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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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hielt; dem Geruch nach war es irgendein Kräutertee. Er trug einen dunklen Anzug und ein schwarzes Hemd mit einem Priesterkragen – Carla hatte Pedro bereits gesagt, dass ihr Sohn Priester war. Er hatte dichtes, gewelltes Haar, das aber schon grau wurde. Er wirkte müde und bedrückt und hatte die Augen eines Mannes, der zu viel nachdenkt und nie zu einem erfreulichen Schluss kommt. Die beiden sahen sich überhaupt nicht ähnlich, fand Pedro. Es gab nichts, nicht einmal die Art, wie sie dasaßen, die darauf schließen ließ, dass sie Mutter und Sohn waren.
    „Guten Abend, Pedro“, sagte der Mann. Auch er sprach Spanisch.
    „Guten Abend, Signor.“
    „Bitte setz dich zu mir. Und du kannst mich Silvio nennen. Möchtest du Tee?“
    „Ja, bitte.“
    Silvio nickte seiner Mutter zu und Carla ging zum Kessel. „Du fragst dich vielleicht, wieso wir deine Sprache sprechen“, fuhr er fort. „Meine Mutter und ich haben viele Jahre in Barcelona gelebt, wo ich in der Kathedrale vom Heiligen Kreuz und der Heiligen Eulalie Chorleiter war. Deswegen sprechen wir beide fließend Spanisch. Aber du kommst nicht aus Spanien, oder …?“
    „Ich komme aus Lima.“
    „Wann bist du nach Italien gekommen?“
    „Vor ein paar Wochen.“
    Der Priester nickte kaum merklich, als hätte Pedro ihm gerade eine Lüge aufgetischt und als wüsste er genau, dass es eine Lüge war, wäre aber dennoch bereit, sie zu akzeptieren. „Du bist geflogen?“
    Es hatte keinen Sinn zu lügen. Diesen Entschluss fasste Pedro schon bei den nächsten Worten. „Nein. Ich war in Hongkong. Ich kam durch eine Tür. Sie hat mich zu einer Kirche geführt, doch ich weiß nicht, wo sie ist. Dort wurde ich gefangen genommen und in einem Ort namens Castel Nuovo in Neapel eingesperrt.“ Von Scott erzählte er nichts. Er wollte nicht an ihn denken.
    „Das hat mir Emmanuel erzählt“, murmelte Carla. Sie hatte einen zweiten Becher Tee aufgegossen und stellte ihn vor Pedro auf den Tisch.
    Der Priester nickte wieder, doch jetzt hatte er eine Falte der Verärgerung auf der Stirn. „Willst du damit sagen, Pedro, dass du in einer Stadt durch eine Tür gegangen bist und durch eine andere wieder herauskamst?“
    „Ja.“
    „Du weißt, dass das, was du mir da erzählst, unmöglich ist?“
    „Ich beantworte Ihre Fragen, Signor Rivera. Ich erzähle Ihnen nur, was geschehen ist.“
    „Beschreibe die Tür.“
    „Das kann ich nicht. Ich habe sie nur einen Moment gesehen. Da war ein Taifun in Hongkong. Der Tempel wurde zerstört …“
    „Die Tür war in einem Tempel?“
    „Alle Türen sind an heiligen Orten. Da war auch eine in Coricancha, einer heiligen Stätte der Inka in Cuzco.“
    „Es gibt keine Inka mehr, mein Kind. Und als es sie noch gab, hatten sie keine wahre Religion. Sie waren Heiden.“
    Pedro wusste sehr wohl, dass die Nachfahren der Inka bis ins einundzwanzigste Jahrhundert überlebt hatten. Er war einer von ihnen. Und was ihre Religion betraf, so hatte er selbst einen ihrer heiligsten Gegenstände gesehen, eine goldene Scheibe mit dem Porträt von Manco Cãpac, dem Sohn des Sonnengottes Inti. Dieses Porträt, das man ihm gezeigt hatte, sah seinem eigenen Gesicht verblüffend ähnlich. Trotzdem hielt er es für besser, dem Priester nicht zu widersprechen. „Die Türen sehen alle gleich aus“, fuhr er fort. „Sie sind ziemlich klein und aus Holz.“ Pedro dachte einen Moment lang nach und ihm fiel noch etwas ein. „Es ist ein Stern auf jeder von ihnen. Ein fünfzackiger Stern.“
    Die Frau sah ihren Sohn ganz aufgeregt an und begann, hektisch auf Italienisch mit ihm zu reden. Er hörte ihr eine Weile zu und hob dann die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Es kam Pedro irgendwie merkwürdig vor, dass sie das tat, was der Sohn ihr befahl – eigentlich hätte es andersherum sein müssen.
    Silvio wandte sich wieder an Pedro. „Ich werde dir sagen, was ich weiß“, begann er. „Ich weiß, wer du bist. Ich habe einige Seiten des Tagebuchs von Joseph von Córdoba gelesen. Vor vielen Jahren wurde eine Kopie davon angefertigt, die im Vatikan eingeschlossen ist. Es ist ein verbotener Text – aus gutem Grund. Was dieser Mann schreibt, ist unmöglich. Es ist Blasphemie. Er schreibt über die Alten. Das ist der Name, den er den Kreaturen – wie sollen wir sie nennen, Dämonen? – gegeben hat, die angeblich in unsere Welt gekommen sind, um sie zu zerstören.“
    „Sie sind hier“, versicherte ihm Pedro.
    „Das bezweifle ich.“
    Pedro sah den Priester

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