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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Küste verschont. Die Stadt mit den dicht an dicht stehenden vier- und fünfstöckigen Häusern, viele von ihnen direkt am Wasser, wirkte unberührt.
    Angelo steuerte geschickt zwischen zwei Fischkuttern durch, die so mit Passagieren überladen waren, dass ihre Bordwände kaum über die Wasseroberfläche ragten, und sie fanden sogar einen Platz zum Anlegen. Pedro beobachtete Horden von Leuten, die auf den Straßen aufeinander losgingen, weil sie sich gegenseitig in ihrem Fortkommen behinderten. Viele von ihnen schleppten riesige Bündel oder Koffer mit sich. Der Himmel war grau und bewölkt und selbst hier roch es verbrannt.
    Emmanuel kam zu Pedro. „Jetzt musst du dich von Giovanni verabschieden“, sagte er. „Er wird auf der Medusa bleiben.“ Bevor Pedro protestieren konnte, fuhr er fort: „Du brauchst einen Ausweis, um nach Rom zu fahren, und er gibt dir seinen. Ihr seht euch zwar nicht besonders ähnlich, aber ihr seid im selben Alter, und weil du noch so jung bist, hoffe ich, dass niemand allzu genau hinsieht. Ich begleite dich zum Haus von Carla Rivera und sorge dafür, dass du sicher dort ankommst. Danach werde ich ebenfalls hierher zurückkehren.“
    „Wohin werden Sie gehen?“, fragte Pedro.
    „Wir haben Freunde im Norden, in den Bergen in der Nähe von Spoleto. Wir sind sicherer, wenn wir zusammenbleiben, und sie werden uns dort aufnehmen. Wir machen genau das, was Francesco Amati uns gesagt hat. Verabschiede dich schnell. Der Zug fährt bald und wir wollen ihn nicht verpassen.“
    Pedro kannte Giovanni kaum. Da sie nicht dieselbe Sprache sprachen, hatten sie keine Freunde werden können. Aber Pedro umarmte den Jungen dennoch und es tat ihm ehrlich leid, dass sich ihre Wege nun trennen mussten. Giovanni nickte und versuchte zu lächeln, aber er war eindeutig genauso durchgefroren, nass und erschöpft wie Pedro.
    „Buona fortuna!“, sagte er.
    „Viel Glück.“ Pedro erwiderte das Lächeln. Und dann sprangen er und Emmanuel von Bord und machten sich hastig auf den Weg landeinwärts.
    Schon bald stießen sie auf Menschenmassen, die die Riviera Zanardelli verstopften, eine breite Straße, die parallel zum Hafen durch die ganze Stadt führte. Anzio war ein hübsches Städtchen mit offenen Plätzen, Brunnen und Palmen – aber für einen solchen Ansturm war es nicht gebaut worden. Es gab hier Cafés und Restaurants, die jetzt alle geschlossen waren. Die Gitter waren heruntergelassen, die Terrassen leer und die Markisen eingerollt. Pedro fielen die vielen verschiedenen Sprachen auf. Es waren nicht nur Italiener mit den Booten angekommen. Diese Leute stammten aus ganz Europa, vielleicht sogar aus Afrika. Auch hier wimmelte es von Polizisten, die Befehle brüllten und gelegentlich jemanden aus der Menge zogen, ohne Grund auf ihn einschlugen und ihn in der Gosse liegen ließen.
    Irgendwie kämpften Pedro und Emmanuel sich durch. Der Bahnhof von Anzio war genauso überfüllt; jeder Zentimeter des Bahnsteigs voll von Menschen, Gepäck und sogar Tieren – Hühnern in Käfigen und Schafen. Der Anblick erinnerte Pedro an einen Kriegsfilm. Manchmal hatte er sich in Lima in ein Kino geschlichen und einen amerikanischen Film angesehen, bis man ihn entdeckte und hinauswarf. Der Soldat James Ryan, Pearl Harbor, Schindlers Liste … Abgesehen von den modernen Kleidern konnte alles, was er hier sah, ebenso gut ein Rückblick auf den Zweiten Weltkrieg sein. Sogar die Beleuchtung trug das Ihre dazu bei und ließ alles in Schwarz-Weiß erscheinen. Im Bahnhof wartete ein Zug mit uniformierten Wachen an jeder Tür.
    „Gib mir deinen Ausweis“, sagte Emmanuel. Pedro gehorchte. „Ich brauche ihn, um Fahrkarten zu kaufen. Warte hier auf mich. Es wird nicht lange dauern.“
    Pedro tat, was ihm gesagt wurde. Emmanuel drängte sich durch die Menschenmassen bis zum Fahrkartenschalter durch und kam ein paar Minuten später mit den Fahrkarten zurück. Pedro wunderte sich, wie schnell das gegangen war, aber andererseits schien der Großteil der Menschen nirgendwo hinzugehen. Vielleicht konnten sie sich keine Bahnfahrt leisten.
    Sie wählten den Waggon, an dem am meisten los war, denn dort hatte der müde Wachmann längst vor dem Ansturm der Reisenden kapituliert. Wie Emmanuel vermutet hatte, warf er kaum einen Blick auf ihre Ausweise und ließ sie einsteigen.
    Fast sofort setzte sich der Zug in Bewegung und wurde allmählich schneller. Sie waren auf dem Weg nach Rom und dieser Gedanke überwältigte Pedro. Er war noch nie in

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