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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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nicht.« Er schwang sich vom Behandlungs-tisch. »Wer bekommt dieses Protokoll?«
    »Die Polizei.«
    »Nein!«
    »Bitte, Mr. Smith! Ich bin gesetzlich verpflichtet …«
    »Nehmen Sie das.«
    Mit seiner rechten Hand fischte er etwas aus seiner Tasche 66

    und warf es auf meinen Schreibtisch. Ich starrte darauf. Ich hatte noch nie in meinem Leben eine Fünftausend-Dollar-Note gesehen, und sie war es wert, angestarrt zu werden.
    »Ich gehe jetzt«, sagte er. »Genau genommen bin ich ohnedies niemals hier gewesen.«
    Ich zuckte die Schultern. »Wie Sie wünschen«, bedeutete ich ihm. »Aber da ist noch etwas …«
    Ich langte in die linke obere Schublade meines Schreibtisches und zeigte ihm, was ich darin verborgen hatte.
    »Dies ist eine 22er, Mr. Smith«, sagte ich. »Eine Damen-pistole. Ich habe sie noch nie benutzt, außer beim Scheiben-schießen. Es täte mir leid, wenn ich sie heute zum erstenmal benutzen müßte, aber ich muß Ihnen zur Warnung sagen, daß Sie, wenn ich es tue, Schwierigkeiten mit Ihrem rechten Arm haben werden. Als Ärztin kann ich meine Schießkünste mit meinen anatomischen Kenntnissen kombinieren. Sie verstehen?«
    »Ja, ich verstehe. Aber Sie verstehen nicht. Sehen Sie, Sie müssen mich gehen lassen. Es ist sehr wichtig. Ich bin kein Krimineller.«
    »Das hat auch niemand behauptet. Aber Sie werden einer sein, wenn Sie versuchen, das Gesetz dadurch zu umgehen, daß Sie sich weigern, meine Fragen für dieses Protokoll zu beantworten. Es muß innerhalb von vierundzwanzig Stunden in den Händen der Behörden sein.«
    Er lächelte. »Sie werden es niemals lesen.«
    Ich seufzte. »Lassen Sie uns doch nicht debattieren. Und greifen Sie auch nicht in Ihre Tasche.«
    Er lächelte mich an. »Ich habe keine Waffe. Ich möchte nur Ihre Gebühr erhöhen.«
    Wieder flatterte ein Schein auf meinen Tisch. Zehntausend Dollar. Fünftausend plus Zehntausend macht Fünfzehntausend.
    Es summierte sich.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Für eine junge Ärztin, die eben 67

    dabei ist, sich ihre Existenz aufzubauen, mag all das sehr verlockend erscheinen – aber ich habe nun mal zufällig eine ziemlich altmodische Auffassung von solchen Dingen. Außerdem glaube ich kaum, daß mir jemand dieses Geld wechseln würde, denn die Zeitungen sind ja voll von aufregenden Berichten über …«
    Plötzlich schluckte ich. Fünf- und Zehntausend-Dollar-Scheine. Das paßte. Ich lächelte ihn über den Schreibtisch hinweg an. »Wo haben Sie die Gemälde, Mr. Smith?« fragte ich.
    Jetzt war es an ihm, zu seufzen. »Bitte, fragen Sie mich nicht. Ich möchte niemandem weh tun. Ich möchte nur gehen, ehe es zu spät ist. Sie waren sehr freundlich zu mir. Ich bin Ihnen dankbar. Nehmen Sie das Geld und vergessen Sie den Vorfall. Dieses Protokoll ist Unsinn, glauben Sie mir.«
    »Ihnen glauben? Während das ganze Land in Aufruhr ist wegen der gestohlenen Meisterwerke, und mit den Kommunisten, die sich praktisch schon unter unseren Betten verstecken? Vielleicht ist es nur weibliche Neugierde, aber ich möchte es wissen.« Ich zielte sorgfältig. »Dies hier ist kein Plauderstündchen, Mr. Smith. Entweder Sie reden, oder ich schieße.«
    »Na schön. Aber es bringt uns nicht weiter.« Er beugte sich vor. »Sie müssen das glauben. Es hilft nichts. Ich könnte Ihnen die Gemälde zeigen, ja. Ich könnte sie Ihnen geben. Aber es würde überhaupt nichts helfen. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden werden sie ebenso wertlos sein wie das Protokoll, das Sie aufnehmen wollten.«
    »O ja, das Protokoll. Wir könnten eigentlich gleich damit anfangen«, sagte ich. »Trotz Ihrer ziemlich pessimistischen Prognose. So wie Sie reden, könnte man ja fast glauben, die Bomben würden schon morgen fallen.«
    »Das werden sie auch«, bedeutete er mir. »Hier und überall.«
    »Sehr interessant.« Ich nahm die Waffe in meine Linke und 68

    griff mit der Rechten nach dem Kugelschreiber. »Aber jetzt zum geschäftlichen Teil. Ihren Namen, bitte. Ihren wirklichen Namen.«
    »Kim Logan.«
    »Geburtsdatum?«
    »25. November 2903.«
    Ich hob die Waffe. »Der rechte Arm«, sagte ich. »Genau durch den Trizeps. Es wird weh tun.«
    »25. November 2903«, wiederholte er. »Letzten Sonntag bin ich um zehn Uhr abends nach Ihrer Zeit hier angekommen.
    Heute abend um neun Uhr werde ich wieder zurückreisen. Es ist ein 169-Stunden-Zyklus.«
    »Wovon sprechen Sie überhaupt?«
    »Mein Gerät liegt draußen in der Bucht. Die Gemälde und Manuskripte habe ich dort

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