Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
ich außerdem unruhig.
Dahingerafft von dem, was sie neben Vicodin und Viagra noch alles durch meinen Körper pumpen.
Gequält von unruhigen Träumen, in denen ich mal Mensch, mal Wolf, mal etwas dazwischen bin.
Die wahren Albträume beginnen jedoch, wenn ich an der Grenze zwischen Finsternis und Schlaf entlangtaumle und sie mich zugedröhnt auf den Tisch schnallen …
*
»Was meinst du? Ob’s geklappt hat?«
Ich öffne meine Augen, soweit ich kann.
Ist nicht weit.
Bin total erledigt.
Irgendein neuer Drogencocktail, schätze ich.
Sierra steht vor mir.
Über mir.
Reibt sich über den Bauch.
Ich reagiere nicht.
Sage nichts.
Denke nichts.
Fühle nichts.
Zumindest rede ich mir das ein.
Sierra lacht leise, und im nächsten Moment spüre ich ihre zarten Finger auf meinem dichten Bart.
Der Gedanke, dass sie mich anfasst, genügt, damit ich beinahe kotze.
Schätze, ich gewinne den Kampf gegen die Übelkeit nur, weil ich zu ausgelaugt bin, um mich zu übergeben.
Zu schwach, um mir den Rest Seele aus dem Leib zu kotzen.
Wird ohnehin nicht mehr viel da sein.
»Nein«, murmle ich schwach, als Sierra schon eine ganze Weile fort ist und mich in der isolierten Finsternis meines Gefängnisses zurückgelassen hat.
Es dauert noch länger, bis ich bemerke, dass mir Tränen und Rotz über das Gesicht und den Bart laufen.
*
»Es klappt einfach nicht.«
Sierra klingt frustriert.
»Ich hab dir gleich gesagt, dass ein Streuner nichts taugt«, sagt eine Männerstimme, die ich zum ersten Mal höre.
Vielleicht hab ich sie auch schon mal gehört.
Kann mich nicht erinnern.
»Dann müssen wir uns einen anderen suchen.«
»Sieht so aus.«
»Ich hatte so ein gutes Gefühl!«
»Du hast wieder nur auf die Optik geachtet, Liebes.«
»Sehr witzig, Michael.«
»Nicht wahr? Was machen wir mit ihm?«
»Na, was wohl? Sag Dean und Robert Bescheid.«
»Du bist der Boss.«
Leise Schritte entfernen sich.
Sierra und ich sind wieder allein.
Ich weiß, dass sie mich ansieht.
Mehrere Minuten vergehen.
Keiner sagt ein Wort.
»Tut mir leid«, flüstert sie irgendwann leise und küsst mich zärtlich auf die rissigen, bartgerahmten Lippen.
Dann bin ich wieder allein.
*
Ich kriege am Rande mit, wie der nach Diesel stinkende alte Pick-Up schaukelnd zum Halten kommt.
Jemand zieht die schmierige Plane weg, unter der ich auf der gesamten Fahrt über gelegen habe.
»Aufwachen, Prinzessin. Wir sind da.«
Zwei Paar Hände greifen grob nach mir und zerren mich von der Ladefläche.
Ich stürze zu Boden, zu schwach, um zu stehen.
»Sieh dir das an, Dean. So ’ne Lusche.«
Sie packen mich und schleifen mich ein Stück weiter.
Dann lassen sie mich fallen.
Kiefernnadeln stechen mir in die nackte Haut.
Der Geruch von Erde steigt mir in die Nase.
Einer der Kerle, die mich hier raus ins Nirgendwo gefahren haben, zieht etwas aus dem Hosenbund.
Dauert eine kleine Ewigkeit, bis ich raffe, dass es sich dabei um einen Revolver handelt.
»Wollen wir ihn wirklich abknallen? Ich wette, wenn wir ihn so hier liegen lassen, übersteht er nicht mal die nächste Stunde, was meinst du?«
»Denkst du, er erfriert?«
»Ich hatte eher an ’nen Bären gedacht.«
»Oh. Auch schön. Aber Michael hat gesagt, wir sollen sicher gehen. Umlegen und vergraben.«
»Ich weiß. Wäre aber cool. Wir könnten da hinten parken und ein Weilchen warten. Unterm Sitz steht noch ein Sixpack.«
»Hab noch nie gesehen, wie jemand von ’nem Bären gefressen wird. Denkst du, der Bär würde mit seinen Eiern anfangen?«
»Kann schon sein. Wenn er so schwul ist wie du.«
»Wichser.«
Ich blende ihr Gelaber aus, das in der Tour weitergeht, und versuche, mich auf den Wolf zu konzentrieren.
Zunächst denke ich, dass ich hier draußen ganz allein mit den beiden Volltrotteln und ihrer Knarre bin.
Dass noch zu viele Drogen in mir zirkulieren.
Da jedoch erhasche ich einen Hauch von Wolf in der kalten Finsternis, angelockt von der Luft und den Gerüchen, die nach meiner Gefangenschaft anfangs wie ein Schock für mich waren, als ich schlotternd und schluchzend auf der Pritsche lag.
Komm schon, du Mistviech.
Lass mich jetzt nicht im Stich.
Ich hab schon ein paar Mal Todesangst verspürt in meinem Leben, und es ist auch nicht das erste Mal, dass jemand eine Waffe auf mich richtet und die Absicht hat, abzudrücken.
Das sind normalerweise die Momente, die dem Wolf gehören.
Ob Vollmond oder nicht.
Das ist seine Bühne.
Seine Show.
Aber so, wie’s aussieht, ist
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