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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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irgendeinem Grund zogen sich die Horden der Alten zurück. Vor ihnen war eine schwarze Linie aufgetaucht, die sie aufhielt wie eine unsichtbare Barriere. Sie wurden langsamer und wagten nicht, sie zu überqueren.
    Cain hob das Fernglas an die Augen und starrte ungläubig hindurch. In der Eisfläche war ein Riss erschienen, der durch die ganze Breite von Oblivion verlief. Der Gletscher war in der Mitte durchgebrochen! Er betrachtete eine Spalte, die vermutlich viele Hundert Meter tief war. Die Weltarmee war auf einer Seite davon und die Alten saßen auf der anderen Seite fest. Dutzende von feindlichen Soldaten, die den Flüchtenden auf den Fersen gewesen waren, stürzten in die Tiefe. Er sah sie fallen wie schwarze Krümel, die von einem Tisch gefegt wurden. Natürlich waren unter den Kreaturen auch welche, die fliegen konnten. Diese Krieger, die aus Insekten bestanden. Einige der Gestaltwechsler. Aber anscheinend verwirrte sie, was gerade passiert war, denn sie blieben zurück.
    Die Überreste der Weltarmee kamen näher. Fast die Hälfte von ihnen – vielleicht sogar mehr als tausend -war getötet worden. Die Schlacht war verloren. Aber sie hatten es einem Wunder, einer Laune der Natur, zu verdanken, dass es kein Totalverlust war.
    Scarlett, die nicht weit entfernt stand, wusste genau, was passiert war. Es war Matt. Nur er war in der Lage, so etwas zu tun. Er musste stärker geworden sein, wenn er jetzt sogar ein ganzes Schelf in zwei Teile sprengen konnte! Sie fragte sich, ob seine Kräfte überhaupt noch Grenzen kannten. Wenn er noch etwas Zeit bekam, würde er die Festung vielleicht ganz allein einnehmen können.
    „Commander …?“ Einer der Offiziere war gekommen und wartete auf neue Befehle.
    Cain schüttelte nur den Kopf und ging zurück ins Zelt.

20
     
     
    Es war eine Katastrophe. Die Liste der Toten nahm kein Ende und in den Feldlazaretten wurde ohne Pause gearbeitet, um den Verwundeten zu helfen. Den ganzen Nachmittag über nahmen die Ärzte Operationen vor und amputierten Gliedmaßen, und als die Uhren anzeigten, dass es Nacht geworden war, hatten sie keine Betäubungsmittel, kein Verbandmaterial und auch sonst keine medizinischen Vorräte mehr. Aber sie arbeiteten trotzdem weiter im antarktischen Licht und behalfen sich mit Alkohol und Streifen aus zerrissenen Laken. Die Ärzte sahen sich grauenvollen Verletzungen gegenüber und das Schlimmste daran war, dass sie den Menschen absichtlich zugefügt worden waren -nicht um sie zu töten, sondern um sie leiden zu lassen. Die Zelte waren überfüllt mit Männern und Frauen, die mit einem Wundschock auf den Feldbetten lagen. Schwestern und Pfleger überprüften ständig, wer noch lebte und wer gestorben war, und brachten die Toten leise hinaus, um sie außer Sichtweite im Schnee zu begraben.
    Diejenigen, die noch laufen konnten, hatten sich auf die Boote und Schiffe zurückgezogen. Es war die Rede von einer Massen-Evakuierung. Ein weiterer Angriff auf die Festung kam natürlich nicht infrage. Die Weltarmee war von Anfang an zahlenmäßig unterlegen gewesen. Doch jetzt waren nur rund tausend von ihnen übrig und ihre größte Angst war, dass die Alten ihren Vorteil nutzen und einen Gegenangriff starten würden. Wenn das geschah, waren sie erledigt. Sie hatten kaum noch Munition. Nur wenige hatten die Kraft oder den Mut für einen weiteren Kampf. Sie wollten nur noch eines: diesen schrecklichen Ort so schnell wie möglich verlassen. Die meisten wünschten sich, niemals hergekommen zu sein.
    Als Matt, Scarlett, Richard und Lohan zum Airbus zurückkehrten, kam ihnen der Pilot auf den Eisstufen entgegen. Er hatte einen Koffer dabei und sah blass und erschöpft aus.
    „Viel Glück“, sagte er und seine Verbitterung war nicht zu überhören. „Ich ziehe um – in eine Koje auf der Pole Star. Es macht keinen Sinn mehr, noch länger hier abzuhängen.“
    „Wo ist Zack?“, fragte Scarlett.
    „Schon weg.“
    Es gab nichts mehr zu sagen. Larry drängte sich an ihnen vorbei und eilte in Richtung Klippe, von der aus ein Pfad nach unten führte.
    Die vier kehrten zurück in die obere Kabine. Das untere Stockwerk des Flugzeugs war leer und die Metallwände mit den schneebedeckten Fenstern erstreckten sich in die Dunkelheit. Zumindest war noch etwas zu essen da und Richard sorgte für eine Mahlzeit aus Dosensuppe, Dosenobst, Käse und Crackern. Beim Essen sprach keiner von ihnen ein Wort. Richard war voller Wut. Wieso hatte der Commander nicht auf Matt gehört?

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