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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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allzu großen Sorgen, solange ich nur wußte, daß es mir gelingen würde, dort hinzukommen.
    Und ich wußte, daß ich hinkommen würde. Ich ging wieder zurück in die andere Kabine und zeigte ihm noch mal meine Special. »Also weiter«, sagte ich. »Ich werde Ihnen helfen, aber beim ersten Trick, den Sie versuchen, nehme ich Ihnen mit einer Kugel den Blinddarm ‘raus.«
    Er wußte, wer ich war. Er wußte genau, daß ich’s ihm wirklich besorgen und dann abhauen konnte. Aber er warf mir nicht einmal einen kurzen Blick zu, sondern steuerte ruhig weiter.
    Vier bis fünf Meilen mußte er ungefähr gefahren sein. Es war stockdunkel, und er hatte keine Positionslampen gesetzt, aber er wußte genau, wohin er wollte. Plötzlich stoppte er und sagte: »Wir sind da.«
    Ich ging mit ihm an Deck und sah überhaupt nichts. Bloß die Lichter weit hinten am Strand und rings um uns her das Wasser. Hol mich der Teufel, ich sah einfach nirgends ein Boot.

    61

    »Wo ist es?« fragte ich ihn.
    »Wo ist was?«
    »Ihr Schiff?«
    »Dort unten.« Er deutete über Bord.
    »Was, zum Teufel, haben Sie? Ein Unterseeboot oder etwas anderes?«
    »Etwas anderes.« Er beugte sich über die Reling. Seine Hände waren leer; er tat nichts anderes, als sich einfach hinausbeugen. Und, so wahr mir Gott helfe, plötzlich kam das verdammte Ding aus dem Wasser herauf. Wie so eine Art großer, silberner Ball, mit einem Deckel oben drauf.
    Den Deckel sah ich erst, als er sich öffnete. Und es kam längsseits geschwommen, so daß er die Gangplanke hinüber auf den Dekel schieben konnte.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Ich helfe Ihnen. Es wird nicht lange dauern.«
    »Sie glauben, ich trage Ihnen das Zeug über diese lausige Planke?«
    »Keine Sorge, Sie können nicht fallen. Es ist magno-meschiert.«
    »Was, zum Teufel, hat das nun wieder zu bedeuten?«
    »Ich zeige es Ihnen.«
    Er ging über die Planke und kletterte in das Ding, noch ehe ich überhaupt einen Versuch machen konnte, ihn zurückzuhalten. Die Planke bewegte sich dabei um keinen einzigen Zentimeter.
    Dann kam er wieder heraus. »Kommen Sie. Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben.«
    »Wer hat Angst?«
    Aber ich hatte Angst, mächtige Angst. Denn jetzt wußte ich, wer er war. Ich hatte in diesen Tagen eine Menge Zeitungen gelesen, und alles über diese Kriegsgerüchte. Die Kommunisten mit ihren neuen Waffen und all dem Zeug – nun, er war einer von ihnen. Kein Wunder, daß er mit den Millionen 62

    einfach so um sich warf.
    Also nahm ich mir vor, meine Pflicht fürs Vaterland zu tun.
    Ich schleppte die lausigen Bilder zu ihm an Bord. Ich wollte einen Blick in dieses Unterseeboot werfen. Aber als ich fertig war, war ich zu dem Schluß gekommen, daß er nicht nach Rußland oder sonstwo hinfahren würde. Ich würde das auf jeden Fall verhindern.
    Ja, so machte ich es also. Ich half ihm, die ganzen Sachen in das U-Boot zu schleppen.
    Dann änderte ich meine Meinung wieder. Er war kein Russe.
    Er war überhaupt nichts von dem, was ich mir vorstellen konnte. Höchstens ein Erfinder. Denn das Ding, das er hatte, war einfach verrückt.
    Es war innen völlig hohl. Ganz hohl, nur mit einer dünnen Wand herum. Ich schwöre, da war weder Platz für eine Maschine noch sonst etwas. Gerade genug Platz, um das Zeug zu verstauen, und dann blieben vielleicht noch zwei bis drei Stehplätze übrig.
    In dem ganzen Ding gab es auch kein elektrisches Licht, aber es war trotzdem hell. Und zwar taghell. Tageslicht. Ich weiß, was ich sage. Ich kenne Neon und all die Sachen. Das war etwas anderes. Etwas völlig Neues …
    Instrumente? Nun, es hatte auf einer Seite ein paar Schlitze, aber die waren unten am Boden. Man mußte sich hinlegen, um zu sehen, wie das funktionierte. Und er beobachtete mich dauernd, also wollte ich nichts riskieren und nicht zu neugierig wirken. Ich dachte mir, das sei gesünder so.
    Ich hatte Angst, weil er keine Angst hatte.
    Ich hatte Angst, weil er kein Russe war.
    Ich hatte Angst, weil es einfach keine runden Bälle gibt, die im Wasser schwimmen und an die Oberfläche kommen, wenn man sie bloß anschaut. Und weil er mit seinem Geld von nirgendwo gekommen war und jetzt mit den Gemälden nach nirgendwo verschwand. Ich verstand überhaupt nichts mehr –

    63

    außer einem: Ich wollte raus! Ich wollte nur noch weg!
    Vielleicht glauben Sie, ich sei verrückt, aber das ist nur, weil Sie noch nie in einem schwimmenden Ball gewesen sind, der sich überhaupt nicht bewegt und nicht schaukelt, wenn

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