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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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verursacht und bei ihrem Versuch, aus dem Hafen von Neapel zu entkommen, waren sie schnurstracks hineingefahren. Das Boot hätte in Stücke gerissen werden oder zumindest kentern müssen. Aber der Motor lief noch. Pedro konnte die Vibrationen unter sich spüren. Sie fuhren sogar recht schnell, sausten förmlich über die Wellen. Irgendwie hatten sie überlebt.
    Der Mann – Pedro fiel wieder ein, dass sein Name Angelo war – rief etwas auf Italienisch und plötzlich war er von den anderen Besatzungsmitgliedern umringt, die ihn angrinsten und ihm auf die Schulter klopften. Unter ihnen war auch Giovanni, triefend nass und leichenblass, aber trotzdem lächelnd.
    „Was ist passiert?“, fragte Pedro, doch obwohl er die Worte aussprach, kam kein Ton heraus. Seine Kehle brannte vom Salzwasser, und da er Spanisch gesprochen hatte, hätten ihn die anderen ohnehin nicht verstanden. Angelo sagte etwas und einer der anderen Männer kniete sich neben ihn.
    „Sprichst du Englisch?“, fragte er.
    „Ja.“ Pedro nickte.
    „Mein Name ist Emmanuel.“ Er war jung, vielleicht neunzehn oder zwanzig, hatte zerzauste blonde Haare und blaue Augen. Er sah nicht aus wie ein Italiener und sprach perfektes akzentfreies Englisch. Er trug Jeans und einen grob gestrickten Pullover, der so durchnässt war, dass er jede Form verloren hatte. „Du hast Glück, noch am Leben zu sein“, sagte er. „Angelo hat das Boot durch die Welle gesteuert. Er hat sie direkt getroffen und konnte so über ihren Kamm hinwegsteigen. Das war unsere einzige Chance. Andernfalls wären wir alle draufgegangen. Aber du wurdest über Bord gespült, und wenn du dich nicht am Seil festgemacht hättest, wäre das dein Ende gewesen. Wir konnten dich wieder an Bord ziehen … aber erst, nachdem du versucht hattest, den ganzen Ozean zu schlucken. Einen Moment lang dachten wir, du wärst ertrunken. Aber jetzt bist du wieder in Ordnung.“
    „Wo sind wir?“, fragte Pedro. Diesmal gehorchte ihm seine Stimme.
    „Etwa einen Kilometer weit draußen und wir folgen der Küste.“
    „Der Vulkan …?“
    Pedro ließ sich von Emmanuel auf die Beine helfen. Die Medusa schien den Tsunami unbeschadet überstanden zu haben. Überall an Deck schwappte Wasser herum und die Lenzpumpen waren bereits in Betrieb, um die Kabine leer zu pumpen. Die Besatzung – außer Pedro und Giovanni waren drei Mann an Bord – war nass und erschöpft. Aber zumindest hatte sich das Meer halbwegs beruhigt.
    Pedro schaute zurück zum Festland und suchte nach dem Hafen, den sie gerade hinter sich gelassen hatten. Er konnte ihn nicht entdecken. Die gesamte Küste war in undurchdringlichen Qualm gehüllt. Die Wellen rollten in ihn hinein und verschwanden einfach. Das Meer, das Land und der Himmel waren miteinander verschmolzen. Aber der Vesuv machte sich immer noch bemerkbar – sein höllisches rotes Glühen tauchte jedes Mal kurz auf, wenn sich die Wolken einen Moment lang lichteten. Geschosse aus Lava regneten auf die brennende Stadt herab, aber auch sie waren im dichten Rauch nur vage auszumachen.
    Pedro stand an Deck, beobachtete alles und war am Ende seiner Kräfte. Hätte er sich den Weltuntergang vorstellen müssen, hätte er wohl ganz ähnlich ausgesehen: das tote Meer und das sterbende Land. Plötzlich fühlte er sich furchtbar einsam, weit weg von zu Hause, getrennt von den anderen Torhütern. Er kannte Giovanni, Angelo und die anderen kaum. Er sprach nicht einmal ihre Sprache. Sein gebrochener Finger pochte schmerzhaft. Sein Magen war leer. Er dachte daran, wie er Matt in Lima das erste Mal begegnet war – und versucht hatte, seine Uhr zu stehlen. Inzwischen wünschte er sich, damals anders entschieden zu haben. Er hätte einfach weggehen sollen. Aber wie hätte er wissen sollen, dass ihre Begegnung ihn eines Tages hierher führen würde?
    Angelo und Emmanuel sprachen eine Weile miteinander. Dann wandte sich Emmanuel wieder an Pedro.
    „Wir wissen, wer du bist“, sagte er. „Wir wissen, dass du wichtig bist. Giovannis Onkel Francesco Amati hat uns von dir erzählt. Unsere Aufgabe ist es, dich nach Rom zu Carla Rivera zu bringen. Ich weiß, wo sie zu finden ist, und werde dich und Giovanni begleiten, weil die anderen nur Italienisch sprechen.“
    „Wieso sprechen Sie so gut Englisch?“
    „Mein Vater war Engländer. Wir erreichen Anzio in sechs oder sieben Stunden. Von dort aus nehmen wir den Zug nach Rom. Du solltest versuchen, ein bisschen zu schlafen, auch wenn es nicht einfach ist. Wir

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