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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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alle verrostet und verbeult waren und von denen viele auf der Seite oder auf dem Dach lagen. Ein ziemlicher Schock? Will hatte nicht einmal ansatzweise in Worte gefasst, was ich empfand. Ich hatte niemals hier gelebt. Ich hatte nicht gewusst, wie es sich anfühlte, ein Londoner zu sein. Aber schon bei dem Gedanken an sie und an das, was sie durchgemacht hatten, wurde mir übel.
    „Da drüben …“ Der Reisende zeigte über eine Seite des Dachs hinweg.
    Dort erhob sich ein einzelnes Gebäude aus dem Schutt, das fast unversehrt geblieben war. Irgendwie erinnerte mich dieser Anblick an ein Schiff, das nach einem furchtbaren Sturm im Hafen festgemacht hatte. Es war eine Kirche, fast so groß wie eine Kathedrale, aus roten Steinen gemauert und mit einem Kirchturm, der aussah, als hätte man ihn nachträglich hinzugefügt, und der etwas schief in den Himmel ragte. Die Fenster hatten nicht überlebt. Ich konnte die eingeschlagenen Überreste der Buntglasfenster deutlich sehen.
    Die Kirche war kaum hundert Meter von uns entfernt.
    St. Meredith’s. Sie musste es sein.
    „Da ist sie“, sagte der Reisende.
    Jamie starrte sie wie weggetreten an. „Die Tür …“
    „Scarlett Adams hat sie benutzt und ist in dem Kloster in der Ukraine wieder herausgekommen. Vielleicht funktioniert sie wieder. Dann kannst du mit ihr an jeden Ort gelangen, an den du willst.“
    Jamie betrachtete immer noch die Kirche. „Da scheint niemand zu sein.“
    „Glaub mir, sie sind da“, versicherte ihm Will. „In der Kirche und in den Ruinen. Sieh doch …!“
    Noch während er sprach, hatte ich es entdeckt. Ich war so geschockt, dass ich beinahe rückwärts die Treppe hinuntergefallen wäre. Dort unten war gerade eine Spinne neben der Kirche zum Vorschein gekommen. Es war ein riesiges, abstoßendes Monster, fast halb so groß wie die Kirche. Besonders ekelhaft waren ihre Augen, die mich an zwei schwarze ölige Seen erinnerten. Aus ihrem Kopf ragten zwei Tentakel-Dinger, die zuckend in der Luft herumfuhren. Ich konnte jedes Haar am Körper und an den Beinen dieses Monsters sehen. Und obwohl die Spinne so riesig war, huschte sie erstaunlich leichtfüßig über die Schutthalden. Wenn ich behaupte, dass sie aussah wie etwas, das meinen schlimmsten Albträumen entsprungen war, ist das gelogen. So schlimme Albträume hatte ich nie.
    Ich spürte Jamie neben mir. Sein ganzer Körper war wie erstarrt. Aber was er dann sagte, verblüffte mich. „Die Spinne kenne ich schon.“
    „Woher?“ Ich hatte jede Kontrolle über mich verloren. Meine Stimme war eine Mischung aus einem Kreischen und einem Flüstern.
    „Ich bin ihr vor langer Zeit begegnet. Bei der ersten Schlacht. Der Spinne. Dem Affen. Dem Kondor. Sie waren alle dabei. Sie gehören den Alten.“
    „Du siehst also, womit wir es zu tun haben“, murmelte Will.
    „Wie lange können wir hierbleiben?“
    „Drei oder vier Tage. Nicht länger. Das ist zu gefährlich … Und wenn wir zu lange bleiben, werden wir krank.“
    „Matt hat gesagt, dass er mir ein Zeichen gibt. Wir müssen darauf warten. Dann gehen wir rein.“
    „Nun, ich hoffe, sein Zeichen kommt bald, Jamie. Höchstens vier Tage. Dann müssen wir von hier verschwinden.“
    „Ihr verschwindet. Ich bleibe.“
    Die Brüder tauschten einen Blick, aber es gab eigentlich nichts zu sagen. Die Spinne war hinter die Kirche gehuscht. Ich hatte genug gesehen. Ich wankte zurück ins Haus. Mir war schlecht und das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich war froh, als die Männer hinter uns die Tür schlossen.

DER GUTE PRIESTER

11
     
     
    Pedro hustete Wasser, literweise Wasser. Es sprudelte aus seinem Mund und lief ihm übers Kinn und bei dem Versuch, auch den Rest loszuwerden, fühlte es sich an, als würde seine Lunge platzen. Er schlug die Augen auf, doch zunächst war alles verschwommen. Als er schließlich wieder scharf sehen konnte, erkannte er, dass sich ein dunkelhaariger Mann mit Bart über ihn beugte. Gleichzeitig spürte er die Hände des Mannes, die sich in seinen Bauch pressten, und mit einem Stöhnen brach er etwas aus, das sich anfühlte wie noch ein paar Liter Wasser.
    Er lag auf dem Rücken an Deck der Medusa. Das Boot war nicht gekentert. Und er lebte noch. Er hatte keine Ahnung, welche dieser beiden Tatsachen ihn mehr verblüffte. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war ein brüllender donnernder Berg aus Wasser, der über ihn hereingebrochen war und ihn von den Füßen gerissen hatte. Der Vulkanausbruch hatte einen Tsunami

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