendete und fuhr in die Schleuse. Plötzlich befanden sich auf beiden Seiten hohe, schleimige Wände. Ich konnte den feuchten Moder riechen. Vor uns plätscherte Wasser durch den Schlitz, wo die Tore aufeinandertrafen. Ich hörte den Motor aufröhren und erkannte, dass der Reisende den Rückwärtsgang eingelegt hatte. Wir waren trotzdem noch zu schnell. Es gab ein lautes Krachen und mich riss es fast von den Füßen, als das Boot gegen das Tor donnerte. Ohne dass man es ihm sagen musste, griff Jamie nach dem Zündschlüssel und stellte den Motor ab.
    Es kam mir vor, als steckten wir in einem übergroßen Grab. Rund um uns herum tröpfelte und plätscherte es. Die Wände aus dunklen Steinen ragten neun oder zehn Meter hoch auf und ich war überzeugt, dass sie uns vor allem beschützen würden … vorausgesetzt, es kam uns nicht zu nahe. Niemand sagte etwas, nicht einmal ein Flüstern. Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich wusste, dass dies eine andere Art der Angst war, als ich sie jemals zuvor empfunden hatte. Es war etwas in meine Welt eingedrungen, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Ich holte tief Luft und schaute auf. Der kleine Ausschnitt vom Himmel, den ich sehen konnte, war leer. Anscheinend waren die Fliegensoldaten in eine andere Richtung davongeflogen. Wir waren unentdeckt geblieben.
    Ein paar Minuten rührte sich keiner von uns. Dann stieg Jamie aufs Dach und von dort aus auf eine Leiter, die in die Schleusenwand eingelassen war. Ich folgte ihm. Wir mussten die Tore hinter uns schließen, die Schleuse voll Wasser laufen lassen und dann das vordere Tor öffnen. Ich sah zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren, und stellte fest, dass die Fliegenwolke schon fast einen Kilometer weit weg war.
    „Das war knapp“, sagte ich.
    Jamie nickte. „Die kommen wieder.“
    Und London war noch so weit weg.

7
     
    WILLKOMMEN IN LITTLE MOULSFORD
     
     
    Es gab keine Möglichkeit, dem Dorf auszuweichen. Das Schild stand direkt am Kanal und wir konnten die Häuser dahinter deutlich erkennen. Sie waren malerisch um einen Dorfanger angeordnet, dessen Rasen so perfekt gepflegt war, dass er schon unecht wirkte. Auch die Häuser waren hübsch. Würde man sie einschrumpfen, hätten sie super in den Katalog mit teurem Spielzeug gepasst, den ich mal gesehen hatte. Sie waren pink und fliederfarben und lila und hatten putzige Namen wie Bide A While und Well Barn. Außerdem gab es einen kleinen Antiquitätenladen, ein Gasthaus und eine entzückende kleine Kirche, ganz anders als die, die ich gewohnt war, aber dennoch in jeder Hinsicht makellos, mit heilen Buntglasfenstern und leuchtend sauberem Mauerwerk. Beim Anblick dieser hübschen kleinen Kirche konnte man sich gut den Vikar vorstellen, wie er wohlwollend auf die Gemeinde hinablächelte. Sicher begrüßte er sonntags jeden persönlich und kannte natürlich alle Namen. Es half, dass es ein schöner Tag war. Wir waren am Nachmittag angekommen und es war wie üblich bewölkt, aber die Sonne gab ihr Bestes, um durch die Wolken zu brechen, und es wehte eine warme Brise.
    Dem Reisenden gefiel es gar nicht. Wir waren noch vierzig oder fünfzig Kilometer von London entfernt und einen Anblick wie diesen hatte er nicht

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