Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horror Factory 10 - Rachegeist

Horror Factory 10 - Rachegeist

Titel: Horror Factory 10 - Rachegeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
Vom Netzwerk:
denke?«
    »Komm schon. Lass die Spielchen.«
    »Miau?«
    Jetzt wird es mir zu blöd.
    Ich schlage wirkungslos nach der Katze.
    Sie zuckt nicht einmal zurück.
    Dafür lacht sie wieder ihr schnurrendes Katzenlachen.
    Diesmal macht es mich rasend.
    »Verpiss dich!«, brause ich auf. »Und hör verdammt noch mal auf, anderen Leuten in den Garten zu scheißen!«
    Keine Ahnung, wieso ich das sage.
    Ist ja wohl nicht mehr mein Problem.
    Bevor das Mistviech antworten kann, wirble ich davon und zische ins Haus.
    Rausche so schnell durch Gang und Treppenhaus, dass die Wände seitlich wie die Lichter in einem Tunnel verwischen.
    Marc liegt nackt im Bett und telefoniert.
    »Ja. Genau. Er bat mich, es für ihn zu Ende zu schreiben. Es war rührend. Eine große Ehre. Ja. Definitiv. Wir sollten uns treffen. Dylan war ein besonderer Mensch, und das muss ein besonderes Buch werden. Nicht nur ein Buch unter vielen. Richtig. Ja. Ja. Super. Alles klar. Bis dann.«
    Ich möchte ihn auf der Stelle kaltmachen.
    Und da bietet mir der ahnungslose Hurensohn wie aus dem Nichts so etwas wie die perfekte Gelegenheit.
    Vielleicht.
    Er geht nach nebenan ins Bad, wo Elizabeth unter der Dusche steht.
    Erst denke ich, er hat noch nicht genug, und beschimpfe ihn ungehört.
    Dann aber fragt er Elizabeth, die sich die Haare shampooniert, wo ich meine Rasiersachen aufbewahre.
    Sie sagt es ihm, und kurz darauf steht Marc am Waschbecken vor dem Spiegel, bestückt den Rasierer mit einer neuen Klinge und seift sich das Gesicht mit meinem Rasierschaum ein.
    Sobald er den Rasierer an seinen Hals setzt, bin ich an ihm dran.
    Wie ein Hund an einem Knochen.
    Ich konzentriere mich auf die Klinge, als wäre sie der Mittelpunkt des Universums.
    Das ist meine Chance.
    Unter Umständen meine einzige.
    Die Beste, die ich kriegen werde.
    Wenn es mir gelingt, nur für einen flüchtigen Augenblick Einfluss auf den Druck und den Kurs der Klinge zu nehmen, könnte ich schon hier und jetzt meine Rache an Marc bekommen.
    Ihn eiskalt abservieren.
    All mein Denken kreist um den Rasierer, der über Marcs Kehle schabt.
    Ich gebe mich voll und ganz meiner Mordlust hin.
    Es gibt nur noch mich und das Messer an Marcs Hals.
    Mich.
    Marc.
    Rasierer.
    Blut.
    Tod.
    Rache.
    Plötzlich habe ich das Gefühl, etwas zu spüren.
    Nur eine Winzigkeit.
    Die Ahnung einer Veränderung.
    Und Marc gibt wahrhaftig einen Schmerzenslaut von sich und drückt das Handtuch gegen seinen Hals.
    Ich allein höre mich jubeln.
    Genugtuung durchzuckt mich.
    Alles in mir dürstet danach, Marcs Todeskampf zu sehen.
    Wie er sich am Boden windet und das Blut aus ihm heraussprudelt.
    Leider flucht er nur leise vor sich hin.
    Kein Anzeichen von Panik oder Todesangst.
    Ich wirble um ihn herum.
    Strecke meinen Kopf aus dem Spiegel und schaue mir seinen Hals ganz genau an.
    Schade.
    Nichts Dramatisches.
    Bloß ein kleiner Schnitt.
    Etwas ganz Alltägliches.
    Wahrscheinlich kann ich ihn nicht mal mir anrechnen.
    Purer Zufall.
    Oder?
    Ich weiß es nicht.
    Ich weiß nur:
    Ich bin meiner Rache noch genauso fern wie zuvor.
    Zögernd schwebe ich nach nebenan.
    In die geräumige Duschkabine.
    Ein Teil von mir wünscht sich, dass die Schwaden aus heißem Dampf mich sichtbar machen.
    Doch obgleich ich so dicht vor ihr stehe, dass ich die kleinen Tropfen zwischen ihren Brüsten sehen kann, zeigt Elizabeth keine Reaktion.
    Ob Marc schon herausgefunden hat, dass sie an der Stelle besonders empfindlich ist?
    Bestimmt.
    Ich strecke den Arm aus.
    Meine Finger gleiten durch ihren Körper hindurch.
    Ich ziehe mich zurück und sehe Elizabeth beim Duschen zu, bis ich es nicht mehr ertragen kann.
    Ehe ich weiß, was ich da überhaupt tue oder wie ich es anstelle, folge ich dem Seifenschaum durch den Abfluss.
    Das Abwassersystem wirkt eng, aber nicht beengend.
    Zunächst folge ich dem Wasser im Rohr, statt durch die Schichten aus Stein und Holz und Metall zu gleiten.
    Was auch immer das über meine jetzige Form und die Natur des Geisterwesens im Allgemeinen sagt.
    Am Ende nehme ich doch eine andere Abzweigung und gleite wieder nach oben.
    Das Gefühl der Enge verfliegt sofort.
    Ich erreiche das Dach.
    Schwebe knapp über den Schindeln und tue so, als würde ich mich an den Wetterhahn krallen, während ich über das Anwesen blicke, das nun bloß noch mein Erbe ist.
    Die Vogelperspektive schmeichelt dem großzügigen, ins Grüne gebauten Anwesen.
    Und ehrlich gesagt, bestätigt es voll und ganz die Vorurteile gegenüber der Reichen von

Weitere Kostenlose Bücher