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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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in eurem Zimmer, wenn ihr wach werdet. Und obwohl ich es vermutlich nicht erwähnen muss – die Toilettenspülung funktioniert nicht. Aber wir haben ein Chemieklo im Keller. Muss einer von euch es benutzen?“
    Zum Glück musste ich nicht. Ich schüttelte den Kopf.
    Amir, Ryan, Blake und Simon verschwanden in dem unteren Zimmer. Will hatte eine eigene Taschenlampe und leuchtete uns den Weg nach oben. Er brachte uns in ein leeres Zimmer, in dem nur zwei Matratzen auf dem Boden lagen. Daneben waren ein paar Decken gestapelt. Jeder von uns nahm sich eine und wir legten uns hin, ohne uns auszuziehen.
    Ich wollte Jamie Gute Nacht sagen. Ich wollte ihm für seine netten Worte im Tunnel danken. Aber ich war schon nach zwei Sekunden eingeschlafen.
    Als das Tageslicht schließlich kam, war es kalt und grau, als hätte die Sonne solche Dinge wie Wärme und Farben längst vergessen. Es bahnte sich seinen Weg in das Zimmer, das einst einem Kind gehört haben musste. Die Tapete war gestreift – gelb und blau –, und obwohl es keinen Strom mehr gab, hing an der Decke ein Lampenschirm in Form eines Teddybären. Auf dem Boden lag ein Teppich und das Zimmer hatte einen Kamin. Bestimmt war es einmal sehr gemütlich gewesen. Aber es machte mich traurig, an das Kind zu denken, das hier geschlafen hatte. Ich fragte mich, was aus ihr oder ihm geworden war, und musste mir eingestehen, dass er oder sie vermutlich nicht mehr am Leben war.
    Jamie war schon wach. Ich hätte gern gewusst, ob er in der Traumwelt gewesen war. Ich wusste, dass er sich nach seinem Bruder Scott sehnte und dass er nur im Schlaf die Chance hatte, ihn zu sehen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es sein musste, im Schlaf jemanden zu treffen, sich mit ihm zu unterhalten und es am nächsten Morgen noch zu wissen. Aber Jamie sagte nichts und im nächsten Moment klopfte bereits der Reisende an die Tür und kam mit seinem Bruder herein.
    „Habt ihr gut geschlafen?“, fragte der Reisende. Wir nickten beide und er fuhr fort: „Letzte Nacht hat uns niemand herkommen sehen, also müssten wir vorläufig sicher sein. Wir sind im Osten Londons. Wollt ihr euch umsehen, bevor wir frühstücken?“
    „Gehen wir raus?“, fragte Jamie.
    „Nicht auf die Straße. Das ist zu gefährlich. Aber wir können aufs Dach gehen.“
    „Es wird wahrscheinlich ein ziemlicher Schock für dich sein, Jamie“, fügte Will hinzu. „Du wirst sehen, dass es jetzt ganz anders aussieht als bei deinem letzten Besuch.“
    „Gehen wir“, sagte Jamie.
    Wir verließen unser Zimmer und gingen einen kurzen Flur entlang. Das Haus musste einmal sehr schön gewesen sein. An einer Wand hing ein antiker Spiegel, an der Decke ein Kronleuchter und auf dem Boden lagen dicke Teppiche. Aber über allem lag ein muffiger Geruch. Auch wenn der Nexus das Haus gelegentlich benutzte, stand es doch schon zu lange leer. Es schien beinahe so, als wüsste es, dass es nicht mehr geliebt wurde.
    Wir stiegen eine weitere Treppe hinauf zu einer Tür, durch die man auf das Flachdach gelangte, das mit Schieferplatten belegt und von einer niedrigen Mauer umgeben war. Neben einer Fernsehantenne standen sogar ein paar Liegestühle, deren Bespannung aber so schimmlig war, dass ich nie riskiert hätte, mich hineinzusetzen. Um nicht entdeckt zu werden, gingen wir nicht hinaus, sondern blieben im Schatten der Tür stehen und sahen uns um.
    London lag vor uns.
    Wir waren nur in der zweiten Etage, aber es fühlte sich höher an. London war überall um uns herum; jedenfalls das, was von der einst so großartigen Stadt noch übrig war. Es war, als würde man sich eine Million übergroßer Streichhölzer ansehen, die jemand aus der Schachtel gekippt hatte. Fast keines der höheren Gebäude war erhalten geblieben … die Metallgerippe der einstigen Büro- und Wohnhäuser ragten rostig und verbogen aus dem Boden auf, als wären sie in dem Durcheinander gewachsen. Ich kannte Fotos von der Stadt … die St. Paul’s Kathedrale, das Millennium Wheel, der British Telecom Tower. Aber all diese Wahrzeichen waren in dem hoffungslosen Chaos versunken, das sich bis zum Horizont erstreckte. Oder nein – hier und dort waren Gebäude stehen geblieben. Ich entdeckte ein Bürogebäude, eine Bank und die U-Bahn-Haltestelle, an der wir in der vergangenen Nacht herausgekommen waren. Da war das gelbe M einer McDonald’s-Filiale. Über die hatte ich auch gelesen.
    Überall waren Fahrzeuge – Autos, Taxis, Lastwagen und Busse … Hunderte von ihnen, die

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