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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 6 - Feuerfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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war das der Plan der Alten. Aber sogar jetzt noch, nachdem alles so schiefgegangen war, hatte er einen kleinen Funken Hoffnung. Das war ihm sofort bewusst gewesen, als er die Augen geöffnet hatte.
    Sie hatten ihn durchsucht, nachdem sie ihn hergeschleift hatten. Sie hatten ihm die Pistole abgenommen. Aber so unglaublich es klang, sie hatten seine andere Waffe übersehen, das Messer, das die Inka ihm gegeben hatten – den goldenen tumi. Er steckte immer noch in seinem Gürtel, unter der Jacke, wo er ihn immer trug. Jetzt zog er das Messer heraus, drehte es in den Händen und betrachtete sein Spiegelbild in der glänzenden Klinge. Es war ein Kunstwerk mit einer in den Griff eingeschnitzten Inka-Gottheit und eingelegten Halbedelsteinen. Und natürlich war es kein Zufall, dass es weder von den Fliegensoldaten noch von den Gefängniswärtern gefunden worden war. Das war das Geheimnis des Messers. Es konnte nicht gefunden werden. Die Inka hatten es ihm vor einer gefühlten Ewigkeit gegeben. Und trotzdem hatte er es noch. Er erinnerte sich wieder an die kurze Begegnung mit Atoc, als sie das Eisschelf überquert hatten. Sie hatten zwar nicht miteinander gesprochen, aber vielleicht war Atoc nur dort aufgetaucht, um Richard daran zu erinnern, was sie ihm gegeben hatten. Eines war jedenfalls sicher: Richard brauchte sein Messer jetzt mehr denn je.
    Es war alles, was er noch hatte. Er steckte es wieder weg und ihm wurde klar, dass seine geistige Gesundheit davon abhing. Gut möglich, dass die Alten ihn bereits abgeschrieben hatten, aber sie hatten ihren ersten Fehler gemacht – was ihm bewies, dass sie doch nicht so allmächtig waren, wie sie dachten. Früher oder später würde jemand in seine Zelle kommen und dann würde derjenige eine Überraschung erleben. Richard wollte nicht kampflos untergehen. Er würde sich viel besser fühlen, wenn er einen oder zwei von denen mitnahm.
    Und wenn sie nicht kamen, wenn sie ihn hier verrotten lassen wollten, würde ihm sein Messer ein schnelleres Ende ermöglichen, als sie es für ihn geplant hatten. Auch das war irgendwie tröstlich.
    Richard saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden und beobachtete die Tür. Er war noch nicht geschlagen. Seine Chance würde kommen – ganz sicher.
    Commander Cain saß an seinem Schreibtisch an Bord der US Pole Star und dachte an seine Familie, seine Karriere, sein Land und seine Religion … an alles, was ihn davon abhielt, über die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden nachdenken zu müssen. Er war allein in einem Raum, der eher an eine Suite in einem Luxushotel erinnerte als an eine Kabine auf einem Flugzeugträger. Die Wände waren grün tapeziert, die Lampen und Möbel antik. Rote Samtvorhänge, die von der Decke bis zum Boden reichten, verbargen die Bullaugen. Eine Tür führte in das angenehm große Schlafzimmer. Der Commander hatte sogar ein eigenes Badezimmer. Ohne das ständige leichte Schaukeln unter seinen Füßen hätte er vergessen können, dass er sich auf See befand.
    Er hätte nicht in die Antarktis kommen dürfen. Bei seinem Aufbruch in Pensacola, Florida, hatte er eine Mission gehabt – er wollte nicht nur sein Land retten, sondern die ganze Welt. Es spielte keine Rolle, dass er keinen offiziellen Marschbefehl bekommen hatte. Soweit er wusste, war ohnehin niemand mehr da, der über den entsprechenden Rang verfügte. Während sein Schiff in Florida vor Anker lag, hatte sich ein Viertel seiner Mannschaft aus dem Staub gemacht. Die Männer waren einfach nach Hause gegangen. Mit jedem Tag verschwanden ein paar mehr. Der Zerfall der Vereinigten Staaten, ausgelöst durch katastrophale Hungersnöte und Aufstände, war nicht aufzuhalten. Die Politiker hatten einander jahrelang gegenseitig die Schuld zugeschoben, aber nichts getan, und irgendwann waren sie nicht mehr da und auch nicht mehr von Bedeutung. Es waren Männer wie David Cain, die das Kommando übernehmen mussten. Zumindest hatte er das an dem Tag geglaubt, als er den Anker gelichtet und sich auf den Weg nach Süden gemacht hatte. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher.
    Er war nicht vorbereitet gewesen – aber nichts auf der Welt hätte ihn auf das vorbereiten können, was er in Oblivion erlebt hatte. Das Verrückte daran war, dass Cain überzeugt war, nichts falsch gemacht zu haben. Er hatte einen Angriff befohlen, der ihn seine halbe Armee gekostet hatte. Er hatte den einen Menschen getroffen, der ihm hätte helfen können – den Anführer der Torhüter –, und

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