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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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hinzusehen“, riet er mir.
    Natürlich machte mich das noch neugieriger, und als wir vorbeigingen, spähte ich durch die Fenster, weil ich wissen musste, was es in der Reflexion der Lichtkegel zu sehen gab. Ich wünschte, ich hätte es gelassen. Die U-Bahn war voller Leichen. Sie mussten ohne die geringste Bewegungsfreiheit Schulter an Schulter gestanden haben, als sie gestorben waren. Es war unmöglich festzustellen, was sie umgebracht hatte. Die Körper waren schon teilweise verrottet. Ich konnte nicht vermeiden, leere starrende Augenhöhlen und grinsende Zähne zu sehen, wo die Wangen abgefallen waren. Die Leichen waren in Fetzen gehüllt, die Überreste von Kleidern und Anzügen. Ohne sie wäre es unmöglich gewesen, Männer und Frauen zu unterscheiden. Ich glaube, das Schrecklichste war, dass so viele von ihnen noch standen und dass das, was von ihren Händen und Armen noch übrig war, in den Schlaufen hing, die von der Decke herunterbaumelten. Der Tod musste sie getroffen haben wie ein Sturm, der durch den U-Bahn-Tunnel gefegt war. Einige saßen. Ein paar lagen am Boden. Aber den Rest hatte es im Stehen erwischt und sie würden dort stehen bleiben, dicht aneinandergepresst, bis in alle Ewigkeit.
    Ich konnte es nicht erwarten, diesen Anblick hinter mir zu lassen, doch bei meinem Versuch, schneller zu gehen, rannte ich gegen Jamie. Ich konnte kaum etwas sehen. Wir hatten ja nur die beiden Taschenlampen, die uns den Weg wiesen. In meiner Hektik brachte ich uns beinahe beide zu Fall.
    „Tut mir leid“, flüsterte ich.
    „Schon gut“, sagte er. Und dann spürte ich, wie er meine Hand ergriff, nur einen Moment lang. Das kam vollkommen überraschend. Natürlich hatten wir beide ziemlich viel durchgemacht, aber wir hatten uns nie wirklich nahegestanden. Nicht so wie er und sein Bruder. „Ich bin froh, dass du mitgekommen bist“, sagte er.
    „Ehrlich?“
    „Ja.“ Er verstummte einen Moment lang. „Ohne dich wäre ich nie so weit gekommen, Holly“, fuhr er fort. „In deinem Dorf … Es tut mir so leid, was passiert ist. Aber ich bin froh, dass du auf meiner Seite bist.“
    Das war alles. Mehr sagte er nicht. Aber mir bedeutete es sehr viel, und wenn ich heute an Jamie zurückdenke, an das, was aus uns hätte werden können, dann ist dies immer der Augenblick, an den ich mich am liebsten erinnere.
    Wir machten am Bahnhof King’s Cross eine Pause mit Trockenobst, Nüssen und Wasser. Wir saßen auf dem Bahnsteig auf Bänken mit Blick auf die Schienen.
    „Es ist nicht mehr weit“, sagte Will Fletcher. „Vielleicht noch eine halbe Stunde. Seid ihr beide in Ordnung?“
    Wir nickten.
    „Wir müssen uns beeilen, wenn wir an die Oberfläche kommen. Es wird zwar noch dunkel sein, aber das hält sie nicht davon ab, die Straßen zu überwachen. Wir werden direkt in das sichere Haus gehen und dort schlafen. Versucht, draußen nichts anzufassen. Die Kontamination ist zwar nicht mehr so stark wie zu Anfang, aber ihr müsst trotzdem vorsichtig sein.“
    Ich fragte mich, wieso er flüsterte. Wir hatten uns schon auf dem ganzen Weg ungewöhnlich leise vorwärtsbewegt, obwohl wir doch tief unter der Erde und – abgesehen von den Ratten und den Leichen -auch allein waren. Aber nach King’s Cross führte der Tunnel aufwärts und wir landeten ohne Vorwarnung im Freien. Da kein Mond am Himmel stand und es stockdunkel war, hätte ich es vielleicht gar nicht gemerkt, aber die Luft roch anders und ich glaubte, hohe Gebäude um mich herum wahrzunehmen. Links von uns stand eine weitere U-Bahn hinter einem Träger, aber diesmal schaute ich absichtlich nicht hin.
    Dann erreichten wir Farringdon und alles änderte sich. Hier waren Leute auf dem Bahnsteig, lebendige Menschen, die herumschlurften und vor sich hin murmelten. Plötzlich hatten all unsere Begleiter ihre Waffen in der Hand und wir rückten nach allen Richtungen sichernd als Gruppe vor. Die Leute schienen uns aber nichts tun zu wollen. Sie hatten sogar mehr Angst vor uns als wir vor ihnen. Aber es war trotzdem komisch, ihnen zu begegnen, und mir gingen alle möglichen Fragen durch den Kopf. Woher kamen sie? Wie lange waren sie schon hier? Wie hatten sie überleben können?
    Blake oder Ryan richteten die Taschenlampe auf sie und ich konnte einige von ihnen genauer betrachten. Da waren ein Mann und eine Frau. Sie waren beide kahlköpfig und fast nackt. Sie war deutlich missgebildet. Eine Hälfte ihres Gesichts schien zu fehlen und die andere war wie eingefroren in einem

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