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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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sein.“
    „Pass auf dich auf, Pedro.“ Carla drückte ihn noch einmal. „Vielleicht sehen wir uns eines Tages in glücklicheren Zeiten wieder.“
    Sie öffnete den beiden die Tür und sie verließen das Haus. Silvio blieb kurz bei seiner Mutter stehen und küsste sie sanft auf die Wange. „Warte nicht auf mich“, sagte er auf Italienisch zu ihr.
    „Natürlich warte ich auf dich. Ich werde erst schlafen können, wenn du zu Hause bist. Kümmere dich gut um Pedro.“
    Der Priester trug einen dunklen Mantel über seinem Anzug, und als er durch den Garten hastete, schien er förmlich von der Dunkelheit verschluckt zu werden. Er und Pedro verließen das Grundstück durch das Tor neben dem Brunnen und traten hinaus auf die Straße. Schon bei Pedros Ankunft war dieser Stadtteil sehr ruhig gewesen, doch jetzt war er fast vollkommen menschenleer. Ein einzelner Mann, der zu viele Sachen übereinander trug, stöberte hoffnungsvoll in Mülltonnen herum. Im Eingangsbereich eines Wohnblocks lag eine Familie eng beieinander und schlief. Davon abgesehen begegneten sie auf dem Weg zum Petersplatz keiner Menschenseele.
    Ihr Ziel war jedoch nicht die Kirche, obwohl der Petersdom zum Vatikan gehörte. Der Vatikan war ein großer, von einer Mauer umgebener Stadtstaat mitten in Rom, der seine eigene Polizei und eine eigene Regierung hatte. Dort gab es Kirchen, Museen, Bürogebäude und die Residenzen der Würdenträger inmitten wundervoller Landschaftsgärten. Silvio Rivera hätte hinter dieser Mauer leben können, doch er zog es vor, bei seiner Mutter und seiner Schwester zu wohnen. Allerdings lag diese Wohnung nur zehn Minuten von dem Eingang entfernt, den er jeden Tag benutzte – ein bogenförmiges Tor mit einem kleinen Wachhäuschen. Besetzt war es mit zwei Männern in den verrücktesten Uniformen, die Pedro jemals gesehen hatte: orange und blau gestreifte Jacken und Hosen, die an den Knöcheln eng saßen, sich aber um die Beine bauschten, dazu schwarze Barette und rote Aufschläge an den Ärmeln und den Manschetten.
    „Das ist die Schweizergarde“, erklärte Silvio. „Ihre Aufgabe ist es, den Heiligen Vater zu schützen. Sag kein Wort, auch dann nicht, wenn sie dich direkt ansprechen. Ich werde ihnen sagen, dass du mein Mündel bist, und hoffe, dass sie uns passieren lassen.“
    Als sie sich den Wachen näherten, holte Silvio einen Ausweis mit seinem Foto und einer Identifikationsnummer heraus. Es war fast halb ein Uhr nachts, aber er ging so selbstsicher auf die Wachen zu, als befände er sich auf dem Weg zur Arbeit wie sonst auch. Doch die Schweizergarde war misstrauisch. Trotz ihrer merkwürdigen Kostümierung waren sie eine harte, disziplinierte Truppe. Einer von ihnen untersuchte den Ausweis ganz genau, während der andere eine Reihe von Fragen abfeuerte, die Silvio vollkommen gelassen beantwortete. Dann sah sich der Wachmann Pedro genauer an. Er fragte ihn etwas, aber Pedro sagte kein Wort, wie Silvio es ihm eingeschärft hatte. Silvio antwortete mit einem Schwall italienischer Worte, deutete mit einer Hand auf Pedro und legte die andere wie zufällig auf seine Schulter. Schließlich gaben sich die Wachen mit seinen Erklärungen zufrieden. Er bekam seinen Ausweis zurück und die beiden durften passieren.
    Pedro wartete, bis sie außer Hörweite waren. „Was haben Sie denen erzählt?“, fragte er.
    „Ich habe behauptet, dass du im Chor singst, morgen bei der Messe ein Solo vortragen sollst und deinen Text vergessen hast. Ich habe gesagt, dass ich mit dir üben würde.“
    „Nach Mitternacht?“
    „Es kommt öfter vor, dass Chorleiter zu ungewöhnlichen Zeiten mit Jungen auftauchen. Die Messe muss schließlich perfekt sein.“
    Es war zu dunkel, um viel zu sehen. Pedro konnte den weitläufigen Garten, durch den sie gingen, nur erahnen. Er hörte Wasser plätschern und konnte frisch gemähtes Gras riechen. Auch wenn der Rest von Rom überfüllt und schmutzig war, musste dieser Garten wunderschön sein – schade, dass er ihn nicht sehen konnte. Vor ihnen tauchte ein Gebäude aus der Dunkelheit auf, sehr hübsch und massiv. Es sah aus wie ein Ort, an dem ein Chor proben könnte, wie eine Mischung aus einer Schule und einem Museum. Zehn weiße Marmorstufen führten zum Hauptportal hinauf, aber Silvio schlug einen anderen Weg ein und schloss eine Hintertür auf.
    Vor ihnen erstreckte sich ein langer, matt erleuchteter Flur. Pedro spürte sofort, dass das Gebäude leer war. Außer ihren eigenen Schritten auf dem

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